Anstellen um warmes Essen, das Menschen aus der Gegend um Spielfeld jeden Tag mit einem Kleinbus bringen.

Foto: David Kranzelbinder

Aus Angst, dass Menschen ernsthaft erkranken oder sogar erfrieren könnten, haben die Initiative Border Crossing Spielfeld (BCS) und Menschen aus der Zivilgesellschaft, die seit Wochen an der österreichisch-slowenischen Grenze in der Südsteiermark Hilfe leisten, am Montagnachmittag bei den zuständigen Stellen für Katastrophenschutz von Land Steiermark, dem Bezirk Leibnitz und der Gemeinde Straß (zu der Spielfeld gehört) Alarm geschlagen.

Sie haben, wie im steirischen Katastrophenschutzgesetz, Paragraf 1 Absatz 2, vorgesehen, um "Ausrufung des Katastrophenfalles und unmittelbaren Einsatz zur Abwehr der Gefahr sowie der Evakuierung des akut gefährdeten Bereiches" ersucht.

Kälteste Nacht bisher

"Es hat jetzt schon minus vier Grad, das wird die kälteste Nacht bisher", erzählt die Juristin und Mitbegründerin von BCS, Petra Leschanz, dem STANDARD am Abend. Rund 170 Menschen befinden sich immer noch in der sogenannten Wartezone in Spielfeld, wo die Behörden seit Anfang November Geflohene in anfangs vier, mittlerweile zwei schlecht beheizten Großzelten auf Feldbetten unterbringen – DER STANDARD berichtete. Durch Spalte zwischen den Zeltwänden sollen riesige Rohre warme Luft ins Zelt blasen. Doch je kälter es wird, desto weniger funktioniert das. Vor zwei Tagen schon sei diese Heizung in einem der Zelte die gesamte Nacht über ausgefallen, sagt Leschanz: "Aber selbst wenn sie funktioniert, hat es in den wärmsten Ecken nur mehr maximal zehn Grad."

Geflohene, die in Spielfeld untergebracht waren, erzählen am 9.12., am Vorabend des Tages der Menschenrechte, ihre Fluchtgeschichten auf dem Freiheitsplatz in Graz.
Foto: David Kranzelbinder

Auch am Montag kamen wieder neue Leute ohne ausreichende Kleidung über die Grenze. Leschanz steht gerade in einem der Lager für gespendete Kleidung, um die Neuankömmlinge auszustatten, als sie mit dem STANDARD telefoniert. "Ich kann nicht einmal mehr das Handy lange halten, weil mir die Hand abfriert, und die kommen ohne Wintergewand hier an", sagt sie.

Offene Türen

Auch warmes Essen stellen die Helfenden, Anrainer und Kunstschaffende aus Graz (unter anderem das Schauspielhaus Graz, das Forum Stadtpark und die steirische Gesellschaft für Kulturpolitik) zur Verfügung. Menschen im Bezirk haben ihre Türen zum Kochen und Wäschewaschen geöffnet, doch gegen die Kälte kommt man nicht mehr an.

Jeden Tag kommen neue Menschen über die Grenze nach Spielfeld.
Foto: Kranzelbinder

"Es sind auch schon Geflohene nach Spielfeld gekommen, die uns erzählt haben, dass sie schon ein paar Tage in Wien oder Wels waren, weil man sie hin und her geschickt hat. Sie haben uns erzählt, dass sie tagelang auf der Straße geschlafen haben", erzählt David, ein Helfer, "hier in Spielfeld wird wenigstens niemand weggeschickt, aber die Situation verschärft sich mit der Kälte."

Und: "Eine Katastrophe im Sinne dieses Gesetzes ist ein Ereignis, bei dem Leben oder Gesundheit einer Vielzahl von Menschen oder bedeutende Sachwerte in ungewöhnlichem Ausmaß gefährdet oder geschädigt werden", zitiert David das Gesetz. In Spielfeld treffe das jetzt zu. (Colette M. Schmidt, 12.12.2022)