Die Nobelpreiswoche in Stockholm ist alljährlich ein Reigen der Events – für alle Wissenschaftsbegeisterten und insbesondere für die diesjährigen Nobellaureaten, zu denen auch der österreichische Quantenphysiker Anton Zeilinger zählt. Besuch im Nobelmuseum, Pressekonferenzen, Interviews – vieles davon hat Zeilinger im Laufe dieser Woche bereits hinter sich gebracht. Und das durchaus mit guter Laune.

Anton Zeilinger bei seiner Nobelpreisvorlesung am Donnerstagvormittag in der Universität Stockholm.
Foto: Apa/Eva Manhart

"Fast wie ein Familientreffen"

Anlässlich seines Besuchs im Nobelpreismuseum zu Beginn der Woche wurde Zeilinger gefragt, wie er sich fühle, nun Teil der "Hall of Scientific Fame" zu werden. Zeilingers Antwort: "Fast das Schönste ist, dass fünf Leute, mit denen ich befreundet bin, auch unter den Nobelpreisträgern der letzten drei Jahre sind. Das ist fast wie ein Familientreffen hier, und das ist wunderbar."

Der diesjährige Medizinnobelpreis wurde dem schwedischen Genetik-Pionier Svante Pääbo zugesprochen, in Physik werden neben Zeilinger auch der Franzose Alain Aspect und der US-Amerikaner John Clauser ausgezeichnet. Der Chemienobelpreis 2022 wird an die US-amerikanische Biochemikerin Carolyn R. Bertozzi, den dänischen Chemiker Morten Meldal und den US-Amerikaner K. Barry Sharpless überreicht.

Im Nobelmuseum in Stockholm wurde Anton Zeilinger gebeten, einen Stuhl zu signieren.
Foto: APA/AFP/TT News Agency/JESSICA G

"Put Einstein out of business"

Am Donnerstagvormittag stand ein weiteres Highlight an: die Nobelpreisvorlesung. Bei minus 10 Grad Celsius standen Interessierte dafür in der Früh vor der Aula Magna der Stockholmer Universität in der Schlange. Den Anfang des Physiknobelpreis-Trios 2022 machte Alain Aspect. In seiner Nobelpreisvorlesung schlug Aspect die Brücke von den frühen Arbeiten von Albert Einstein und Erwin Schrödinger zu Quantenverschränkung, über den Beitrag von John Bell bis hin zu den experimentellen Tests zu Quantenverschränkung der diesjährigen Physiknobelpreisträger.

Anton Zeilinger am Donnerstagvormittag in der Aula Magna der Universität Stockholm vor seiner Nobelpreis-Vorlesung.
Foto: Apa/Eva Manhart

John Clauser stellte seinen Vortrag unter den Titel "Why I still find Quantum Mechanics difficult to understand". In seiner Vorlesung berichtete Clauser, wie er und Kollegen in den späten 1960ern und 1970ern aus den theoretischen Vorhersagen zur Quantenverschränkung das erste Experiment zu designen, das Einsteins Vorhersagen zu widerlegen – oder, wie Clauser es formulierte: "put Einstein out of business". Clauser diskutierte auch etliche Experimente, die dazu beigetragen haben, Einsteins Vorstellung von lokalem Realismus zu Grabe zu tragen. "Local Realism has been totally killed", resümierte Clauser.

Am Mittwoch stand Anton Zeilinger Journalistinnen und Journalisten in der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften Rede und Antwort.
Foto: APA/EVA MANHART

Reise durch das "Quantenwunderland"

An den Beginn seiner Nobelpreisvorlesung stellte Anton Zeilinger Dankesworte an Kollegen und seine Frau und Familie – und insbesondere an "die Steuerzahler, die uns ermöglichen, diese Forschung durchzuführen". Unter dem Titel "A Voyage through Quantum Wonderland" präsentierte Zeilinger einen historischen Abriss von den Anfängen der Quantenphysik bis zu seinen zeitgenössischen Arbeiten. Zeilinger wird seine Nobelpreis-Vorlesung am 25. Jänner nochmals im Audi Max der Universität Wien halten.

"A Voyage through Quantum Wonderland" lautete der Titel der Nobelpreisvorlesung von Anton Zeilinger.
Foto: Traxler

Im Anschluss an die Physiklaureaten gaben am Donnerstag in Stockholm die diesjährigen Chemienobelpreisträger ihre Vorlesungen. Den Anfang machte die US-amerikanerische Biochemikerin Carolyn Bertozzi, die in diesem Jahr die einzige Frau ist, die einen wissenschaftlichen Nobelpreis erhält.

Video der Chemienobelpreisvorlesungen von Carolyn Bertozzi, Morten Meldal und Barry Sharpless.
Nobel Prize

Der Höhepunkt der Nobelpreiswoche ist alljährlich der 10. Dezember. Am Todestag des Stifters Alfred Nobel werden die Laureaten in einer feierlichen Zeremonie ausgezeichnet. Auch Wissenschaftsminister Martin Polaschek wird dazu aus Wien anreisen. (Tanja Traxler, 8.12.2022)