Das Aufstellen der Windräder nahe Trumau ging in wenigen Wochen vor sich, die Vorbereitung dauerte Jahre.

Foto: ho / johannes zinner

Die Felder sind längst abgeerntet, die Kürbisse entkernt und die Kerne zumindest teilweise zu wertvollem Öl gepresst. Und das Bio-Soja, das rund um die niederösterreichische Marktgemeinde Trumau so gute Bedingungen findet? Wird wohl ebenfalls schon Tofu oder ein anderes Erzeugnis sein. Wenn nach dem Winter wieder Leben einkehrt auf den Feldern und Äckern rund um Trumau, dann werden sich erstmalig auch schattige Bewegtbilder dazwischenmischen.

Ende des Jahres geht der Windpark Trumau nach einer langen Odyssee ans Netz. Zwischen der Projektidee und deren Realisierung liegen gut zehn Jahre. Dieser Windpark, der vom größten Energieversorger des Landes, Wien Energie, betrieben wird, steht exemplarisch für viele andere Projekte, die mittels Wind, Sonne oder Biomasse sauberen Strom liefern sollen. Anrainerproteste, bürokratische Hürden (siehe unten) und, wie im vorliegenden Fall, Landesspezifika führen dazu, dass sich Vorhaben mitunter wie ein Strudelteig ziehen.

Im Spätherbst sind Rotorblätter und Generatoren für die acht Anlagen im Windpark Trumau (NÖ) mit Schwertransportern angeliefert worden. Die Fundamente gab es schon. Der Aufbau erfolgte kurz darauf.
Foto: ho / johannes zinner

"Wir hatten schon auch Pech", sagt Herbert Brandner, Leiter des Erneuerbaren-Ausbaus bei Wien Energie, bei einem Lokalaugenschein des STANDARD. "Mitten in der Entwicklung des Windparks hat das Land Niederösterreich begonnen, Zonen zu definieren, wo Windräder errichtet werden können und wo nicht. Das macht grundsätzlich auch Sinn, hat aber zwei Jahre in Anspruch genommen. Wir konnten nicht sicher sein, ob der Nordosten des Gemeindegebiets von Trumau in den Zonenplan für Windkraftnutzung aufgenommen würde. Wir hatten Glück, andere mussten ihr Projekt abbrechen."

Ursprünglich 21 Windräder

Wobei Glück relativ ist. Wien Energie wollte ursprünglich ein weit größeres Projekt realisieren. Erste Pläne unter dem Projekttitel "Windpark Trumau/Münchendorf" sahen im Jahr 2012 bis zu 21 Windkraftanlagen vor. Dann formierten sich diverse Bürgerinitiativen in den Umlandgemeinden, die gegen die Errichtung von Windrädern zu Felde zogen. Zwei Jahre später, 2014, war der Windpark bereits auf das heutige Areal eingegrenzt; allerdings ging man zu der Zeit noch von zwölf Anlagen aus, die errichtet werden könnten und ans Netz gehen sollten.

Mit der Reduzierung der Anzahl auf acht und Abstrichen bei der Höhe der Türme gelang es Wien Energie, die Mehrheit der Trumauer um sich zu scharen. In einer Volksbefragung stimmten 64 Prozent für die Errichtung des Windparks.

Herbert Brandner, Leiter des Erneuerbaren Ausbaus bei Wien Energie.
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"Mit Hättiwari habe ich aufgehört", sagt Brandner auf die Frage, wie viel mehr Strom ohne die notwendig gewordene Verkleinerung des Projekts produziert werden könnte. "Ich freue mich über jedes Windrad, das sich dreht. Jedes einzelne, das errichtet wird, zählt."

Die acht Windräder, die links und rechts der Autobahn A3, die von Wien nach Eisenstadt führt, bei Trumau in den Himmel ragen, haben eine Gesamtleistung von 27,6 Megawatt (MW). Damit lassen sich rund 14.600 Haushalte mit CO2-freiem Strom versorgen. In das Projekt hat Wien Energie Eigenangaben zufolge 36 Millionen Euro gesteckt.

Kleines Windrad, ganz groß

Trumau ist der dritte Windpark nach Pottendorf und Oberwaltersdorf, den Wien Energie im Bezirk Baden (NÖ) betreibt. Dazu kommen noch Anlagen in der Steiermark und im Burgenland. Fünf Windräder stehen in Wien, darunter das erste auf der Donauinsel mit einer Leistung von 225 Kilowatt (kW). "Das klingt nach wenig, war in den frühen 1990er-Jahren aber die leistungsstärkste Anlage, die es gab", sagt Brandner. Daran sehe man, welchen Entwicklungsschub die Windkraft gemacht habe. Anlagen mit 3,5 bis 4,0 MW sind mittlerweile Standard.

Mit Inbetriebnahme von Trumau steigt die Zahl der Windräder, die von Wien Energie betrieben werden, auf 92, die installierte Leistung auf mehr als 200 MW. Zum Vergleich: Das Wasserkraftwerk Wien-Freudenau von Verbund hat eine installierte Leistung von 172 MW.

Je höher, desto mehr

Wie viel Strom in Windparks erzeugt werden kann, hängt auch von der Höhe der Türme ab. Je höher, desto mehr, könnte man sagen.

"Die Erdoberfläche ist rau, Bäume, Sträucher und Häuser bremsen den Wind oder führen zu Verwirbelungen", sagt Brandner. Etwa 100 Meter über dem Boden beginnt eine Schicht, wo der Wind gleichmäßig strömt. Deshalb sollte man versuchen, möglichst viel vom Rotordurchmesser in diese Zone über 100 Meter zu bringen."

Nicht überall ist das möglich, vor allem nicht in der Nähe von bewohntem Gebiet – siehe Trumau. Auch wenn es mühsam und manchmal anstrengend sei: "An einem guten, offenen Dialog mit der Bevölkerung führt kein Weg vorbei. Damit steht und fällt die Energiewende. Und die ist ja kein Selbstzweck, sondern schlicht notwendig", sagt Herbert Brandner.(Günther Strobl, 10.12.2022)