Das einfache Leben ohne viel Schnickschnack – zumindest für die Dauer eines Urlaubs. Das scheint ein Reisetrend im kommenden Jahr zu sein.

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Krieg, gesellschaftliche Polarisierung, Inflation und Klimawandel: Die Reisetrends für 2023 würden die globale gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Situation widerspiegeln, in der wir uns derzeit befinden, resümiert die Buchungsplattform Booking.com. Sie hat eine Studie in Auftrag gegeben, bei der mehr als 24.000 Reisende in 32 Ländern befragt wurden, und diese mit ihren eigenen Erkenntnissen kombiniert.

So wurde zum Beispiel festgestellt, dass Reisende trotz der skizzierten Herausforderungen optimistisch auf das kommende Jahr blicken: Fast drei Viertel (72 Prozent) der Befragten sind der Meinung, dass sich das Reisen trotz Unsicherheiten immer lohnt. Auch wenn viele im Wiegel-Wogel sind, wie man Urlaub und die Härten des Alltags unter einen Hut bringen kann. Die Reiseprognosen scheinen diese zwiespältige Stimmung aufzugreifen.

Das sind also die Trends für 2023:

Urlauben wie ein Prepper

Booking prognostiziert, dass ein Urlaub "off the grid" im kommenden Jahr besonders gefragt sein wird. Reisende werden nach elementaren Erfahrungen suchen: Nach ein paar chaotischen Jahren wünschten sich die Leute einen Urlaub, der ihnen hilft, der Realität zu entfliehen (55 Prozent) und abzuschalten, wobei nur das Nötigste vorhanden sein muss (44 Prozent), heißt es.

Tatsächlich gaben 58 Prozent an, dass sie das Reisen im Jahr 2023 als Chance nutzen möchten, um Überlebensfähigkeiten zu erlernen – 39 Prozent gaben sogar an, dass sie das als Gelegenheit sehen, sich auf die Apokalypse vorzubereiten. Laut Booking können wir daher mit neuen Unterkünften für ausgebrannte Stadtbewohner rechnen, die nach Einfachheit suchen – mit getarnten Hütten, Lagerfeuerküche und Erfahrungen, die Reisende lehren, sich selbst zu versorgen.

Virtuelle Reisen

Fast die Hälfte der Befragten (43 Prozent) gab an, dass sie sich im Jahr 2023 in virtuelle Welten begeben wird, um sich dort für ihren nächsten Urlaub inspirieren zu lassen. Während 35 Prozent daran interessiert sind, mehrtägige VR-Reiseerlebnisse zu unternehmen.

Booking sagt zudem voraus, dass Reisen im Jahr 2023 ernsthaft im Metaversum stattfinden werden. Reisende werden in der Lage sein, im Metaversum nachgebildete Reisewelten zu testen, bevor sie sie in der Realität buchen.

Nach 2023 werden virtuelle Reisen dank der Fortschritte im Bereich des haptischen Feedbacks – der Nutzung von Berührungen zur Kommunikation mit Nutzern – viel immersiver werden und ein glaubwürdiges Gefühl von 3D-Berührung vermitteln, wie das Gefühl von weichem Sand und der Wärme der Sonne, heißt es.

Vergnügen außerhalb der Komfortzone

Die Hälfte der Befragten gab an, dass sie das Jahr 2023 dazu nutzen will, einen "kompletten Kulturschock" zu erleben. Das kann eine Reise in ein Land sein, das völlig andere kulturelle Erfahrungen und Sprachen bietet (51 Prozent), oder die Erkundung weniger bekannter Städte (30 Prozent).

Fast drei Viertel der Befragten (73 Prozent) meinten, dass sie sich darauf freuen, eine Reise zu erleben, die sie an ihre Grenzen bringt. Interessanterweise gaben 38 Prozent der Reisenden an, dass sie ihren Urlaub für Ufo- oder Alien-Spotting-Touren nutzen würden. Laut Booking wird der Trend zu "kulturerschütternden" Reisen dazu führen, dass die Menschen im Jahr 2023 alle Vorsicht fahren lassen – 28 Prozent der Befragten gaben an, dass sie ein One-Way-Ticket kaufen und ihrem Instinkt folgen wollen, wohin auch immer der sie führt.

Die gute alte Zeit

Die Studie von Booking zeigt, dass viele Reisende den Wunsch haben, in die vordigitale Ära zurückzukehren, darunter auch Millennials und Befragte aus der Generation Z, von denen viele diese Ära nicht erlebt haben. 88 Prozent gaben an, dass sie im Jahr 2023 Reiseerfahrungen machen wollen, die sie an "einfachere" Zeiten erinnern. Da viele Millennials inzwischen Eltern sind, prognostiziert Booking eine Zunahme von Reisen zu Destinationen, die in den 1980er- und 1990er-Jahren beliebt waren, wo sie eine Unterkunft buchen können, die sie in ihre eigenen Ferien als Kind zurückversetzt.

Mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) gab außerdem an, dass "Reisen zu Familientreffen", an denen mehrere Generationen teilnehmen, ganz oben auf ihrer Urlaubsagenda für 2023 stehen.

Drogen, Sex und Schweigegelübde

Laut Booking werden spezielle Wellnessreisen im Jahr 2023 besonders beliebt sein, da Reisende auf weniger konventionelle Art und Weise Ruhe und Vergnügen finden wollen. Zwei von fünf Befragten gaben an, dass sie im Jahr 2023 in ein Schweige-Retreat einchecken möchten, während 42 Prozent eine Pause einlegen und sich auf bestimmte Themen wie psychische Gesundheit oder Wendepunkte im Leben wie Menopause oder Schwangerschaft konzentrieren möchten.

Darüber hinaus gaben 36 Prozent an, dass sie eine spirituelle Reiseerfahrung mit psychoaktiven Substanzen wie Cannabis oder anderen Psychedelika machen wollen, die immer mehr zum Mainstream werden dürften. 36 Prozent der Reisenden waren daran interessiert, einen Urlaub zu machen, bei dem das sexuelle Wohlbefinden im Mittelpunkt steht. Booking prognostiziert, dass einschlägige Erfahrungen in polyamorösen Retreats, Bondage-Camps und Resorts, die sich der Erkundung spezifischer Fetische und Kinks in einem sicheren Raum fern von zu Hause widmen, im Jahr 2023 beliebter werden könnten. (red, 9.11.2022)