Milletich sagt: "Ich habe immer alles transparent dargelegt und werde auch gegenüber dem Ethikkomitee der Bundesliga so auftreten."

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Wien – Der Burgenländer Gerhard Milletich bleibt vorerst Präsident des Österreichischen Fußballbundes (ÖFB). Am Donnerstag hat in einem Hotel in Wien eine außerordentliche Präsidiumssitzung stattgefunden, sie dauerte rund fünf Stunden. Milletich konnte die gegen ihn gerichteten Vorwürfe nicht wirklich entkräften. Laut Sitzungsteilnehmern soll der 66-Jährige eher uneinsichtig gewesen sein, die Atmosphäre wurde als angespannt beschrieben.

Zur Erinnerung: Ende Oktober berichtete das Nachrichtenmagazin "News" in einer Titelgeschichte über die Geschäfte des Verlegers Milletich (Bohmann-Verlag), der "Kurier" zog nach. Der Hauptvorwurf: Milletich soll im Zuge der Vorstellungsrunden mit Sponsoren des ÖFB um Einschaltungen in seinen eigenen Magazinen geworben beziehungsweise ersucht haben. Milletich rechtfertigte sich so: Er habe bereits vor seiner Präsidentschaft Kontakte zu und wirtschaftliche Beziehungen mit den Sponsoren gepflegt. Er kündigte Klagen gegen die Zeitungen an, von wegen Rufschädigung. Allerdings folgten bisher keine Taten.

Das Präsidium ist gespalten, die Verbandschefs von Salzburg, Tirol und Oberösterreich, also Herbert Hübel, Josef Geisler und Gerhard Götschhofer, halten Milletich für untragbar, sehen eine rote Linie überschritten. Sie hatten ihn im Oktober 2021 auch nicht gewählt. Der Osten und Süden des Landes, angeführt von Wien, hält sich zurück, wobei das Vertrauen nicht unbedingt im Steigen begriffen ist. Götschhofer, ein Jurist, soll bei der Sitzung Belege für ein Fehlverhalten des Präsidenten vorgelegt haben. Ehe noch Milletich die Vertrauensfrage stellen konnte oder überhaupt wollte, kamen die Anwesenden zum Entschluss, das Ethikkomitee der Bundesliga einzusetzen.

Entscheidung bis Jänner

Die Liga unter der Leitung ihres Chefs Christian Ebenbauer hat das vorgeschlagen. Vielleicht auch deshalb, um den Termin nicht ausufern zu lassen. Zudem hat sie eine Sicht von außen, ist also im Idealfall objektiv. Geisler sagte dem STANDARD: "Götschhofer hat Indizien aufgezählt, die belegen, dass Milletich uns nicht immer die Wahrheit gesagt hat. Ich brauche eigentlich keine Ethikkommission."

Milletich braucht sie. Den Vorsitz übernimmt Wolfgang Pöschl. Milletich ließ von der Medienabteilung ein Statement übermitteln: "Ich bin sehr froh, dass sich eine unabhängige Kommission dieser Causa annehmen wird. Ich habe immer alles transparent dargelegt und werde auch gegenüber dem Ethikkomitee der Bundesliga so auftreten."

Spätestens Ende Jänner soll eine Entscheidung gefallen sein. In einer Woche findet die Weihnachtsfeier statt, von einem Weihnachtsfrieden ist nicht auszugehen. Die Ansprache von Milletich könnte entweder belanglos oder interessant werden. Fortsetzung folgt. (hac, 8.12.2022)