Manchmal sind es amüsante Banalitäten, manchmal echte Schweinereien, über die sich Reddit-Userinnen und -User im Zusammenhang mit Airbnb austauschen. Am meisten Aufregung gibt es jedoch über hohe und intransparente Gebühren.

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Stöbert man in Reddit, einem sogenannten "social news aggretator", stößt man auf einen bunten Blumenstrauß an Schocks, Dramen und Debatten rund um Airbnb – speziell, aber nicht nur im "Subreddit" r/Airbnb, also einem eigenen "Thread" zum Thema Airbnb. Diskutiert wird über Erfahrungen mit der Kurzzeitvermietungsplattform– positive wie negative. Wobei vor allem Letztere zu überwiegen scheinen und beim Scrollen bald ins Auge springen.

Man findet zum Beispiel den Bericht einer Userin namens goodnight_mathilda. Sie erzählt von einem Aufenthalt in einer auf den ersten Blick schönen Unterkunft mit zahlreichen positiven Bewertungen, der sich dann aber als doch nicht so super entpuppte: Denn der Sohn der Vermieter (Hosts) bewohnte überraschenderweise das Zimmer neben ihr. Davon sei in der Beschreibung zwar nie die Rede gewesen, aber sie habe es zunächst akzeptiert. Und bedauerte das offensichtlich bald darauf. Denn der Typ schien etwas asozial zu sein. Die Userin berichtet über Lärm aus dem Zimmer des Mannes, ein unordentlich hinterlassenes Badezimmer, lautstarke Streitigkeiten mit seinen Eltern, Türenschlagen, etc. "Soll ich mich bei den Hosts beschweren oder nicht?", lautet schließlich ihre Frage an die Community.

In die Küchenspüle gekotzt

Dieses Beispiel ist aber nur eines von vielen und klingt geradezu banal zu dem, was etwa User SnakesParadox und seine Frau in Rom erlebten: Bei der Ankunft in einem billigen Zimmer, das sie sich für eine Nacht gebucht hatten, wurden sie durch die "ekelhafteste Küche der Welt", ein mit "schwarzem Schimmel bedecktes Badezimmer" und ein Schlafzimmer mit kaputten Möbeln und gebrauchten Bettlaken geführt. Sie wurden nicht nur durch einen Streit zwischen dem Gastgeber und seiner Freundin mitten in der Nacht geweckt, sondern bekamen auch den nackten Gastgeber zu sehen, der bei offener Zimmertür schlief. Das versprochene Frühstück am nächsten Morgen ließen sie stehen und flüchteten: Die Freundin des Gastgebers hatte offenbar in die Küchenspüle gekotzt.

Konflikte zwischen Gastgebern und Gästen sind nichts Neues, aber bei User Bongo AR dürfte es dann doch eskaliert sein: Der Airbnb-Gast hatte eine Unterkunft mit Whirlpool gebucht, der bei seiner Ankunft nicht funktionierte. Die Gastgeberin, die nebenan wohnte, bot ihren eigenen an, aber die Gäste lehnten ab. Sie wollten die Buchung stornieren, was wiederum der Host ablehnte. Nachdem sie eine Bewertung hinterlassen hatten, in der sie den Vorfall schilderten, drohte die Gastgeberin, sie zu verklagen, wenn sie die Bewertung nicht löschen würden. Bongo AR suchte nach einem Rechtsbeistand: "Ein Teil von mir möchte die Bewertung einfach löschen und sich nicht mit dem Drama beschäftigen, aber ich traue diesen Leuten überhaupt nicht."

Eine versteckte Kamera auf der Toilette?

Der Reddit-Nutzer Island_Living_ wiederum war sich nicht sicher, ob in seiner Unterkunft eine versteckte Kamera angebracht sei. Er postete ein Bild mit den Worten: "Über der Toilette in meinem Airbnb ist ein Spiegel in die Decke geschraubt." Es entwickelte sich ein Mini-Drama in mehreren Akten. Der Beitrag hat inzwischen 6.000 Kommentare. Sie erzählen von haarsträubenden Geschichten über Spionage und Spähen bis hin zu hilfreichen Tipps, wie man überprüfen kann, ob es eine Kamera gibt. Island_Living_ wollte der Sache auf den Grund gehen. In einem Update berichtet er, dass sich der Spiegel nicht abschrauben ließ. Dann noch ein Update: "Wir haben eine Gabel dahinter gesteckt, und es gibt definitiv eine Öffnung hinter dem Spiegel."

Verschwörungstheorien, dramatische Geschichten und schwarzer Humor füllen die Lücke bis zum letzten Update. Offenbar ist es gelungen, den Spiegel abzuschrauben. Es gibt keine Kamera! "Gott sei Dank!", schreibt der User: "Einige von euch hatten recht – es sieht so aus, als wäre es ein alter Lüftungsschacht, den der Besitzer schnell zugedeckt hat." Dabei hat er mit einem Spiegel wohl nicht die beste Wahl getroffen.

Ärger über Gebühren

Ein besonders ekliger Vorfall scheint sich in Rio zugetragen zu haben: Ein Ehepaar buchte dort für einen Monat ein gemütliches Haus mit Pool. Doch die Unterkunft war ein unhygienischer Albtraum. Das Poolwasser war grün, das Haus roch nach Schimmel und Katzenurin, das Kochgeschirr war schmutzig, das Haus war dreckig, und es gab Kakerlaken – neben anderen Problemen. Sie setzten sich mit der Gastgeberin in Verbindung, die auf dem Grundstück in einem anderen Haus wohnte, aber die habe sich nur umgedreht und gesagt, dass sie sie und ihr Haus nicht respektieren würden und dass tropische Länder eben schmutziger seien. Das Ehepaar beschwerte sich bei Airbnb und bekam sein Geld zurückerstattet.

Trinkgeld fürs Reinigungspersonal, obwohl man schon die entsprechende Gebühr an den Gastgeber überwiesen hat? Reddit-Benutzer Able-Cobbler5307 postete ein Foto eines Umschlags mit den Worten: "Mein Airbnb-Gastgeber wollte, dass ich dem Reinigungspersonal Trinkgeld gebe ... zusätzlich zu 200 Dollar Reinigungsgebühr." Der Thread ist voll von Nutzern, die ähnliche Erfahrungen beschreiben.

Überhaupt scheint das Thema Gebühren ein Dauerbrenner zu sein. Zahlreiche Gäste berichten davon, dass sie eine vermeintlich günstige Unterkunft mieteten, nur um dann am Ende eine horrende Rechnung zu erhalten. Für User WSNC-JBR betrug diese inklusive aller Gebühren satte 1.211,73 US-Dollar, statt der vorausberechneten 525. Der Host hat offensichtlich noch saftige Gebühren für die Buchung, Reinigung, Service etc. draufgeschlagen. Da könnte man doch gleich in ein Hotel einchecken, meinten daraufhin zahlreiche Kommentatoren, und viele taten kund, dass sie die "guten alten Airbnb"-Zeiten vermissen würden.

Die Plattform verspricht Besserung

Denn als Airbnb in der Rezession 2008 offiziell an den Start ging, wurde es als erschwingliche Alternative zu Hotels positioniert, als Möglichkeit für eine Gemeinschaft von Reisenden, mit Einheimischen in Kontakt zu kommen. Als immer mehr Gastgeber immer mehr Unterkünfte anboten und die Macht des Unternehmens wuchs, wurden kritische Stimmen laut: Ob die Plattform zur Wohnungskrise beiträgt? Berichte aus aller Welt – nicht zuletzt im Zusammenhang mit Overtourism in manchen Hotspots – scheinen das zu belegen. Rom etwa will die Vermietung von Touristenwohnungen stark einschränken. Und erst im Dezember des vergangenen Jahres etwa gewann die Stadt Wien ein Verfahren gegen Airbnb: Die Plattform muss Inserate für Gemeindebauwohnungen laut Oberstem Gerichtshof offline nehmen. DER STANDARD berichtete.

Die "Washington Post" zitierte im Dezember Makarand Mody, einen außerordentlichen Professor für Gastgewerbemarketing an der Boston University, der sich mit Airbnb beschäftigt. Er stellt fest, dass es im Laufe der Jahre immer wieder Beschwerden über die Preisgestaltung der Vermittlungsplattform gab. Der Unmut über die Gebühren erreichte im Frühjahr 2021 einen Höhepunkt, wie die "Post" weiter berichtet: was das Unternehmen dazu veranlasste, sich die Sache genauer anzuschauen.

Gute Geschäfte

Das Paradoxon: Auch wenn die öffentlichen Beschwerden zunehmen, macht das Unternehmen nach eigenen Angaben mehr Geld denn je. Im dritten Quartal 2022 stiegen die Einnahmen auf 2,9 Milliarden US-Dollar, der Gewinn steigerte sich um 46 Prozent auf 1,2 Milliarden US-Dollar. Die Zahl der gebuchten Übernachtungen und Erlebnisse – Aktivitäten, die von einem Einheimischen durchgeführt werden – stieg auf 99,7 Millionen, wie das Unternehmen mitteilte: der höchste Wert für ein drittes Quartal in der Geschichte von Airbnb. Die Zahl der Gästeankünfte erreichte einen Rekord und übertraf 90 Millionen auf der ganzen Welt.

Airbnb ist die öffentliche Meinung offenbar nicht gleichgültig. CEO Brian Chesky twitterte, er habe die Nutzer "laut und deutlich" gehört, und kündigte an, dass Airbnb die Transparenz verbessern werde, indem es den Nutzern erlaube, die Gesamtpreise zu sehen, in denen die Gebühren von vornherein enthalten sind, und nicht nur die niedrigeren Übernachtungspreise. Außerdem wies das Unternehmen Gastgeber an, "unangemessene" Anforderungen zu vermeiden, zum Beispiel die Bettwäsche zu waschen, wenn sie auschecken. Nach Angaben von Airbnb erheben 45 Prozent der Gastgeber weltweit keine Reinigungsgebühr, und bei denjenigen, die es tun, beträgt die Gebühr im Durchschnitt weniger als zehn Prozent der gesamten Buchungskosten, schreibt die "Washington Post". (max, 16.1.2023)