Der Konsum entwickelte sich heuer stark, im kommenden Jahr aber verhalten.

Foto: APA

Österreichs Wirtschaft fährt Achterbahn. Infolge der Pandemie und der vielen Lockdowns ging es mit Wirtschaftswachstum rasant nach unten. Dann folgte eine schnelle und robuste Erholung, die nun allerdings jäh zu Ende geht. 2023 dürfte damit ein schwierigeres Jahr werden als 2022.

Dieses Bild skizzieren die beiden führenden Forschungsinstitute IHS und Wifo in ihrer Dezemberprognose, die sie am Donnerstag vorgelegt haben. Die Konjunkturerwartungen blieben im Vergleich zum Herbst fast unverändert. Heuer dürfte die Wirtschaft noch mal stark, um 4,7 (Wifo) oder 4,8 (IHS) Prozent wachsen. Im kommenden Jahr ist eine Stagflation vorausgesagt, also kaum Wachstum bei noch einmal hoher Inflation.

Das Wifo erwartet 2023 ein Plus von 0,3 Prozent bei der Wirtschaftsleistung (BIP), das IHS rechnet mit 0,4 Prozent. Verantwortlich dafür ist eine Kombination von Ursachen: Weltweit hat die Industriekonjunktur nachgegeben, weshalb die Betriebe einen Auftragsrückgang verzeichneten. Das Exportwachstum hält damit nicht weiter an. Und durch die hohen Energiepreise dürfte sich der Konsum in den kommenden Monaten verhalten entwickeln. Auch die Erhöhung der Zinsen dämpft Konsum und Investitionstätigkeit der Unternehmen.

Ab dem Frühjahr dürfte das Wachstum wieder zurückkehren, Konsum und Außenhandel wieder etwas an Schwung gewinnen.

Bei der Teuerung lässt zumindest das Tempo nach. Die Inflation dürfte den Höhepunkt nun überschritten haben, sagen die Konjunkturforscher. Nach einer Jahresinflation von 8,5 Prozent sollen es im kommenden Jahr "nur" 6,5 Prozent werden. Zur Erinnerung: Die Europäische Zentralbank strebt ein Ziel von zwei Prozent an.

Hausgemacht Teuerung

Interessant: Die um Energieeinfuhren bereinigte Teuerungsrate, die nur die Entwicklung in Österreich abbildet, steigt 2023 noch mal etwas an, von fünf auf 5,2 Prozent. Ein größerer Anteil der Inflation ist also, wenn man so will, hausgemacht.

Spannend ist die Entwicklung der Löhne und Einkommen. Die realen, also inflationsbereinigten Nettolöhne pro Kopf sind schon im vergangenen Jahr um 1,1 Prozent gesunken und sollen heuer noch mal um 2,9 Prozent sinken. Im kommenden Jahr gibt es zwar eine Erholung, die Löhne steigen laut Prognose um 2,6 Prozent. Das reicht aber bei weitem nicht, um die bisherigen Reallohnverluste zu kompensieren. Erst 2024 sollen die realen Nettolöhne wieder über das Niveau von 2020 klettern.

Dafür verantwortlich ist, dass die Inflationsabgeltung in Österreich zeitversetzt geschieht: Bei den Lohnverhandlungen wird immer nur die Teuerung für die rückwirkenden zwölf Monate abgegolten. Hinzu kommt, dass die jüngsten Lohnabschlüsse nicht weit über dieser Teuerungsrate waren.

Bei den verfügbaren Einkommen der Haushalte sieht es besser aus: Hier spielen auch staatliche Transfers eine Rolle und die Tatsache, dass die Beschäftigung steigt, also in vielen Haushalten mehr Menschen arbeiten. Diese verfügbaren Einkommen sind 2021 um 1,9 Prozent gestiegen und sollen heuer nur um 1,4 Prozent fallen. Bei den privaten Konsumausgaben verzeichnen die Ökonomen heuer einen deutlichen Anstieg um 3,8 Prozent. Hier wirken sich die Hilfsprogramme der Regierung aus. Im kommenden Jahr ist das Konsumwachstum verhalten.

Inländer können Bedarf am Arbeitsmarkt nicht decken

Gute Nachrichten gibt es vom Arbeitsmarkt. Die Zahl der Arbeitslosen dürfte trotz langsamerer Konjunktur nahezu gleich bleiben. Die Beschäftigung wird weiter steigen, und zwar vor allem dank ausländischer Beschäftigter. Offenbar kann der Bedarf mit Inländern gar nicht mehr gedeckt werden. Die Zahl der Beschäftigten dürfte heuer um 109.000 gestiegen sein. 87.000 der neuen Jobs wurden mit nichtösterreichischen Staatsbürgern besetzt, das entspricht 80 Prozent. Im kommenden Jahr gehen von 27.000 neuen Jobs 22.000 an ausländische Staatsbürger.

Das sind allerdings nicht nur Neuzuzügler, viele der ausländische Arbeitskräfte leben ja bereits seit langer Zeit in Österreich.

Entspannt entwickeln dürfte sich aus heutiger Sicht die Situation der Staatsfinanzen. Das Defizit wird von 3,3 Prozent heuer auf zwei Prozent sinken. Verantwortlich dafür ist hier eine Kombination von Ursachen, die Staatshilfen kosten viel Geld, dafür geht die Arbeitslosigkeit zurück. Hilfreich ist auch, dass Defizit und Staatsverschuldung in Relation zur Wirtschaftsleistung gemessen werden. Bei der Ermittlung des Wirtschaftswachstums durch die Ökonominnen und Ökonomen wird die Entwicklung um die Teuerung korrigiert. Die Wirtschaftsleistung selbst spiegelt die Entwicklung inklusive der Teuerung wider, die Inflation bläht also das BIP auf. (András Szigetvari, 15.12.2023)