In ganz Peru wird seit der Amtsenthebung von Pedro Castillo heftig protestiert.

Foto: REUTERS/STRINGER

Lima – Bei Protesten gegen die Absetzung des ehemaligen Präsidenten Pedro Castillo sind am Sonntag in Peru zwei Jugendliche getötet und vier Personen verletzt worden, wie die Polizei und die örtlichen Behörden mitteilten. Demonstranten forderten bei Protesten im ganzen Land den Rücktritt seiner Nachfolgerin Dina Boluarte, Neuwahlen und die Freilassung Castillos, der sich seit Donnerstag in Untersuchungshaft befindet. Ein Flughafen wurde lahmgelegt und teilweise in Brand gesetzt.

In der Stadt Andahuaylas im Süden Perus kam es zu Zusammenstößen. Dort griffen Demonstranten Polizisten mit Steinen an. Die Einsatzkräfte feuerten daraufhin Tränengas ab. Die Leiterin des Büros des peruanischen Ombudsmanns, Eliana Revollar, erklärte gegenüber dem lokalen Radiosender RPP, dass ein 15-Jähriger und ein 18-Jähriger bei den Zusammenstößen mit der Polizei in Andahuaylas ums Leben gekommen seien, "möglicherweise infolge von Schussverletzungen".

Flughafen angegriffen

Nach einer Mitteilung der Flughafen- und Luftfahrtgesellschaft Corpac, aus der peruanische Medien zitierten, wurde der Airport der Stadt Andahuaylas am Sonntag umstellt. Auf dem Gelände waren demnach 50 Einsatzkräfte der Polizei und Corpac-Mitarbeiter, die als Geiseln festgehalten wurden.

Wie der Betreiber berichtete, wurden auf dem Flughafen das Treibstofflager und der Kommunikationsraum angezündet. Auch die Landebahn sowie wichtige Ausrüstung seien von Gewalt und Vandalismus schwer betroffen, hieß es. Wegen der Angriffe, die bereits am Samstag begonnen hätten, habe der Flughafen der Stadt mit etwa 50.000 Einwohnern schließen müssen. Laut Polizei wurde er von einer Eliteeinheit abgesichert. Am zweiten Tag in Folge kam es in der Gegend zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Am Samstag waren bei Protesten in Andahuaylas bereits 16 Zivilisten und vier Polizisten verletzt worden.

In anderen Teilen des Landes blockierten Demonstranten Medienberichten zufolge Fernstraßen. In mehreren Städten, darunter die Hauptstadt Lima, gab es Demonstrationen. Bei einer Sitzung des Kongresses am Sonntag kam es zu Handgreiflichkeiten. Ein Abgeordneter der linken ehemaligen Partei des Ex-Präsidenten Pedro Castillo, Perú Libre, schlug einem Kollegen ins Gesicht, wie auf Videos zu sehen war. Zudem riefen sie zu einem landesweiten Streik auf. Der Innenminister des Andenstaates, César Cervantes, erklärte für die Regionen Apurímac, Arequipa und Ica nach den Protestaktionen den Ausnahmezustand.

Boluarte will Neuwahlen 2024

Die bisherige Vizepräsidentin Boluarte hat am Montag angekündigt, dass sie dem Kongress in den kommenden Tagen einen Gesetzesentwurf vorlegen werde, um die Parlamentswahlen um zwei Jahre auf April 2024 vorzuverlegen. Die nächste reguläre Wahl, bei der in Peru sowohl über die Präsidentschaft als auch das Parlament entschieden wird, wäre eigentlich 2026.

Boluarte hatte am Mittwoch Pedro Castillo als Staats- und Regierungschefin abgelöst. Dieser hatte kurz vor einem Misstrauensvotum gegen sich die Auflösung des Kongresses angekündigt. Das Parlament enthob ihn daraufhin des Amtes, am Donnerstag kam der linke frühere Dorfschullehrer wegen des Vorwurfs der Rebellion in Untersuchungshaft.

Untersuchungshaft für Ex-Präsidenten

Am Donnerstag erklärte das Oberste Gericht des Landes, dass es sieben Tage Untersuchungshaft über Castillo verhängt habe. Am Samstag vereidigte Boluarte, die erste Frau im höchsten Amt des südamerikanischen Landes, ihr Kabinett und ließ die Minister dabei schwören, nicht korrupt zu sein.

Castillo war im Juli 2021 als politischer Außenseiter an die Staatsspitze gewählt worden. Seitdem befand sich der 53-Jährige in einem ständigen Machtkampf mit dem konservativ dominierten Kongress. Dieser hatte bereits zweimal vergeblich versucht, ihn wegen "moralischer Unfähigkeit" des Amtes zu entheben. (APA, 12.12.2022)