Das Projekt Deck Zehn in der Laxenburger Straße wollte sich die Buwog zur Hälfte im eigenen Bestand behalten, nun werden alle Wohnungen einzeln ins Eigentum verkauft.

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Das Wohnprojekt in der Pilzgasse 28 in Wien-Floridsdorf wird von Raiffeisen Vorsorge Wohnung vertrieben.

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Glorit hat kürzlich in Wien-Donaustadt mit dem Bau eines neuen Projekts an der Alten Donau begonnen, Obstgartenweg 15-17.

Visualisierung: Glorit

Hohe Zinsen, strenge Kreditvergabe, hohe Baukosten – die Unsicherheitsfaktoren am Wohnimmobilienmarkt sind zahlreich. Das bereitet natürlich auch Bauträgern Kopfzerbrechen.

Bei der Buwog ist deshalb Abwarten angesagt: Man habe alle Projekte mit Baustart 2023 um ein Jahr verschoben, berichtet Geschäftsführer Andreas Holler. Man müsse stark auf die Wirtschaftlichkeit der Baukosten achten, um das Publikum, für das man bauen wolle, preislich erreichen zu können, das sei bei den derzeit aufgerufenen Baukosten nicht darstellbar. "Wir nehmen uns deshalb ein Jahr Zeit, um die Entwicklung abzuwarten."

Buwog verschiebt Projekte

Drei Projekte werden verschoben, wobei sie durchaus bis zur Baureifmachung weiterverfolgt werden, doch die Baustarts werden vorerst nicht stattfinden.

Der Verkauf der Projekte, die derzeit im Vertrieb sind, laufe weiterhin recht gut, sagt Holler – es dauere aber alles viel länger, wegen der strengeren Kreditvergabe. "Die KIM-Verordnung hat alles extrem verlangsamt." Drei bis vier Monate würden bis zum Vertragsabschluss vergehen. Und üblicherweise würden bei einem Buwog-Projekt 20 bis 30 Prozent der Wohnungen von Anlegerinnen und Anlegern erworben, "jetzt sind das nur noch fünf Prozent", sagt Holler. Stattdessen habe man nun viel mehr Eigennutzer als Interessenten.

Der Wandel beim Publikum wirkt sich auch auf ganze Projekte aus. Beim Projekt "Deck Zehn" in der Laxenburger Straße wollte die Buwog eigentlich zur Hälfte Eigentumswohnungen schaffen, die andere Hälfte als Mietwohnungen im eigenen Bestand halten. "Zwischenzeitlich gab es sehr interessante Angebote von Globalinvestoren", doch diese seien dann "von der wirtschaftlichen Realität eingeholt worden", meint Holler. Man hat sich nun dazu entschieden, sämtliche Wohnungen einzeln zu verkaufen.

Mieten sind gefragter

Dass die Globalinvestoren auf dem Rückmarsch sind und derzeit die Zinssituation abwarten, hat man auch beim Maklerhaus EHL Immobilien registriert. Das sollte eigentlich – siehe Buwog – das Angebot an Eigentumswohnungen vergrößern. Doch die verschärften Kreditvergaberichtlinien führen nun auch dazu, dass Mietwohnungen stärker gesucht werden.

Mit einem Rückgang der Mietpreise ist deshalb nicht zu rechnen, eher im Gegenteil – vor allem auch wegen der hohen Inflation, heißt es in einer aktuellen Analyse von EHL. Immerhin würden die Mieten in jenen Lagen, in denen ausreichend Angebot vorhanden ist, "mit der Inflation der letzten Spitzenmonate nachhaltig mitanwachsen". In überdurchschnittlichen Wohnlagen sei die Preisentwicklung aber aus Vermietersicht besser.

Bei der Raiffeisen Vorsorge Wohnung Gmbh (RVW) profitiert man davon, dass sich Selbstnutzer derzeit weniger leisten können und auf Mietwohnungen angewiesen sind, wie Geschäftsführerin Marion Weinberger-Fritz erläutert. "Wir verzeichnen verstärkte Mietnachfrage", was ja dann eben auch Vorsorgewohnungen wieder attraktiver mache. Auch deren Vertrieb laufe nach wie vor gut. "Wir verkaufen langsamer als zuvor, aber stetig."

Große Verzögerungen gebe es derzeit aber beim Bauen. So manche Baugenehmigung lasse länger als üblich auf sich warten, sagt Weinberger-Fritz. Es dauere bisweilen sechs bis neun Monate länger als sonst. Ein Projekt, für das RVW den Vertrieb übernommen hätte, wurde außerdem bereits abgesagt.

Glorit: "Kein Projekt on hold"

"Weiter wie bisher" ist andererseits bei Glorit die Devise "Wir sind mit unserem Fertigungswerk unsere eigene Baufirma, das verschafft uns Flexibilität", sagt Geschäftsführer Lukas Sattlegger. Das gilt vor allem für Einfamilien- und Reihenhäuser, die etwa 50 Prozent des jährlichen Neubauvolumens bei Glorit ausmachen. Im mehrgeschoßigen Bereich setzt man auf die Zusammenarbeit mit Generalunternehmern.

Beim Wohnungsverkauf sei das erste Halbjahr noch "ungewöhnlich gut" gelaufen, im zweiten Halbjahr habe man einen leichten Rückgang bemerkt. "Wir hatten aber auch starkes Wachstum in den letzten Jahren", man bewegt sich also auf hohem Niveau von rund 100 Häusern und 150 Wohnungen pro Jahr, die man fertigstellt. Und Sattlegger hat auch den Anspruch, dieses Niveau halten zu wollen im kommenden Jahr. "Wir haben kein einziges Projekt on hold." Die Pipeline sei so groß wie nie, darin befänden sich Projekte für die nächsten drei bis vier Jahre – allesamt in den Bezirken Floridsdorf (21), Donaustadt (22) und Liesing (23) sowie im niederösterreichischen Groß-Enzersdorf, wo Glorit den Sitz hat.

Dass die Preise runtergehen werden, glaubt Sattlegger nicht. "Aber es gibt Gründe dafür, dass sich der Preisanstieg verlangsamen wird." Der Bau sei sehr personalintensiv, die Baukosten sinken nicht – da sei kaum Spielraum für Preissenkungen. (mapu, 8.12.2022)