Die Punschzeit hat wieder begonnen.
Foto: APA/Sebastian Willnow

Pro: Hoch die Pünsche!

von Sandra Schieder

Allerorten locken dieser Tage wieder Punschhütten mit ihren süßen Getränken in Häferln mit weihnachtlichen Motiven. Die Vorweihnachtszeit steht ganz im Zeichen des Heißgetränks – und das zu Recht! Ohne den wohlschmeckenden Ausgleich geht bei Menschen wie mir in dieser dunklen und tristen Jahreszeit gar nichts. Kaum etwas zaubert an kalten Tagen so schnell ein wenig Wärme in den Körper wie ein Häferl heißer Punsch. Oder zwei. Oder drei.

Ob nach der Arbeit oder am Wochenende, der Besuch am Punschstand gehört in der Adventzeit einfach dazu. Ganz nebenbei ist das Zusammenkommen am Punschstand auch ein soziales Ereignis. Also: Punschmuffel, bleibt fern von mir. Ein "Schmeckt mir nicht" darf als Ausrede nicht gelten. Bei den vielen Punschsorten – von klassischen wie Bratapfel- über Orangen- bis hin zum Waldbeerenpunsch und ausgefallenen wie Gin-, Kokos- oder Zimtpunsch – ist für jeden Geschmack etwas dabei. Und wer partout keinen Punsch trinken will, labt sich eben an mittelmäßigen Alternativen wie Glühwein oder Feuerzangenbowle.

Ja, ich gestehe: Ich bin ein echter Punschjunkie. Am liebsten würde ich mir das picksüße Gebräu intravenös verabreichen lassen. Genug habe ich erst dann davon, wenn mein Blutkreislauf vollständig aus Punsch besteht. Und bevor ich nicht jede erdenkliche Sorte verkostet habe, braucht Weihnachten gar nicht erst zu kommen! (Sandra Schieder, 6.12.2022)

Kontra: Oh, du süße Punschhölle

von Guido Gluschitsch

Ananas-Kokos-Punsch. Aperol-Punsch. Maracuja-Vanille. Bärenpunsch – hahaha. Wer da nicht auf der Stelle ganz großes Heimweh bekommt, der oder dem ist nicht zu helfen. Dann muss man eben durch die Punschhölle wanken. Durch diese aufgesetzte Welt aus künstlichen Aromen, raffinierten Zuckern und kitschigen Lebensmittelfarben, welche das Zentrum eines Universums aus Kunstschnee bildet, direkt im Räucherstäbchennebel.

Dabei gibt es doch so viele Zeichen, die uns vor den Punschständen und den Stehtischen davor warnen. Es ist kalt und feucht. Wenn es warm ist, steht ums Eck ein inzwischen verpöntes Heizschwammerl. Man kommt mit etwas Glück neben jemandem zu stehen, der einem beim Reden dauernd auf die Schulter tippt, mit Pech neben jemandem, der schon so illuminiert ist, dass er einem ewige Liebe schwört. Und dann sind da die hohen Preise, die in keiner Relation zu einem Kunststoff-Tee mit einem Schuss billigen Alkohols stehen. Von der Weihnachtsschlagerparade aus den krächzenden Boxen über der Ausschank reden wir gar nicht.

Wer das alles nicht sehen will, muss eben damit leben, dass ihr oder ihm die nächsten zwei Tage schlecht ist. Das liegt übrigens nicht am Alkohol. Der ist zum guten Teil verdampft, bis das lauwarme Gschlader die Zunge klingeln lässt. Es ist schon das Gesamterlebnis des Punschtrinkens. (Guido Gluschitsch, 6.12.2022)