Derzeit lassen sich die Lieferengpässe gut bewältigen, indem regional umverteilt wird.

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Österreichs Apotheken kämpfen derzeit mit Lieferengpässen bei Medikamenten, während eine Erkältungswelle das Land überrollt. Ein Höhepunkt ist laut der Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, Ulrike Mursch-Edlmayr, aber nicht erreicht. "Wir hatten 2020 mit mehr als 1.100 unlieferbaren Produkten einen tatsächlichen Höhepunkt. Wir stehen zurzeit in Österreich bei circa 500 nicht lieferbaren Produkten", sagte Mursch-Edlmayr am Donnerstag im Ö1-"Morgenjournal".

Derzeit gebe es Engpässe bei bestimmten Antibiotika und Schmerzmitteln. Aber es ändere sich schnell, was wann und wo schwer verfügbar sei, stellte Mursch-Edlmayr klar. Ein neues öffentliches Register, das über Vertriebseinschränkungen informiert, erleichtere die Planung. Derzeit lassen sich die Lieferengpässe demnach gut bewältigen, indem regional umverteilt wird. Apotheken und Händler würden sich gegenseitig aushelfen.

Mehr Produktion in Europa

Engpässe gibt es aber immer wieder. Der Pharmagroßhandel fordert deshalb seit Beginn der Corona-Pandemie ein Notfalllager für die wichtigsten nicht ersetzbaren Medikamente in Österreich. "Wir sehen, dass ein Engpass bei den Antibiotika sicherlich ein größeres Thema ist. Unser Vorschlag geht in die Richtung, dass man genau bei jenen Präparaten – das sind vielleicht 200 Produkte, die man nicht gut austauschen kann – einen erhöhten Bedarf auf Lager legt", sagte der Vertreter der Pharmagroßhändler, Andreas Windischbauer.

Langfristig müsse die Produktion aber wieder nach Europa geholt werden. Derzeit gibt es in Europa nur einen einzigen Penicillinhersteller: die Firma Sandoz in Kundl in Tirol. Auch dort sei die steigende Nachfrage nach Antibiotika zu spüren. Man kämpfe auch mit Lieferengpässen, heißt es von Sandoz.

Vorräte anlegen

2024 soll in Kundl ein weiteres Antibiotikawerk eröffnet werden. Ein Vorratslager gibt es dort allerdings nicht. Die fertigen Antibiotika würden sofort nach der Produktion verschickt, die Bevorratung finde auf Länderebene statt, heißt es aus dem Unternehmen. Die Lagerung und die Vorräte seien eine Schraube, an der man noch drehen könne, räumte auch die Präsidentin der Apothekerkammer, Mursch-Edlmayr, ein.

ORF

In der EU werde derzeit daran gearbeitet, wie der Infoaustausch und die Bevorratung in den Ländern, aber auch EU-weit umgesetzt werden sollen. In sechs bis acht Monaten sollte es hier eine Lösung geben, hofft Mursch-Edlmayr. (wie, 15.12.2022)