Für die Gewerkschaft ist es "ungeheuerlich", dass die Bildungsdirektion es nicht geschafft habe, alle Klassen zu besetzen.

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In Wien gibt es drei Monate nach Schulbeginn noch rund 25 Volksschulklassen ohne dauerhafte klassenführende Lehrkraft, wie die Bildungsdirektion gegenüber der APA bestätigt. Um das zu beheben, soll jetzt Personal aus Mehrstufenklassen oder Beratungslehrer von anderen Standorten abgezogen werden. Die Initiative "Bessere Schule Jetzt!" hat deshalb am Dienstag zu einer "Mahnwache" gegen "Zwangsversetzungen" vor der Bildungsdirektion geladen.

Laut Bildungsdirektion kommt es an einzelnen Standorten zu Ausfällen, wo nun erfahrenes Personal gebraucht werde. "Für eine dauerhafte Klassenführung ist es derzeit notwendig, dass ausgebildete Pädagog:innen – die bisher zu zweit oder dritt in einer Klasse unterrichtet habe – den Schulstandort wechseln." Es werde aber "selbstverständlich" so rasch wie möglich Ersatz für Unterstützungstätigkeiten zur Verfügung gestellt, wurde in einer schriftlichen Stellungnahme betont. Derzeit fänden Gespräche mit den betroffenen Schulleitungen statt, um zu klären, wer versetzt werden könne und wie man am Standort damit umgehe.

Keine Informationen laut Initiative

Die Initiative "Bessere Schule Jetzt!" beklagte in ihrer Aussendung, dass es keinerlei Vorinformation für die Betroffenen oder Schulleitungen gegeben habe. Wiens oberster Lehrervertreter Thomas Krebs (FCG) nannte es "ungeheuerlich", dass die Bildungsdirektion es seit September nicht geschafft habe, alle Klassen zu besetzen. Dienstrechtlich seien die nun angekündigten "Dienstzuweisungen" zulässig. Er habe aber an die Bildungsdirektion appelliert, dabei auf eine gute Kommunikation mit den Schulen zu achten. Das sei offensichtlich nicht gelungen.

Der Ausfall des Personals solle am bisherigen Standort ihren Informationen nach durch Überstunden der Kolleginnen und Kollegen abgefangen werden, kritisierte "Bessere Bildung Jetzt!". Das sei allerdings wegen des ohnehin bestehenden Personalmangels nicht möglich, außerdem bedeute die Versetzung das Aus für so manche Mehrstufenklasse. Wenn in einer Klasse mehrere Schulstufen – darunter auch Kinder mit Behinderung – gemeinsam unterrichtet werden, seien Teamlehrer nämlich kein "nice to have" sondern Bedingung für die Abdeckung des Pflichtunterrichts. Würden diese abgezogen, bedeute das ein Aushungern dieser Organisationsform. Gleichzeitig berichten die Initiative wie auch Krebs immer noch von Lehrern, die gerne unterrichten würden, aber keine Anstellung bekommen.

Krebs: Keine Lösungen für Lehrermangel

Die aktuelle Vorgehensweise sei eine "Loch auf – Loch zu"-Politik und ein Zeichen dafür, dass die Politik leider keine Lösungen für den Lehrermangel in Wien gefunden habe, zeigte sich Krebs verärgert. Das Problem sei heuer dadurch verschärft worden, dass das Lehrer-Aufnahmeverfahren im Sommer durch den Personalmangel in der Bildungsdirektion "verbockt" wurde, so Krebs. Außerdem sei es auch nicht gelungen, die Abwanderung aus Wien zu stoppen und den Personalstand zumindest zu stabilisieren. Krebs forderte in diesem Zusammenhang etwa erneut eine Lösung, damit nach Wien einpendelnde Lehrer kein Parkpickerl brauchen. (APA, 6.12.2022)