Walter Kuba will Krebs mithilfe "maskierter" Wirkstoffe besser behandelbar machen.
Foto: Ralph Gatternig

Schon im Kindesalter hat Walter Kuba seinen Eltern Löcher in den Bauch gefragt. "Neugierde war schon immer eine meiner Triebkräfte", erklärt der Sohn eines Österreichers und einer Ungarin. Doch erst als er nach der Matura eine Sanitäterausbildung beim Bundesheer absolvierte, wurde ihm klar, dass er beruflich einen naturwissenschaftlichen Weg einschlagen möchte.

Bundesheer, TU Wien, Harvard

Die tägliche Konfrontation mit Krebspatientinnen und Krebspatienten durch diverse Krankentransporte prägten den damals 18-Jährigen nachhaltig. Diese Erfahrung hätte auch den Wunsch nach einer medizinischen Laufbahn wecken können. Für Kuba war jedoch klar, dass "in der chemischen Forschung, also medizinische Vorgänge auf einer molekularen Ebene zu verstehen, ein größerer Hebel liegt, vielen Menschen gleichzeitig zu helfen". Er entschied sich deshalb für ein Chemiestudium an der TU Wien.

Nun wurde Kuba für seine Doktorarbeit, die ihn für einen mehrmonatigen Forschungsaufenthalt sogar nach Harvard führte, mit dem Impact Award der Gesellschaft für Forschungsförderung Niederösterreich ausgezeichnet. Das wesentliche Kriterium für die Bewertung der dort ausgezeichneten Projekte, die mit Fördermitteln des Landes Niederösterreich bedacht wurden, ist der Erkenntnisgewinn für die Allgemeinheit. Bei seiner Doktorarbeit, die am Austrian Institute of Technology verfasst wurde, ist Kuba seiner anfänglichen Motivation für das Chemiestudium treu geblieben: So gelang es ihm, auf molekularer Basis einen Ansatz zur gezielten Bekämpfung von Krebszellen zu entwickeln.

Widersprüchliche Moleküle

Konkret wollte er ein Molekül finden, das bereits bewährte Wirkstoffe temporär "maskieren", also schützen kann. Die Anforderungen an einen solchen Stoff sind hoch: Er muss zum einen besonders stabil sein, zum anderen aber auch schnell reagieren können – ein Widerspruch in sich. Zusätzlich muss das Molekül für die "Reaktionsbedingungen" im menschlichen Körper, wie etwa die unveränderlichen 37 Grad Körpertemperatur, angepasst werden.

Nach frustrierenden ersten zwölf Monaten gelang es Kuba, ein geeignetes "molekulares Schloss" zu entwickeln, das Wirkstoffe bindet und damit sicherstellt, dass sie erst zum gewünschten Zeitpunkt freigesetzt werden. Wirkstoffe können somit selektiv an der Oberfläche von Tumorzellen aktiviert werden, was Nebenwirkungen drastisch verringert. Bisherige Behandlungsmethoden können nicht zwischen gesunden und tumorbelasteten Zellen unterscheiden. Starke Nebenwirkungen sind die Folge.

Kuba plädiert für interdisziplinäre Zusammenarbeit: "Ich sehe viel Potenzial in der chemischen Krebsforschung, letztlich können wir aber nur gemeinsam Lösungen liefern." Sein vielversprechender Ansatz ist bereits patentiert und soll bald in einer klinischen Studie getestet werden. Wenn er nicht gerade im Labor steht, findet der Wiener Ausgleich im kubanischen Salsatanzen – passend zu seinem Nachnamen. (Anna Tratter, 28.12.2022)