Mundl Sackbauers (gespielt von Karl Merkatz) Rollen-Proletarier-Wienerisch wird auch immer seltener.

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Beim Anschauen der Dokumentationen über die in den vergangenen Tagen verstorbenen Christiane Hörbiger und Karl Merkatz stieg ein melancholischer Gedanke auf: Den Ton gibt’s auch nimmer. Oder nimmer lang.

In der alten Sendung über die Familie Hörbiger sprachen sie alle in diesem unverwechselbaren wienerisch-großbürgerlichen Tonfall – die Paula wie die Elisabeth, die Christiane wie die Maresa, der Attila wie der Paul. Ein perfektes Hochdeutsch mit altösterreichischer Klangfarbe. Melodiös, leicht verschattet, zwischendurch ironisch aufblitzend, alles mit dem Grundton einer gewissen Weltmüdigkeit.

Hört man heute viel seltener, in der Politik hat überhaupt nur die Neos-Abgeordnete Stephanie Krisper diesen Ton drauf (nur ohne Weltmüdigkeit).

Der "Unblachte"

Wie man weiß, hatte auch Karl Merkatz alias Mundl Sackbauer privat diesen Ton. Aber sein Rollen-Proletarier-Wienerisch wird auch immer seltener. Schon weil man gewisse Ausdrücke nicht mehr kennt: "Jetzt hau’ ma uns ein gepflegtes Bier in die Venen, Herr Ober! Zwa Unblachte und zwa Seidel!" Der "Unblachte" (Ungebleichte) ist der Vorlauf beim Schnapsbrennen. Noch nicht ganz klar, stark methanolhältig. Inzwischen sprechen viele Wiener Kinder RTL-Deutsch oder Migrationshintergrund-Deutsch (oder beides). So wie sie vor mehr als hundert Jahren geböhmakelt haben. Ob original Grinzinger oder Favoritner Ton – ewig schad’ drum. (Hans Rauscher, 8.12.2022)