Gilbert Chikli soll zwischen 2005 und 2017 mehrere Millionen Euro ergaunert haben.

Foto: Netflix

Die Geschichte erinnert sehr an den Hype um den Tinder-Schwindler. Einen Mann, der denkt, er könne jedes Gesetz austricksen und andere Menschen betrügen, ohne jemals dafür belangt zu werden. Anders als die meisten True-Crime-Dokumentationen auf Netflix ist Der maskierte Betrüger etwas humoristischer aufgebaut und nicht brutal zum Fürchten. Der Mann, um den es geht, Gilbert Chikli, dürfte eher nur Menschen in Frankreich ein Begriff sein. Dort soll sich der Betrüger zwischen 2005 und 2017 mehrere Millionen Euro ergaunert haben.

Betrug auf die altbekannte Art

Nicht aber wie der Tinder-Schwindler, indem er Frauen dazu brachte, sich in ihn zu verlieben und ihm zu vertrauen, sondern indem er in altbekannter Manier bei Leuten anrief und in geschickter Weise wohlhabende Geschäftsleute dazu überredete, ihm Geld zu überweisen. Er gab sich als französischer Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian aus und warnte etwa vor terroristischen Anschlägen, wegen welcher er Geld benötige.

Etwas schade ist während der 90 Minuten des Films, dass Chikli selbst nicht spricht (natürlich sitzt er im Gefängnis). Dafür aber zahlreiche Weggefährtinnen und Ermittler, die ihn stets verfolgten. Wer sich bis zur Hälfte der Doku wundert, warum es ein "maskierter" Betrüger sein soll, sollte warten, bis die Betrügereien von Chikli immer ausgeklügelter werden. Er geht immer ein paar Schritte weiter, geht vom Telefon zu Videokonferenzen über, maskiert sich mit einer Silikonmaske oder verfasst E-Mails an seine reichen Opfer, die er immer wieder dazu bewegt, ihm Millionensummen zu überweisen. Durchaus bewundernswert ist die Festnahme 2015. Denn Chikli war "wie Robin Hood", sagt seine frühere Freundin. (Melanie Raidl, 9.12.2022)