Myanmars ehemalige Regierungschefin Suu Kyi wurde im Februar 2021 gestürzt und in diesem Jahr zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt.

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Yangon – Erstmals seit ihrem Sturz und ihrer Inhaftierung im Februar 2021 hat sich Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi zur Lage in Myanmar geäußert. "Bitte sagen Sie allen die Wahrheit über Myanmar. Wir wurden zum Schweigen gebracht – aber Sie können reden", teilte die 77-Jährige über den von der Junta aus der Haft entlassenen australischen Wirtschaftsexperten Sean Turnell mit, wie die Organisation Myanmar Peace Monitor am Sonntag laut Kathpress auf ihrer Website berichtete.

Turnell (58) war Wirtschaftsberater der abgesetzten Staatsrätin und Regierungschefin Suu Kyi und nach dem Putsch verhaftet worden. Das letzte Mal hatten sich die beiden laut dem Myanmar Peace Monitor vor etwa zwei Monaten bei Suu Kyis Verurteilung zu drei Jahren Haft wegen "Geheimnisverrats" gesehen. "Sie brachte auch zum Ausdruck, wie stolz sie sei, besonders auf die jungen Birmanen", wird Turnell zitiert; und: "Sie war wirklich stolz darauf, wie die Menschen bereit sind, die Demokratie zu verteidigen und für sie zu kämpfen (und) sich Gedanken über die Zukunft Myanmars zu machen."

Unmenschliche Haftbedingungen

Turnell war Mitte November im Zuge einer Amnestie nach 650 Tagen Haft zusammen mit der ehemaligen britischen Botschafterin in Myanmar Vicky Bowman und dem japanischen Journalisten und Dokumentarfilmer Toru Kubota von der Junta aus dem Gefängnis entlassen worden. Nach seiner Rückkehr nach Australien sprach Turnell gegenüber Medienvertretern über unmenschliche Haftbedingungen in Myanmars Haftanstalten. Die ersten zwei Monate im Gefängnis habe er in Einzelhaft in einer Zelle ohne Fenster und ohne ein Bett verbracht. In der Mitte des Raums habe es lediglich einen am Boden festgeschraubten Sessel gegeben.

Während der Verhöre, die oft mitten in der Nacht stattgefunden hätten, sei er an Händen und Füßen gefesselt worden. Nach seiner Verlegung in das berüchtigte Gefängnis Insein sei er Wind und Wetter, Ratten und Skorpionen ausgesetzt gewesen. Mehrmals sei er an Covid-19 erkrankt und habe oft an Magenproblemen gelitten, weil es an sanitären Einrichtungen und hygienischen Essensbedingungen gemangelt habe. Bis zu 50 Gefangene hätten aus demselben verdreckten Eimer essen müssen.

Menschenrechtsorganisationen haben wiederholt unmenschliche Haftbedingungen in Myanmar beklagt. Nach Angaben des "Hilfsvereins für politische Gefangene – Birma" (AAPPB) sind seit dem Putsch im 2021 mindestens 73 Häftlinge in Polizei- oder Militärgewahrsam gestorben. Seither hat das Militär alle Arten von Gräueltaten begangen, die laut dem UN-Hochkommissariat für Menschenrechte Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen darstellen könnten. (APA, 11.12.2022)