Elon Musk: nicht mehr so beliebt wie früher.

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Es ist noch gar nicht so lange her, da galt Elon Musk als eine Art Vordenker, als Galionsfigur für die Innovationskraft des Silicon Valley. Ein Bild, dem Musk allerdings selbst zuletzt mit zweifelhaften Aktionen und Aussagen schweren Schaden zugefügt hat. Wie schwer dieser Schaden ist, musste er nun ausgerechnet im Herzen des Silicon Valley zur Kenntnis nehmen.

Willkommen in San Francisco

Der Comedian Dave Chappelle hatte Musk als Überraschungsgast zur Aufzeichnung einer kommenden Folge seiner Netflix-Show mitgebracht. Mit der Reaktion des Publikums im mit 18.000 Personen gut gefüllten Chase Center in San Francisco hatte er aber offenbar nicht gerechnet. Ein kurzer Jubel wurde fast umgehend von einem Meer an nicht enden wollenden Buhrufen erstickt.

Matt Novak

Während Musk angesichts der überwältigend negativen Reaktion der Anwesenden sichtlich irritiert war und keine Worte fand, versuchte Chappelle die Situation mit Scherzen zu beruhigen. So merkte er etwa an, dass hier offenbar auch einige Personen anwesend seien, die Musk bei Twitter hinausgeworfen hat. Doch auch das sollte die Situation nicht auflösen, wie auf einem Video des Vorfalls zu sehen ist, hielten die Buhrufe an. Dass Chappelle dann noch einen Witz folgen ließ, dass die Rufe wohl alle von den billigen Rängen kämen, änderte daran wenig.

Es wird nicht besser

Erst nach mehreren Minuten bekam der Comedian die Situation halbwegs in den Griff, womit auch Musk wieder etwas sagen durfte – nur um bei jeder Wortmeldung erneut ausgebuht zu werden, wie ein zweites Video zeigt. Das führte so weit, dass Musk irgendwann Chappelle die Frage stellte, was er denn sagen solle.

Chappelle nutze dies wiederum, um sich Sympathien zurückzuholen, und riet dem Twitter-Chef – scherzhaft –, dass er besser sein Maul halten solle. Das, was er da höre, sei nämlich der Sound eines nahenden Aufstands. Insofern könne er nicht erwarten, welche Firma Musk als Nächstes ruinieren werde. Wie andere Videos zeigen, folgten noch mehrere Minuten an reichlich unangenehmen Konversationen, bei denen Musk kontinuierlich ausgebuht wurde.

Homophobe Verschwörungstheorien

Neben den Twitter-Massenkündigungen dürfte es sich Musk zuletzt auch mit immer offener rechten Positionen und der Verbreitung von Verschwörungstheorien mit dem Publikum in San Francisco verscherzt haben. Sein neuestes Ziel ist dabei Yoel Roth, und damit ausgerechnet der frühere "Trust and Safety"-Chef von Twitter, der sich vor wenigen Wochen noch demonstrativ hinter Musk gestellt hatte und, erst nachdem er bemerkte, dass sein Job im neuen Umfeld nicht mehr seriös durchzuführen ist, kündigte.

Der offen homosexuell lebende Roth sieht sich nach der Verbreitung von Falschaussagen über ihn durch Musk derzeit einer Hasskampagne von Rechtsextremen ausgesetzt. Musk hatte anhand einer Passage aus Roths Dissertation behauptet, dass sich dieser für die Sexualisierung von Kindern starkmache – im Kontext der Dating-App Grindr. Damit stößt er ins Horn von Verschwörungstheoretikern, die behaupten, dass Homosexuelle gezielt Kinder gefügig machen würden.

Löschung

Doch zurück zu Twitter selbst. Denn auch der aktuelle Vorfall hat dort interessante Konsequenzen. Wurde noch das erste Video zunächst auf ebendieser Plattform gepostet, so wurde mittlerweile der zugehörige Account aber gelöscht. Ob hier Musk durchgreifen hat lassen oder ob es andere Gründe für die Entfernung gibt – etwa Copyright-Beschwerden von Netflix und Chappelle –, bleibt vorerst unklar. Wer schon einmal den Begriff "Streisand-Effekt" gehört hat, wird wohl bereits ahnen, wie die Geschichte weitergehen dürfte.

Chappelle

Dass all das jetzt im Rahmen der Chappelle-Show passiert, ist dabei ebenfalls nicht unpassend. Stand der Comedian doch in der jüngeren Vergangenheit selbst stark in der Kritik. So werden ihm sowohl Transgender- als auch Frauenfeindlichkeit vorgeworfen. Dies hatte auch zu internen Protesten bei Netflix geführt, Firmenboss Reed Hastings hatte sich aber explizit hinter Chappelle gestellt. (red, 12.12.2022)