Steht auch kommendes Jahr in Salzburg auf der Bühne: Asmik Grigorian (hier heuer in Puccinis "Il trittico").

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Corona, Krieg, Inflation, Energiekrise: "Wir haben schon entspanntere Zeiten erlebt, und es gab auch Angriffe auf die Salzburger Festspiele. Wir hatten es nicht leicht", konstatierte Intendant Markus Hinterhäuser bei der Vorstellung des Programms für 2023. Was Wunder, dass er als Leitfaden für das Musiktheaterprogramm ein Zitat aus Hamlet aufgriff: "Die Welt ist aus den Fugen."

In welchem Ausmaß dies mit den Inszenierungen korrespondieren wird, wird sich zwischen 20. Juli und 31. August weisen: Bei der ersten Premiere, Mozarts Figaro, wird der derzeitige Burg-Direktor Martin Kušej inszenieren. Überraschung: Die Wiener Philharmoniker werden vom jungen Dirigenten Raphaël Pichon geleitet. Bei Verdis Macbeth, den Krzysztof Warlikowski inszeniert, steht Franz Welser-Möst am Pult, Gesangsstar Asmik Grigorian gibt erstmals Lady Macbeth.

Salzburger Bekannte

Die Rückkehr eines alten Salzburger Bekannten gibt es bei Verdis Falstaff: Es inszeniert Christoph Marthaler, Dirigent ist Ingo Metzmacher. Bei der Opernrarität Griechische Passion von Bohuslav Martinu wird der Australier Simon Stone Regie führen, auch hier ist der Dirigent eine Überraschung, es handelt sich um den jungen Maxime Pascal.

Eine Tradition bleibt: Auch kommenden Sommer gibt es die Übernahme einer Produktion der Salzburger Pfingstfestspiele, die Cecilia Bartoli leitet. Man hört die Sängerin auch selbst in Glucks Orfeo ed Euridice. Ergänzt wird das Opernprogramm durch konzertante Produktionen. So wird Teodor Currentzis Purcells The Indian Queen dirigieren – aber nicht mit MusicAeterna sondern mit seinem Westorchester Utopia. Currentzis und Utopia sind auch mit Mozarts c-Moll-Messe im Konzertprogramm vertreten.

In konzertanter Form hört man außerdem Vincenco Bellinis I Capuleti e i Montecchi, Dirigent ist Marco Armiliato, und Hector Berlioz’ Les Troyens, es dirigiert der Brite John Eliot Gardiner.

Rasche und Rimini Protokoll

Schauspielchefin Bettina Hering, die unlängst Michael Maertens und Valerie Pachner als neues Jedermann-Paar bekanntgegeben hatte, hat für ihre finale Saison "zwei Kollegen erneut eingeladen": Ulrich Rasche inszeniert Lessings Nathan der Weise auf der Perner-Insel mit Judith Engel als Nathan. Und Karin Henkel bringt Michael Hanekes Oscar-gekrönten Film Amour in Theaterform – es handelt sich dabei um eine Koproduktion mit den Münchner Kammerspielen.

Die Gruppe Rimini Protokoll und das Zürcher Theater Hora wiederum beziehen für ihre Umsetzung von Brechts Der kaukasische Kreidekreis Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen mit ein.

Ligeti-Schwerpunkt

Weiters der in Salzburg spielende Roman Die Wut, die bleibt von Mareike Fallwickl: Jorinde Dröse bringt die mit dem Selbstmord einer Mutter beginnende Geschichte ins Landestheater Salzburg. Und schließlich Tanz: Into the Hairy von Sharon Eyal und Gai Behar und ihrer L-E-V Dance Company würde laut Hering "alle fesseln".

Im Konzertbereich? In dieser von Florian Wiegand programmierten Schiene wird es einen Schwerpunkt zum Komponisten György Ligeti geben, der 2023 seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Die Ouverture spirituelle, die das Festival einleitet, trägt 2023 den Titel Lux aeterna und startet mit Messiaens Éclairs sur l’Au-delà, umgesetzt vom SWR Symphonieorchester unter Ingo Metzmacher.

Hohe Preise werden höher

Zu den Zahlen: Lukas Crepaz, der kaufmännische Direktor, sprach wie Hinterhäuser die aktuellen "Krisenzeiten" an und zählte Energiekosten, Inflation, Personalkosten und deren Steigerungen auf, was eine "umsichtige Planung" erforderlich mache. Damit bei den 179 Aufführungen die Preise erschwinglich blieben, habe man nur im obersten Preissegment erhöht. 50 Prozent der 212.341 aufgelegten Karten würden sich weiter "zwischen fünf und 110 Euro" bewegen.

Das Gesamtbudget 2023 beträgt laut aktuellen Angaben 67 Millionen Euro. Kristina Hammer, Festspielpräsidentin, erinnerte daran, dass der Sommer 2022 mit einer Auslastung von 96 Prozent trotz allem ein ausgezeichneter war. (Ljubiša Tošić, 9.12.2022)