Bei "Nicht-interventionellen Studien" können Ärztinnen und Ärzte Geld dafür erhalten, bereits zugelassene Medikamente zu verschreiben und Nebenwirkungen zu dokumentieren.

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Wien – Haben Ärztinnen und Ärzte bis vor kurzem im Rahmen spezieller Studien Geld von der Pharmaindustrie erhalten, so schien dies in einem Register im Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (Basg) auf. Die Meldepflicht für diese Studien wurde jedoch Mitte Oktober aufgehoben und das Register mit sofortiger Wirkung eingestellt, kritisierte Transparency International Austria (TI-Austria) am Dienstag in einer Aussendung.

Patientinnen und Patienten hätten das Recht zu erfahren, ob ihre Ärztinnen und Ärzte für die Verschreibung eines speziellen Medikamentes von der Pharmaindustrie Geld erhalten, betonte Claudia Wild, Leiterin des Austrian Institute for Health Technology (AIHTA) und Expertin bei TI-Austria.

"Rückschritt in dunkle Zeiten der Intransparenz"

Konkret handle es sich um "nichtinterventionelle Studien" (NIS), manchmal auch Anwendungsbeobachtungen genannt. Dabei werden Wirkungen und Nebenwirkungen von bereits zugelassenen Medikamenten weiterhin erfasst. Es könne sich dabei um echte Studien oder um reine Marketingmaßnahmen handeln, erläuterte Wild. So würden Ärzte Geld erhalten, wenn sie das Medikament verschreiben und eventuelle Nebenwirkungen erfassen. "Die nunmehrige Einstellung des Registers ist ein Rückschritt in die dunklen Zeiten der Intransparenz der Arzt-Industrie-Beziehungen", ergänzte Wild.

TI-Austria habe dem Bundesminister ein "Empfehlungspapier für mehr Informationstransparenz im österreichischen Gesundheitswesen" übermittelt, erklärte TI-Austria-Vorstandsvorsitzende Eva Geiblinger. Dieses Papier befasse sich auch mit der Verbesserung des NIS-Registers. "Statt einer Verbesserung nun eine Einstellung des Registers zu beschließen, fördert die Intransparenz anstatt sie zu bekämpfen", sagte die TI-Austria-Vorstandsvorsitzende.

Positiv bewertet TI-Austria laut der Aussendung die Neubesetzung der Leitung der Medizinmarktaufsicht bei der Agentur für Sicherheit im Gesundheitswesen (Ages) mit einer unabhängigen Expertin aus den eigenen Reihen. Man freue sich, dass Bundesminister Johannes Rauch dafür gesorgt habe, dass diese wichtige Position nicht mit jemandem von der Pharmalobby besetzt wurde, hieß es seitens TI-Austria. (APA, red, 6.12.2022)