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Die Masterarbeit ist der krönende Abschluss des Studiums.

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Die ersten drei Semester des Masterstudiums waren überhaupt kein Problem und wurden mit Bravour gemeistert. Jetzt, im letzten Semester, geht aber beim Verfassen der Masterarbeit nichts voran? "Die Abschlussarbeit ist quasi die Krönung des Studiums, da möchten Studierende auch glänzen. Die selbstgesteckten hohen Ansprüche und der Perfektionismus können das Schreiben der Masterarbeit auch behindern", sagt Johannes Siebert, Verhaltensökonom und Professor am Management-Center Innsbruck (MCI).

Sein Tipp lautet: zunächst einmal etwas schnell niederschreiben und dann erst überarbeiten. "Sonst verliert man sich in Details, die man vielleicht gar nicht braucht." Und der Frust, dass nichts weitergeht, werde größer. Damit man sich nicht verzettelt, braucht es natürlich vorab eine ordentliche Struktur. Für den Prozess des Schreibens gibt es auch im Internet zahlreiche Tipps und Hilfestellungen, mit denen das Schreiben – und vor allem das Dranbleiben – gelingen soll. Definierte Meilensteine, ein genauer Arbeitsplan und Ähnliches sollen beim Verfassen helfen.

Noch nicht jetzt ...

Dennoch finden sich viele passende Ausreden, warum jetzt doch kein guter Zeitpunkt ist, mit dem Schreiben der Masterarbeit zu starten. Aus einer entscheidungstheoretischen Perspektive betrachtet, sagt Siebert, bedeutet das: Man hat immer die Wahl, an der Masterarbeit zu arbeiten oder etwas anderes zu tun. Und oft gewinnt Letzteres diese Entscheidungsfrage. "Es hat ja unmittelbar keine großen negativen Konsequenzen, wenn man jetzt etwas anderes macht. Die klassische Aufschieberitis", sagt der Entscheidungswissenschafter. Hier gelte es diese Entscheidungssituation genauer zu betrachten, denn das Aufschieben sei sehr wohl mit Konsequenzen verbunden, denn nur mit einer Masterarbeit könne das Studium abgeschlossen werden. "Man muss die Entscheidung immer in Relation dazu setzen, was man davon hat", ergänzt er und nennt als Beispiel: "Wenn ich jetzt mit Freunden etwas trinken gehe, bedeutet das, dass ich, um rechtzeitig fertig zu werden, in den Weihnachtsferien schreiben muss."

Eine Gemeinschaft Gleichgesinnter helfe jedenfalls beim Durchhalten. Regelmäßig mit Studienkollegen weitere Schritte besprechen und auch schauen, ob sie umgesetzt wurden, könne helfen. Das geht an Fachhochschulen meist automatisch. Immerhin wird das vierte Semester eines Masterprogramms meist für das Verfassen der Arbeit von anderen Lehrveranstaltungen freigehalten.

Ein Reframing der Entscheidung könne auch motivierende Wirkung erzielen. Es mache einen Unterschied, ob man das Schreiben einer Abschlussarbeit als Pflicht sehe oder aber als Mittel zum Zweck – um den Traumberuf zu ergattern, die Welt zu erobern, ergänzt Siebert.

... wann dann?

Natürlich könne es trotz motivierender Gemeinschaft passieren, dass man einen Durchhänger hat. Hier helfen laut Siebert ein paar Tage Pause, um den Kopf wieder freizubekommen. Wichtig sei aber, dass man sich bewusst macht, dass man die Entscheidung und die Konsequenzen selbst in der Hand hat. (Gudrun Ostermann, 9.12.2022)