"Profil"-Redaktion betont "in eigener Sache" die "unantastbare journalistische Unabhängigkeit".

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Wien – Die Redaktion des "Profil" meldet sich "in eigener Sache" zur künftigen Doppelrolle von Richard Grasl als "Kurier"-Vizechefredakteur und neuer "Profil"-Geschäftsführer und zum Abgang von Herausgeber Christian Rainer zu Wort. Sie betont in dem Zusammenhang, "dass die journalistische Unabhängigkeit des 'Profil' und dessen Redaktionsstatut unantastbar sind".

"Konsequenter Widerstand"

Die Redaktion dankt Rainer, der ihr am Montag mitgeteilt habe, "zeitnah als Chefredakteur ausscheiden zu wollen", heißt es in der Stellungnahme auf profil.at: "Vor allem garantierte Christian Rainer die redaktionelle Unabhängigkeit des 'Profil' von Politik, Wirtschaft und Eigentümern. Die Redaktion bedankte sich heute bei Christian Rainer für seinen langen Einsatz im Interesse des 'Profil' und seinen anhaltenden und konsequenten Widerstand gegen Interventionsversuche."

"Unantastbare Unabhängigkeit"

In der Stellungnahme heißt es zudem wörtlich in dieser Abfolge: "Die Redaktion wurde überdies davon in Kenntnis gesetzt, dass Richard Grasl dem bisherigen 'Profil'-Geschäftsführer Thomas Kralinger nachfolgt. Die Redaktion betont, dass die journalistische Unabhängigkeit des 'Profil' und dessen Redaktionsstatut unantastbar sind."

Abstimmung über Chefredakteure, nicht Herausgeber

Das Redaktionsstatut sieht nach Angaben früherer Redaktionsmitglieder vor, dass die Redaktion über Chefredakteure abstimmt und diese mit qualifizierter Mehrheit ablehnen kann. Für die Funktion des Herausgebers gebe es diese Rechte nicht. Bisher waren Herausgeber von "Profil" üblicherweise zugleich Chefredakteure, sie stellten sich also der Abstimmung in der Redaktion.

  • Update Redaktionsstatut: Nach Angaben von Redaktionsmitgliedern deckt sich das Redaktionsstatut des "Profil" mit jenem des "Kurier". Das Statut des Kurier sagt: "Nach Dienstantritt des Chefredakteurs kann die Redakteursversammlung der Bestellung des Chefredakteurs widersprechen. Der Widerspruchsbeschluss bedarf einer Mehrheit im Ausmaß von zwei Drittel der Stimmen aller Stimmberechtigten. Der zu bestellende Chefredakteur ist nicht stimmberechtigt." Vor Bestellung und Abberufung von Stellvertretern des Chefredakteurs, des Chefs vom Dienst und von Ressortleitern, ist laut Statut der Redakteursausschuss anzuhören.

"Profil"-Streik gegen Doppelrolle 1991

1991 streikte die "Profil"-Redaktion, als Herausgeber Peter Rabl zugleich Vorstand der "Kurier"-Magazinholding werden sollte. Rabl konzentrierte sich daraufhin auf den Vorstand und gab die journalistischen "Profil"-Funktionen ab. 1993 wurde er Chefredakteur, Herausgeber und Geschäftsführer des "Kurier".

Ungewöhnliche Doppelrolle

Grasls Doppelrolle als journalistische Führungskraft beim "Kurier" und als kaufmännische Führungskraft beim "Profil" ist ungewöhnlich. Sie dürfte auf eine engere Verschränkung des "Profil" mit dem "Kurier" hindeuten. 2022 kursierten Pläne, das "Profil" zur Samstagausgabe des "Kurier" zu machen. Wegen der hohen Papierpreise – in diesem Fall insbesondere für Magazinpapier – wurden die Überlegungen jedenfalls vorerst schubladisiert. Auch eine Aufgabe der "Kurier"-Sonntagsausgabe wurde intern diskutiert, aber jedenfalls vorerst zurückgestellt.

Das "Profil" gehört seit 2019 wieder ganz zum "Kurier", davor bewirtschaftete die Magazingruppe VGN (früher News-Gruppe) das Magazin seit 2001. Der "Kurier" gehört mehrheitlich Raiffeisen, fast 50 Prozent hält die deutsche Funke-Gruppe, die auch 50 Prozent an der "Krone" hält. (fid, 13.12.2022)