Im Rahmen der einwöchigen Schwerpunktaktion gegen Menschenhandel fanden auch verstärkte Grenzkontrollen, hier am Übergang zu Slowenien, statt.

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Vernetzung ist alles – auch in kriminellen Kreisen. Delikte wie Waffenschmuggel, Drogenschmuggel und Menschenhandel gehen oft Hand in Hand, weil gemeinsame Strukturen genutzt werden. Hintermänner agieren international, also kann auch die Polizeiarbeit nur über Länder hinweg organisiert funktionieren.

In der letzten Oktoberwoche hat die europäische Polizeiagentur Europol eine Aktion koordiniert, bei der es in ganz Europa Schwerpunktkontrollen gegen Schmuggler und Schlepper gab. Insgesamt wurden 910 Opfer von Menschenhändlern identifiziert und 636 Verdächtige festgenommen, berichtete Europol am Mittwoch. In Österreich wurden acht mutmaßliche Täter ausgeforscht und 16 potenzielle Opfer gefunden, hieß es auf Nachfrage im Bundeskriminalamt.

Opfer aus Nigeria und der Ukraine

Ziel der Aktion war vor allem die Bekämpfung des Menschenhandels zum Zweck der sexuellen Ausbeutung, der Bettelei und der Begehung von Straftaten. In Österreich gab es die Schwerpunktkontrollen in den Bundesländern an den verschiedensten Örtlichkeiten. "Im Bereich der sexuellen Ausbeutung wurden Etablissements wie Bordelle, Laufhäuser, Studios, Clubs sowie Wohnungen und Apartments kontrolliert", hieß es aus dem Bundeskriminalamt. "Der Fokus lag dabei vor allem auf der Identifizierung von Opfern aus der Ukraine und Nigeria."

275 heimische Beamtinnen und Beamte wurden eingesetzt, um 196 Örtlichkeiten, 983 Transportmittel, 3.261 Personen und 2.696 Dokumente zu überprüfen. "Im Zuge der Aktion wurden 16 Opfer von Menschenhandel aus Bulgarien, Südamerika, Nigeria, der Slowakei und Rumänien identifiziert und acht Verdächtige ausgeforscht", so die Bilanz der heimischen Ermittler.

335 neue Ermittlungsverfahren

Zeitgleich mit den Schwerpunktaktionen gegen Menschenhandel fanden wieder die Joint Action Days Southeast Europe (JAD SEE) statt. Im Rahmen der beiden europaweiten Polizeiaktionen wurden in Summe 636 Verdächtige wegen Schlepperei, Drogen- oder Waffenschmuggels sowie Menschenhandels festgenommen. 106 Waffen und eine halbe Tonne Drogen – überwiegend Heroin und Cannabis – sowie rund 1,7 Millionen Euro Bargeld wurden sichergestellt.

Auf Basis der bei den Einsätzen gewonnenen Hinweise wurden 335 neue Ermittlungsverfahren eingeleitet. Österreich bzw. Spanien koordinierten laut Europol die beiden Aktionen, die unter anderem aus verstärkten Kontrollen an den EU-Außengrenzen und Spezialoperationen bestanden.

Laut Schätzungen internationaler Organisationen gibt es weltweit an die 30 Millionen versklavte Menschen. Opfer sind häufig Frauen und Kinder. Armut oder Arbeitslosigkeit werden von den Tätern ausgenutzt, indem sie gut bezahlte Arbeit im Ausland versprechen. Im Bundeskriminalamt wurde eine Menschenhandels-Hotline (+43 / 677 613 43 434) eingerichtet, bei der rund um die Uhr Hinweise gegeben werden können. (APA, simo, 7.12.2022)