Wenngleich Smart-Home-Equipment bei vielen Menschen als unnötig und potenzielles Datenschutzrisiko in Verruf steht, wächst der Markt munter weiter. Zu den Pionieren der Ära zählen Staubsaugroboter, die sich nunmehr in vielen Haushalten etabliert haben und den Bewohnerinnen und Bewohnern lästige Flächenreinigung abnehmen.

Dominiert wird dieses Segment von fünf Firmen: den US-Anbietern iRobot und Neato Robotics, dem chinesischen Unternehmen Ecovacs, dem niederländischen Philips-Konzern und LG aus Südkorea. Dazu kommt eine Reihe bekannterer Anbieter wie Xiaomi, die häufig aus China stammen. Auch Firmen wie Bosch aus Deutschland mischen mit, spielen bislang aber eine untergeordnete Rolle. Der Markt ist aber noch weit davon entfernt, sich zu konsolidieren, schätzen die Analysten von Mordor Intelligence. Es gibt also noch Potenzial für neue Player.

Und ein solcher kommt aus Österreich. Eigentlich spezialisiert auf KI- bzw. Software-Entwicklung für Geschäftspartner, probiert sich die Linzer Firma Robart nun mit eigenen Staubsaugerrobotern selbst am Markt. "Romy" hat man die Serie getauft, das Spitzenmodell ihrer ersten Generation trägt die Modellbezeichnung L6 und bringt auch eine Wischfunktion mit. DER STANDARD hat es getestet.

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Hinweise

Eines vorweg: "Made in Austria" bezieht sich bei den Romy-Robotern auf die Entwicklung von Hardware und Software. Gefertigt werden sie, wie die meisten anderen Geräte auch bekannterer Marken, in China. Dort arbeitet auch der kleinere Teil der rund 60 Personen starken Belegschaft von Robart.

Beim getesteten Modell handelt es sich um die Variante "L6 Animal" zum Nennpreis von 600 Euro. Sie entspricht weitgehend dem regulären L6-Modell, bringt aber anstelle der Standard-Bodenbürste mit Borsten eine Silikon-Lamellenbürste mit, die es mit Tierhaaren aufnehmen können soll, ohne sich zu verheddern. Zudem können optional anstatt des normalen Staubbehälters auch Einwegbeutel genutzt werden.

Basics

Wie es der Zufall wollte, fiel der Testzeitraum teilweise mit dem Besuch eines Gasthundes zusammen. Die junge Hundedame ist allerdings eine Kurzhaarmischung. Dementsprechend wurden für einen zusätzlichen Härtetest einige längere, dünne Schnüre ausgelegt, die aber kein Problem für den L6 darstellten. Doch zum Saugergebnis später mehr.

Womit Robart ebenfalls wirbt, ist, dass der Roboter besonders flach ist und sich trotzdem mittels Lasernavigation (Lidar) gut zurechtfinden soll, obwohl auf das dafür übliche "Radartürmchen" verzichtet wird. Tatsächlich kommt der L6 gemessen auf 8,6 Zentimeter Höhe und fällt damit um rund ein bis zwei Zentimeter kleiner aus als viele autonome Staubsauger mit Lidar.

Das erkauft er sich allerdings mit dem Nachteil, dass er – wenn auch mit einem recht breiten Blickfeld – nur nach vorn "schauen" kann, während ein Turm Rundumsicht gewährt. Das soll KI-gestützte Navigation wettmachen, dank welcher der Roboter, sobald er einmal das Layout der zu reinigenden Umgebung erlernt hat, der Konkurrenz bei Wegfindung und damit Reinigungsdauer ebenbürtig sein soll.

Einrichtung und App

Die Einrichtung funktioniert wie bei den meisten anderen Staubsaugrobotern auch. Man meldet einen Account beim Hersteller an, Robart verspricht die Speicherung von Daten ausschließlich auf abgesicherten Servern in Europa. Auf STANDARD-Anfrage erläutert man, dass man Amazons Clouddienst AWS einsetzt und die Server in Irland stehen.

Im nächsten Schritt verbindet man den Roboter mit dem hiesigen WLAN. Anschließend geht er auf Erkundungstour und legt eine Karte der Umgebung an, die man zuvor von dünneren Kabeln, Kleidungsstücken und anderen Dingen befreit haben sollte, an denen sich der Roboter potenziell "verschlucken" kann. Die Erkundung dauert länger als bei Robotern mit Lidar-Turm, denn dessen Fehlen muss der Romy L6 damit kompensieren, dass er sich als Ganzes hin und her dreht.

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In der Wohnung, in der getestet wurde – sie hat eine Nutzfläche von etwa 46 Quadratmetern und nach Abzug von Kücheneinrichtung, Duschkabine und Möbeln eine zugängliche Bodenfläche von rund 34 Quadratmetern –, war der Romy L6 nach etwa 20 Minuten fertig. Diese Zeit kann sich natürlich je nach Umgebung unterscheiden, je nachdem, wie verwinkelt die Wohnung oder das Stockwerk ist.

Anschließend lässt sich die so erstellte Karte in einzelne Räume aufteilen, wobei die Software selbst bereits eine grundlegende Aufteilung vornimmt, die ganz gut funktioniert. Es können auch bis zu drei Karten mit jeweils bis zu 300 Quadratmeter Fläche eingerichtet werden, wenn man den Roboter beispielsweise in verschiedenen Stockwerken einsetzen möchte.

Das Anlegen und Bearbeiten von Zimmern ist etwas mühsam, wenn man es mit Umgebungen zu tun hat, die nicht aus einem Viereck bestehen. Da man im Prinzip bestehende Räume nur teilen und zusammenführen kann, benötigt hier die Einrichtung mehr Schritte als nötig. Flexibler ist hingegen die Einrichtung von Sperrzonen, die bei der Reinigung nicht befahren werden sollen.

Die App neigte im Test bei der Bearbeitung von Räumen immer wieder zu Hängern, bei denen sich zuerst die Raumkarte nicht mehr bearbeiten ließ und anschließend das ganze Programm nicht mehr reagierte. Nach Rückfrage, ob das Problem bekannt sei, identifizierte Robart die Ursache und veröffentlichte einige Tage später eine neue Version der App, die den Fehler behob.

Hundedame Aeny lieferte bereitwillig Haarspenden für den Test.
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Features

In der App sieht man den Akkustand und die aktuellen Einstellungen und kann auch den Fahrtweg des Roboters live mitverfolgen. Wer ein Mesh-WLAN betreibt, bei dem kann es hier unter Umständen zu kurzfristigen Verbindungsproblemen kommen, wenn der Roboter vom Abdeckungsbereich eines Routers in den eines anderen wechselt.

Dies war im Test der Fall, war aber laut Robart der eher gemächlichen "Übergabe" seitens des Mesh-Systems zuzuschreiben und kein verallgemeinerbares Problem. Wer will, kann den Roboter mit Apples Siri oder Amazons Alexa verknüpfen und per Sprachsteuerung herumschicken. Google Home bzw. der Google Assistant wird nicht unterstützt.

Wer entsprechende Disziplin beim Ordnunghalten hat, kann auch Reinigungspläne erstellen, um den Roboter etwa zu fixen Zeitpunkten zweimal die Woche eine Runde durch die ganze Wohnung oder bestimmte Räume drehen zu lassen.

Es stehen vier Intensitätsstufen für das Saugen zur Verfügung, man kann den Roboter aber auch automatisch den Untergrund einschätzen und die Saugstärke wählen lassen. Maximal kann er mit 5.200 Pascal operieren, was etwa einem Viertel der maximalen Saugleistung vieler klassischer, verkabelter Staubsauger entspricht. Für die Wischfunktion ist der Wasserdurchfluss in drei Stufen einstellbar.

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Robart will in Zukunft weitere Verbesserungen und softwareseitige Features nachliefern, darunter etwa neue Reinigungsstrategien. Sicherheitsupdates soll es mindestens fünf Jahre lang geben.

Intelligent gebaut

Die Ladestation nutzt zwei bodenseitige Kontakte zum Aufladen und bringt auch optional eine Abstellfläche mit, die Flecken am Boden durch das feuchte Wischtusch vermeidet. Eine Absaugmöglichkeit gibt es nicht, dafür fällt der Behälter für Schmutz und Staub mit 950 ml Kapazität recht großzügig aus. Die eingezogene Luft wird gegenüber seiner Öffnung durch einen Hepa-Filter geschickt.

Wer möchte, kann stattdessen Einwegstaubbeutel nutzen (nicht getestet), die 1,1 Liter fassen und sich selbstständig verschließen sollen, wenn sie voll sind und herausgenommen werden. Robart empfiehlt diese Variante insbesondere für Allergiker. Wer etwas Bastelarbeit nicht scheut, sollte mit einem Eigenbauadapter und einem passenden Kleber auch wiederverwendbare Staubbeutel verwenden können.

Im Lieferumfang befinden sich zusätzlich ein zweiter Wischmopp, eine Ersatz-Seitenbürste sowie drei der genannten Beutel. Ersatzteile und Gebrauchszubehör will das Unternehmen ab kommendem Februar über seinen Onlineshop sowie Amazon anbieten, sie sollen mindestens fünf Jahre lang verfügbar sein.

Eine Stärke des Roboters ist sein Bedienkomfort. Der Staubbehälter verbirgt sich unter einer anhebbaren Klappe und kann einfach von oben entnommen werden. Der optional nutzbare 250-ml-Wassertank wird einfach auf der Hinterseite des Roboters angesteckt. Umdrehen muss man ihn nur, wenn man die Kanten- oder Bodenbürste tauschen möchte.

Das sind auch die beiden Hauptreinigungswerkzeuge des Roboters. Die Wischfunktion übernimmt ein ebenfalls austauschbares Mikrofasertuch. Mit dem können übriggebliebene Staubreste aufgenommen werden, da es aber keinen nennenswerten Anpressdruck gibt, ist eine Reinigung von Flecken – abseits leichter Kalkreste – damit nicht möglich.

Reinigungsmodi und Navigation

Schickt man den Staubsauger im automatischen Modus herum, so scheint er so gut wie alle harten Flächen mit der zweiten der vier Saugkraftstufen zu behandeln. Zumindest soweit sich dies akustisch sagen lässt, schaltete er auch für einen Niederflurteppich nicht in eine höhere Saugstufe.

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Die unterschiedlichen Intensitätseinstellungen sind akustisch deutlich differenzierbar. In der "Eco"-Einstellung ist der Romy L6 tatsächlich "flüsterleise", sie eignet sich aber nur für Staub und leichteren Schmutz auf Hartböden. "Leise" erreicht zwar einen höheren Lärmpegel, daneben lässt sich aber immer noch konzentriert arbeiten oder Videomeetings abhalten. "Normal" setzt dafür bereits Kopfhörer voraus. Betreibt man den Roboter im "Max"-Modus, lässt er sich nicht mehr von einem "großen" Staubsauger im Vollbetrieb unterscheiden.

An seine Befehle hält sich der Romy L6 brav, wenn er etwa nur in bestimmte Räume beordert wird oder eine Sperrzone auslässt. Die Reinigungsdauer für die Bodenfläche lag im Test zwischen 33 und 37 Minuten und damit nur geringfügig höher als jene von bisher getesteten Robotern mit Lidar-Türmchen, die im Schnitt vielleicht um zwei bis drei Minuten flotter waren.

Die bauartbedingt unterschiedliche Navigation äußert sich auch im Fahrverhalten, das – wenn man bereits Erfahrung mit solchen Robotern hat – auf den ersten Blick etwas konfus anmutet. Letztlich klappen Wegfindung und -optimierung aber eben gut genug, um konkurrenzfähig zu den etwas höheren Geräten der Konkurrenz zu bleiben.

Ziemlich sauber

Das Reinigungsergebnis ist gut. Hin und wieder kommt es bei den schwächeren beiden Saugkraftstufen vor, dass größere Brösel zur Seite geschoben werden und im schon zurückgelegten Pfad liegen bleibt, aber ab der Einstellung "Normal" kommt das nur in Ausnahmefällen vor. Etwas nachlässiger ist er in Randbereichen und – eine "traditionelle" Schwäche von Saugrobotern – Ecken. Das Wischergebnis ist, solange der Behälter nicht schon fast leer ist, sehr gleichmäßig. Das gelegentliche händische Durchwischen ersetzt es freilich nicht.

Hindernisse umgeht er sehr zuverlässig, sofern sie eine gewisse Größe erreichen. Kleinere Textilien, etwa Sneakersocken, räumt er ohne Betriebsunterbrechung in den Staubbehälter. Größeres Stofffutter sorgt allerdings für Warnmeldungen und Hilfsbedarf, wobei sich der Ort des "Unfalls" dank der Karte gut orten lässt. Wer aufräumt, hat nichts zu befürchten, denn der Romy L6 findet auch aus engen, verwinkelten Bereichen wieder heraus, wenn auch nicht immer im ersten Anlauf. Im Rahmen des Tests gab es nur ein einziges "Hoppala", als er sich an der gefalteten Kante eines leichten Vorraumteppichs verschluckte.

Der 5.000-mAh-Akku reicht in der "normalen" Saugeinstellung für zwei bis drei volle Fahrten durch die Wohnung oder rund 100 Quadratmeter Fläche oder gut 90 Minuten Betrieb. Der 250-ml-Wasserbehälter ist bei auf "Max" eingestelltem Durchfluss bereits während der zweiten Durchfahrt leer. Der Hersteller selbst verspricht eine Laufzeit von bis zu 200 Minuten, die allerdings nur für den Eco-Modus realistisch erscheint.

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Fazit

In Summe liefert Robart mit dem Romy L6 "Animal" ein gutes Gesamtpaket, das wohl vor allem für Besitzer langhaariger Haustiere attraktiv sein dürfte. Das Fehlen einer Absaugstation merkt man zumindest in einer kleineren Wohnung nicht, weil der Staubbehälter großzügig ausgelegt und sehr einfach zu wechseln ist. Vorwerfen kann man dem Hersteller nur, dass die App eine Tendenz zur Trägheit hat.

Beim wichtigen Punkt, der Reinigung schlägt sich der Roboter gut. In Sachen Navigation hält er trotz seiner etwas merkwürdig anmutenden Routenplanung mit jenen Konkurrenten mit, die ihren Lidar-Sensor in einem Turm verbaut haben. Wer Möbel hat, unter die diese Roboter gerade so nicht mehr hineinkommen, findet hier durch die flachere Bauweise eine vielversprechende, in Österreich entwickelte Option. (Georg Pichler, 18.12.2022)