Céline Dion teilte ihren Fans via Youtube mit, dass sie an einer Autoimmunerkrankung leidet, dem Stiff-Person-Syndrom. Deshalb muss sie auch ihre Welttournee verschieben.

Foto: CELINE DION via REUTERS

Céline Dion geht es nicht allzu gut. Die kanadische Sängerin (54) verschiebt aus gesundheitlichen Gründen erneut die Konzerte ihrer "Courage World Tour", die wegen der Corona-Pandemie schon einmal unterbrochen wurde. Auch der für den 22. März 2023 in der Wiener Stadthalle angesetzte Event wird um gut ein Jahr verschoben, auf den 28. März 2024. Bereits gekaufte Tickets behalten ihre Gültigkeit. Der Grund für die Verschiebung: Dion leidet am Stiff-Person-Syndrom (SPS), vor kurzem hat sie die Diagnose erhalten, wie sie am 8. Dezember in einem Youtube-Video mitteilte.

In dem sehr emotionalen Video spricht Dion – unter Tränen – darüber, das sie seit langem mit gesundheitlichen Problemen wie Spasmen kämpft. Nun gibt es eine Diagnose für diese bisher unerklärlichen Krämpfe, sie leidet am Stiff-Person-Syndrom – einer sehr seltenen neurologischen Erkrankung, die etwa eine von einer Million Personen betrifft und die Frauen doppelt so oft haben wie Männer. Mit beinahe brechender Stimme berichtet sie darüber, dass die Spasmen wirklich jeden Aspekt ihres Alltags betreffen, von Problemen beim Gehen bis hin zur Unfähigkeit, ihre Stimmbänder zu nutzen beziehungsweise so zu singen, dass sie ihre eigenen Ansprüche an sich erfüllt.

Doch was ist diese Krankheit genau? Es handelt sich in den allermeisten Fällen um eine Autoimmunerkrankung des Zentralnervensystems, teilt die Deutsche Hirnstiftung mit, die oft auch gepaart ist mit weiteren Autoimmunerkrankungen wie Diabetes Typ 1 oder Schilddrüsenfunktionsstörungen. Bei SPS kommt es zu einer gesteigerten Erregbarkeit der Muskulatur, weil Antikörper die zentralen hemmenden Bahnen blockieren.

Autoimmunerkrankung versteift den Körper

Prinzipiell kann SPS in jedem Alter auftreten, häufig taucht es zwischen 40 und 50 auf. Die Krankheit verläuft chronisch, teils mit akuten Krankheitsschüben, teils mit schleichenden Verschlechterungen über Monate, auf die jeweils stabile Phasen von mehreren Monaten bis Jahren folgen können. Spontanheilungen sind sehr selten, aber dennoch möglich.

Die Diagnose dauert wegen der Seltenheit der Krankheit und der diffusen Symptome oft lange. Typische Anzeichen sind zunehmende Muskelsteifigkeit, insbesondere an Rumpf, Nacken und Beinen, einschießende Krämpfe und erhöht Reizempfindlichkeit, Störungen beim Gehen oder Gangblockaden, verbunden mit teils starken Schmerzen und häufig vermehrtem Schwitzen. Durch die fortschreitenden Verhärtungen sind auch Skelett- und Gelenkdeformationen möglich. Ein spezifischer Antikörpertest kann klären, ob die Krankheit vorliegt.

Behandelt wird SPS auf zwei Ebenen, symptomatisch und kausal. Gezielte Physiotherapie, Krankengymnastik und entspannende Maßnahmen sind die Grundlage, verbunden mit muskelentspannenden Medikamenten. Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, wird auch die Ursache der Erkrankung therapiert, indem man das Immunsystem über Medikamente bremst. In erster Linie geschieht das mit Kortisonpräparaten, die aber Nebenwirkungen und Langzeitfolgen haben können. Mit dieser Therapie kann man sehr oft eine erhebliche und langanhaltende Verbesserung erreichen.

"Singen ist das, was ich am meisten liebe"

Dion wird von einem Team aus Ärzten betreut, ihre drei Kinder unterstützen sie ebenfalls, berichtet sie in dem Video. Außerdem arbeitet sie täglich mit ihrem sportmedizinischen Therapeuten, um wieder auftreten zu können – auch wenn es ein täglicher Kampf sei. "Ich habe mein ganzes Leben lang gesungen, und es ist das, was ich am meisten liebe." Dion vermisse ihre Auftritte, bei denen sie immer hundert Prozent gebe, sehr, doch ihr Zustand erlaube es ihr im Moment nicht, auf die Bühne zu gehen. Sie habe aber berechtigte Hoffnung, dass sie auf dem Weg der Besserung sei. (kru, 9.12.2022)