Elon Musk ließ Anwälte aus seinen anderen Unternehmen ins Twitter-HQ einfliegen.

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Elon Musk sucht nach Wegen, um die Kosten im Twitter-Hauptquartier zu senken, und greift dabei zu immer drastischeren Mitteln: Er bezahlt keine Rechnungen mehr, wie die "New York Times" berichtet. Demnach soll die Miete für das Hauptquartier in San Francisco und weitere Büros seit mehreren Wochen ausständig sein, wie drei Insider berichten.

Twitter hat außerdem die Rechnung von Musks Charterflügen im Wert von 197.725 Dollar in die Schublade gelegt. Die Kosten entstanden in der Woche, in der Musk den Kurznachrichtendienst übernommen hat, wie aus den Unterlagen eines mittlerweile anhängigen Gerichtsverfahrens hervorgeht.

Zwei Monatsgehälter versprochen, Musk will nicht zahlen

Derweil wird laut dem Bericht im Management von Twitter nach Wegen gesucht, wie man den gekündigten Mitarbeitern die Auszahlung ihrer Abfindung verweigern kann. Anwälte sollen nun die rechtlichen Konsequenzen einschätzen, sollte Musk tatsächlich die versprochenen zwei Monatsgehälter pro Mitarbeiter nicht auszahlen. Die Summe dürfte nicht unerheblich sein, stehen doch Abfindungszahlungen an 4.800 Ex-Angestellte aus. Wie die "New York Times" unter Berufung auf Insider berichtet, haben viele Ex-Mitarbeiter noch keine formale Kündigung erhalten.

Für diesen Zweck ließ Musk eigens mehrere Firmenanwälte von Space X und seinen anderen Unternehmen einfliegen, da die Rechtsabteilung von Twitter so nicht mehr existiert. Musk hatte im Zuge seiner Übernahme die beiden Leiter des Legal Department entlassen und seinen persönlichen Anwalt, den Strafverteidiger Alex Spiro, eingesetzt. Dieser wurde von Musk aber vergangene Woche wieder abgesetzt, weil der Milliardär angeblich mit einigen Entscheidungen Spiros nicht glücklich war.

Das ist umso überraschender, als Spiro als einer der engsten Vertrauten von Musk gilt. Diesen Status hat sich der Anwalt durch einen aufsehenerregenden Fall erarbeitet: Er verteidigte Musk vor Gericht, als dieser einem britischen Höhlenforscher vorgeworfen hatte, er sei pädophil. Der Forscher hatte dabei geholfen, eine Bubenfußballmannschaft und deren Trainer aus einer überfluteten Höhle in Thailand zu retten. Musk wurde in dem Verfahren freigesprochen.

Musk droht Angestellten mit Klage

Unterdessen scheint Musk von den ständigen Insider-Leaks genervt zu sein. In einer E-Mail an alle Mitarbeitenden beschwerte er sich, dass es wohl eine undichte Stelle im Unternehmen gebe und manche Angestellte gegen Verschwiegenheitsklauseln von Twitter verstoßen würden. "Wenn Sie einen klaren und absichtlichen Verstoß gegen die Verschwiegenheitsklausel begehen, die Sie bei Ihrem Eintritt in das Unternehmen unterschrieben haben, dann übernehmen Sie die Haftung im vollen Umfang des Gesetzes, und Twitter wird unverzüglich Schadensersatz verlangen", drohte Musk mit Klagen.

Account @ElonJet wurde gesperrt

Während also im Twitter-Hauptquartier bald Schreiben von diversen Arbeits- und Sozialgerichten eintrudeln dürften, führt Musk eine private Fehde mit einem 19-jährigen Studenten fort. Twitter hat dessen Bot-Account gesperrt, der die Flüge des Privatjets von Musk verfolgte. Jack Sweeney, Luftfahrt-Fan und Betreiber des Accounts, benutzt öffentlich verfügbare Daten und postet Informationen über die Flüge prominenter Personen, darunter Bill Gates, Jeff Bezos oder US-Präsident Joe Biden. Jetzt wurden die Accounts von Sweeney und jene seiner Bots gesperrt und sind nicht mehr aufrufbar. Zuvor wurde die Sichtbarkeit der Accounts von Twitter reduziert.

In einem Statement von Twitter vom Donnerstag heißt es, man habe die Richtlinien angepasst, und nun sei es in den meisten Fällen verboten, den Live-Standort anderer Personen zu teilen.

Musk hatte mehrmals versucht, Sweeneys Account @ElonJet offline zu nehmen, und dem Studenten sogar 5.000 Dollar und einen Tesla angeboten, wenn er die Verfolgung von Musks Flügen einstellt. Noch im November hatte Musk versprochen, den Account von Sweeney unangetastet zu lassen – und dabei die Redefreiheit als Grund genannt.

Musks eigener Tweet wurde von den Fake-News-Jägern von Twitter als Falschinformation gekennzeichnet.
Foto: Screenshot Twitter

"Mein Bekenntnis zur Redefreiheit geht so weit, dass nicht einmal der Account, der meinen Jet verfolgt, gesperrt wird", tweetete Musk noch im November. Dieser Tweet wurde von der userbasierten Fake-News-Überwachung "Birdwatch" nun als Falschinformation gekennzeichnet. (pez, 15.12.2022)