Das futuristische Rotterdamer Kubushaus von Piet Blom

Foto: Karin Cerny

Holland, das ist für viele nach wie vor: die Grachten von Amsterdam, die mittlerweile völlig überlaufen sind. Nerviger Sauf- und Polterabendtourismus ist vor allem in der Innenstadt ein echtes Problem. Aber vielleicht ist das ja eine Chance für andere niederländische Städte, entdeckt zu werden. Ich bin ein Fan von Rotterdam, das sich gern großspurig Manhattan an der Maas nennt. Trotzdem ist die holländische Hafenstadt recht beschaulich und gemütlich geblieben.

Seit langem schwöre ich auf die praktischen Städteführer des Berliner Verlags DOM publishers. Auch für Rotterdam gibt es einen – und habe mich sofort in eines der markantesten Gebäude der Stadt verliebt: das Kubushaus von Piet Blom, Ende der 1970er-Jahre entworfen und 1984 vollendet. Ein futuristischer, verspielter Gebäudekomplex, der aus einzelnen gelben Würfeln besteht, die um 45 Grad gekippt sind. Insgesamt besteht er aus 51 Würfeln, 38 davon Kubuswohnungen. Der Architekt selbst sprach von Bäumen, eine Wohneinheit sah er als Baumkrone, mehrere als Wald.

Wie bei vielen spannenden Architekturanlagen ist es für die Bewohner im Alltag reichlich anstrengend, wenn sich dauernd Touristen reinmogeln wollen. Deshalb wurde nachträglich auch ein Kubus-Museum angelegt, wo man mit einer Tour eine dreistöckige Musterwohnung ansehen kann.

2009 entstand das Stayokay Hostel, eine Jugendherberge mit funktionalen Zimmern zum Übernachten, in denen man das Cube House hautnah erleben kann. Wer sich für Gruppenschlafsäle zu alt fühlt, der zieht am besten ins private Cube Studio (oder sucht auf Airbnb, auch da finden sich Wohnungen).

Es ist faszinierend, wie kompakt und durchdacht der kleine, meist dreistöckige Raum genutzt wird. Am tollsten sind die eckigen Fenster und Nischen, in denen man sich ein bisschen wie im Weltall fühlt – überhaupt wirken die Wohnungen wie spacige Raumschiffe.

Auch der Blick aus den Fenstern ist aufregend, denn unweit des Kubushauses steht eine weitere Ikone der Moderne, die Martkhal, eine 2014 fertiggestellte hufeisenförmige Markthalle. Hier kann man günstig und gut essen. Und ein wenig staunen über diese faszinierende Metropole, die gleichzeitig sympathisch am Boden geblieben ist. (Karin Cerny, 12.12.2022)