Google weiß sehr viel über die Interessen der Menschen – das war im Jahr 2004 so (als das Foto entstand) und ist auch jetzt nicht anders.

Foto: Stephen Hird / REUTERS

Google als dominante Suchmaschine zu bezeichnen ist schon fast untertrieben. Trotz all der Diskussionen über Datensammlungen und Privatsphäre, unbeeindruckt von EU-Regulation, die eigentlich den Wettbewerb anfeuern sollte, kommt Google in Österreich weiter auf einen Marktanteil von fast 92 Prozent. Dass dieser Anteil nicht noch höher ist, liegt zudem vornehmlich an der Vorinstallation von Microsoft Bing unter Windows. Keine einzige andere Suchmaschinen schafft es sonst auch nur über die Ein-Prozent-Hürde.

Das bedeutet wiederum, dass Google einen sehr guten Einblick in aktuelle Trends und Interessen der Österreicherinnen und Österreicher hat. Jahr für Jahr gewährt Google dabei einen kleinen Einblick in die über das Jahr gesammelten Informationen – und nun ist es wieder einmal so weit. Das Unternehmen hat seine Statistiken zum "Year in Search" veröffentlicht – und zwar sowohl für Österreich als auch für eine Fülle anderer Länder.

Disclaimer

Bevor es zu den Ergebnissen geht, ein wichtiger Hinweis: Es handelt sich bei diesen Rankings immer um aktuelle Trends, nicht um die absolut am meisten gesuchten Begriffe. Zu dieser Vorgangsweise hat man sich entschlossen, da die Statistiken sonst recht langweilig wären. So würde etwa der Begriff "Wetter" jedes Jahr sehr weit oben stehen, da Google diese Frage extrem oft gestellt wird. Ebenfalls zu bedenken gilt: Fehlen gewisse Namen oder Ereignisse in der aktuellen Statistik, dann rührt das üblicherweise daher, dass diese bereits im Vorjahr sehr populär waren, sich also relativ gesehen keine große Änderung mehr zeigt.

Die Trends des Jahres

Die Top-Ten-Suchbegriffe des Jahres liefern dabei Erwartbares. Ganz an der Spitze steht die Ukraine, die durch den russischen Angriffskrieg heuer unfreiwillig die Schlagzeilen dominierte. Gleich danach folgt aber schon das zweite große Thema des Jahres in Form der Phrase "Corona-Impfung in meiner Nähe". Der Sport nimmt dann durch "WM" und "Olympia" die Plätze drei und vier ein, und mit dem Tennisspieler Dominic Thiem geht es in dieser Tonart weiter. Wladimir Putin muss sich hingegen mit Platz acht zufriedengeben, zumindest auf Platz zehn kommt noch der "Klimawandel" vor.

Nicht minder interessant sind die "Österreicher:innen des Jahres". Dass Dominic Thiem hier an der Spitze steht, hätte man sich schon ausmalen können, gleichzeitig findet aber auch die Bundespräsidentschaftswahl ihren Niederschlag. Mit Gerald Grosz (Platz fünf), Tassilo Wallentin (Platz sechs) und Dominic Wlazny (Platz zehn) finden sich hier gleich mehrere Kandidaten. Daraus ein Ranking der Beliebtheit abzuleiten wäre allerdings verfehlt, immerhin könnte man das Ergebnis auch so interpretieren, dass bei den meistgesuchten die größten Informationsdefizite bestanden.

Themen

Dazu passen dann auch die Nachrichtenthemen des Jahres mit direktem Österreich-Bezug. An der Spitze steht die Bundespräsidentschaftswahl, dahinter bereit die kalte Progression, gefolgt vom Begriff Ragweed, einem Unkraut, das Allergiebetroffenen zunehmend zu schaffen machte. Auf Platz fünf liegt dann die Sonnenfinsternis, zumindest noch auf Position acht schafft es der Reparaturbonus.

Google liefert dabei aber auch immer wieder einen Blick auf einzelne Themenkreise. Bei "Klima, Umwelt und Energie" steht dann der Begriff Klimawandel an der Sitze, dahinter geht es dann schon um die eigene Geldbörse in Form von "Klimabonus" und "Spritpreisrechner". Die galoppierenden Energiekosten haben auch zwei Unternehmen die zweifelhafte Ehre gegeben, in diesem Ranking aufzuscheinen. Auf Platz vier findet sich die Wien Energie, gefolgt von der EVN.

Wie und was?

Besonders interessant sind Jahr für Jahr immer die "Wie"- und "Was"-Fragen, mit denen nach gezielter Hilfestellung gesucht wird. Beim "Wie" rangiert "Wie lange gilt ein PCR-Test?" an der Spitze, bereits direkt dahinter aber dann "Wie alt ist Putin?". Auch "Wie ist Willi Resetarits gestorben?" wollten offenbar viele wissen, das reicht für Platz sechs. Wie es "Wie lange leben Zwerge?" in solch eine Trendauflistung schafft, bleibt hingegen zunächst ungeklärt.

Bei den Was-Fragen ist das Interesse der Österreicherinnen und Österreicher wieder sehr praktisch orientiert. An erster Position findet sich "Corona positiv – was tun?". Auf Platz drei liegt "Was tun – Klimabonus nicht erhalten", gefolgt von "Was ist ein Oligarch?" und "Was sind Sanktionen?". Technik-Afficionados dürfen sich daran erfreuen, dass es mit "Was ist neu an iOS 16?" zumindest eine Frage aus diesem Bereich in die Topplatzierungen geschafft hat – und zwar auf Platz acht und damit noch vor "Was kostet 1 kWh Strom?".

Einfach nur mehr müde

Und dann liefert Google jedes Jahr eine Sonderkategorie mit ausgewählten W-Fragen, bei deren Popularität man sich selbst nicht ganz sicher ist – oder die man für besonders bezeichnend hält. An die Position eins stellt man dabei eine, die sich angesichts von Covid-Pandemie, Klimakrise und Ukraine-Krieg im letzten Jahr ebenfalls sehr viele gestellt haben: "Warum bin ich so müde?"

Amüsanter ist die Platz-zwei-Positionierung von "Wo steht der schiefe Turm von Pisa?" oder auch die Nummer vier "Warum leckt mich mein Hund ständig ab?". Auf den Boden der Realität holt hingegen Platz drei zurück: "Warum bekomme ich kein Corona?", fragen sich jene, die dem Coronavirus bisher entkommen sind. (Andreas Proschofsky, 7.12.2022)