Vor dem feierlichen Anstoßen hält meist die Führungskraft eine persönliche Ansprache. Von der Planung bis zur Umsetzung: zwölf Tipps, damit die Rede zum Erfolg wird.

Foto: Getty Images/iStockphoto

Bei Reden erlahmt oft das Interesse der Zuhörerinnen und Zuhörer nach wenigen Minuten. Dabei blicken einige Beschäftigte der Rede ihrer Vorgesetzten auch durchaus gespannt entgegen – sofern diese nicht auf die immer gleiche langatmige Ansprache setzen. Entsprechend leicht könnten Redner ihr Publikum begeistern. Führungsexpertin Barbara Liebermeister hat zwölf Tipps, wie das besser gelingt.

Tipp 1: Glaubwürdig und authentisch sein

Der Erfolg einer Rede hängt stark davon ab, wie sympathisch die Rednerin oder der Redner den Zuhörenden ist. Doch wie gewinnt man deren Sympathie? Vor allem, indem Sie authentisch wirken. Die Rede sollte Ihnen also auf den Leib geschneidert sein. Unglaubwürdig wirkt es, wenn sich ein Erbsenzähler als Witzbold präsentiert oder eine Einzelkämpferin sich verbal mit den Anwesenden verbrüdert. Dann gehen die Zuhörenden auf Distanz.

Tipp 2: Das Publikum auf eine Gedankenreise mitnehmen

Ein Redner gleicht einem Reiseführer. Er oder sie nimmt die Zuhörer mit auf eine Gedankenreise – zum Beispiel durch das abgelaufene oder kommende Jahr. Daher sollten Sie im Vorfeld überlegen: Was ist der Anlass der Reise? Wohin soll sie gehen? Und: Wer nimmt an der Reise teil? Erst danach sollten Sie das Reiseprogramm, also den Inhalt und Ablauf der Rede, planen.

Tipp 3: Sich überlegen: Wer ist mein Gegenüber?

Beim Planen Ihrer Rede sollten Sie wissen: Wer sitzt mir gegenüber? Und: Welche Beziehung besteht zwischen den Zuhörenden? Kennen sie sich gut, oder sehen sie sich nur einmal jährlich? Gehören sie derselben Organisation an oder nicht? Denn wenn Ihre Zuhörer Tag für Tag zusammenarbeiten, haben sie gemeinsame Erfahrungen: Auf diese können Sie sich beziehen. Sehen sie sich hingegen nur einmal pro Jahr, sollten Sie auf andere Elemente zurückgreifen, um Gehör zu finden. Zum Beispiel die Entwicklung in der Branche oder branchenübergreifende Themen wie die Digitalisierung oder die aktuelle Energiekrise und Inflation.

Tipp 4: Mit den Zuhörern kommunizieren

Eine gute Rednerin oder ein guter Redner kommuniziert mit den Zuhörern – auch mit den Augen. Tragen Sie deshalb Ihre Rede so frei wie möglich vor. Sprechen Sie das Publikum auch persönlich an – aber nicht, indem Sie alle zwei, drei Minuten eine Floskel verwenden, in der Sie das Publikum adressieren. Stellen Sie den Zuhörenden vielmehr rhetorische Fragen wie "Kennen Sie folgende Situation, ...?" oder "Geht es auch Ihnen so, dass ...?". Integrieren Sie zudem Beispiele aus der Erfahrungswelt Ihres Publikums in die Rede. Auch etwas Humor und Selbstironie schaden nicht.

Tipp 5: Sich kurz fassen

Je kürzer eine Rede ist, umso besser ist sie meist. Eine Festrede zur Weihnachtsfeier sollte maximal zehn Minuten dauern. Denn bei diesem Event steht das gemeinsame Feiern im Zentrum. Anders ist es zum Beispiel bei einer Rede bei einem Vertriebs-Kick-off zu Jahresbeginn. Sie soll die Zuhörenden auf die Herausforderungen im neuen Jahr einstimmen. Hier kann die Rede mehr Infos enthalten und einen appellativeren Charakter haben.

Tipp 6: Auf die Kernbotschaften konzentrieren

Eine Rede sollte höchstens drei Kernbotschaften enthalten. Zum Beispiel: Die Arbeitsplätze sind sicher. Unser Unternehmen sieht trotz der Energiekrise und Inflation einer rosigen Zukunft entgegen. Und: Dass es ihm gutgeht, verdanken wir dem Engagement aller Mitarbeitenden.

Tipp 7: Den Redeinhalt planen

Für das inhaltliche Planen Ihrer Rede können Sie die Mindmapping-Methode nutzen. Sie funktioniert wie folgt: Schreiben Sie in die Mitte eines Blatt Papiers das Thema oder den Anlass der Rede. Zum Beispiel: "Strategie 2023". Notieren Sie dann entlang von Linien, die von diesem Zentrum ausgehen, alles, was Ihnen hierzu einfällt. Zum Beispiel: "Innovation", "Technik", "Mitarbeitende", "Vertrieb". So bekommen Sie einen Überblick über die möglichen Redeinhalte. Und wenn Sie merken, es wird zu viel? Dann streichen Sie einfach einige (Seiten-)Arme.

Tipp 8: Knackig einsteigen, feurig enden

Planen Sie den Beginn und Schluss Ihrer Rede besonders sorgfältig. Wie aufmerksam das Publikum Ihnen zuhört, hängt weitgehend vom Einstieg ab. Gute Einstiege sind Anekdoten. Bauen Sie Ihre Rede dramaturgisch auf. Alles sollte auf ein Finale zustreben, das dafür sorgt, dass Ihre Rede dem Publikum im Gedächtnis bleibt – wie bei einem Feuerwerk.

Tipp 9: Kurze, aussagekräftige Sätze

Eine Rede sollte aus möglichst kurzen Sätzen bestehen. Bei Schachtelsätzen besteht die Gefahr, dass der Redner sich verheddert. Dann werden ungeübte Redner oft nervös und verhaspeln sich immer häufiger. Und irgendwann wartet das Publikum nur noch auf Versprecher.

Tipp 10: Eine aktive, bildhafte Sprache

Wichtig ist eine aktive Sprache. Also zum Beispiel "Wir planen ..." statt "Unsere Planung sieht vor ...". Durchforsten Sie Ihr Manuskript nach substantivierten Verben wie "Durchführung" und "Neuorientierung". Taucht ein solches Wort auf, können Sie die Aussage meist "knackiger" formulieren.

Tipp 11: Die Rede laut üben

Sicherheit gewinnen Sie durch eine gute Vorbereitung. Hierzu zählt das laute Üben. Speziell den Einstieg, das Ende und die Übergänge zwischen den Redepassagen sollten Sie so lange üben, bis Sie diese sozusagen auswendig kennen. Stoppen Sie beim Üben die Dauer der Rede, damit Sie die vorgesehene Zeit nicht überschreiten.

Tipp 12: Bei Pannen Ruhe bewahren

Geraten Sie nicht in Panik, wenn Sie sich bei Ihrer Rede – trotz guter Vorbereitung – mal versprechen oder den Faden verlieren. Denn das Redenhalten ist nicht Ihr Hauptjob. Kleine Patzer können sogar dazu beitragen, dass Sie authentisch wirken. (Barbara Liebermeister, 12.12.2022)