In "She Said" greift Maria Schrader den Fall Harvey Weinstein auf.

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Es gib verschiedene Eintrittskarten nach Hollywood. Für Maria Schrader erwies sich ein Emmy als wegweisend. Sie bekam die begehrte Fernseh-Auszeichnung 2020 für die Netflix-Serie Unorthodox verliehen, einen Vierteiler über eine Frau einer jüdisch-orthodoxen Gemeinde in New York, die in Berlin die Freiheit sucht.

Es gibt wohl nur wenige Filmkünstler, bei denen ausgerechnet während der Corona-Zeit so viel weiterging wie bei Schrader. Die heute 57-Jährige drehte in Deutschland Ich bin dein Mensch über eine Frau, die sich in eine Künstliche Intelligenz mit Männerkörper verliebt. Da hatte sie das Drehbuch zu She Said schon "im Schoß", wie sie es selbst formuliert. Das Drama um die Recherchen gegen den Filmproduzenten und Sexualverbrecher Harvey Weinstein wurde von der Firma von Brad Pitt produziert und in New York gedreht, wo Schrader sich beinahe wie zu Hause fühlt.

Universal Pictures

Sie hat dort nämlich schon mehrfach gedreht, in ihrem ersten Leben, als Schauspielerin. Zum Beispiel Meschugge, eine jüdische Familiengeschichte, bei der Dani Levy Regie führte. Mit Levy war Maria Schrader längere Zeit auch privat zusammen, er war eine prägende Figur für sie, wie sie auch für ihn. Mit ihm vollzog sie den Schritt vom Theater zum Film, denn zuerst zog es die Tochter aus einer künstlerischen Hannoveraner Familie zur Bühne. Ihre Schauspielausbildung brachte sie in den 80er Jahren auch zwei Jahre nach Wien, das Reinhardt-Seminar schloss sie aber nicht ab.

Durchbruch im Regiefach 2016

Die 1990er und frühen Nuller-Jahre wurden ihr Jahrzehnt, sie war geradezu das Gesicht des deutschen Kinos dieser Zeit, in Filmen von Doris Dörrie, Max Färberböck, Margarethe von Trotta. Wer nach einer spannenden frühen Rolle von ihr sucht, könnte mit Florian Flickers Halbe Welt (1993) fündig werden, wo sie neben Dani Levy zu sehen ist. 2007 probierte sie sich zum ersten Mal als Regisseurin, sie verfilmte den Roman Liebesleben von Zeruya Shalev.

Den Durchbruch im Regiefach brachte ihr aber 2016 das Porträt des alten Stefan Zweig, das Josef Hader in Vor der Morgenröte gab. Seither spielt sie nur noch selten; die Serie Deutschland 83-89 ist bedeutsam. Und nun, da auch ihre Tochter Felice – aus einer Beziehung mit dem Filmemacher Rainer Kaufmann – schon erwachsen ist, kann sie sich voll der Begeisterung für ihre Tätigkeit widmen. Ein Oscar würde alles krönen, aber auch ohne stehen für Maria Schrader im Moment viele Türen offen. (Bert Rebhandl, 9.12.2022)