UN-Hochkommissar Volker Türk, warnte vor einer deutlichen Verschlechterung der humanitären Lage in der Ukraine.

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Kiew/Moskau – Auch fast zehn Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine erschüttern immer wieder neue Gräueltaten die Öffentlichkeit. Jüngster Vorwurf, diesmal vorgebracht vom Menschenrechtsbeauftragten des ukrainischen Parlaments, Dmytro Lubinez: Russische Besatzer in der Süd- und Ostukraine sollen Minderjährige gefoltert haben. "Im (Gebiet) Cherson haben wir zehn Folterkammern entdeckt, darunter vier in der Stadt selbst", sagte der 41-Jährige am Mittwoch in Kiew. In einer der Folterkammern habe es einen getrennten Raum gegeben, in dem Minderjährige festgehalten worden seien.

"Wir haben nicht nur Folter dokumentiert. Es ist dokumentiert, dass den Kindern jeden zweiten Tag Wasser gegeben wurde, sie bekamen praktisch kein Essen", sagte Lubinez. Den Minderjährigen sei vorgeworfen worden, die ukrainische Armee unterstützt zu haben. Derartige Vorfälle habe es auch in Balaklija im ostukrainischen Gebiet Charkiw gegeben. Unabhängig überprüfen ließen sich die Vorwürfe zunächst nicht.

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, warnte indes allerdings vor einer deutlichen Verschlechterung der humanitären Lage in der Ukraine, sollten die russischen Luftangriffe auf die Infrastruktur des Landes anhalten. Dies könne zu weiteren Vertreibungen führen, sagt Türk vor dem UN-Menschenrechtsrat nach seiner Reise in die Ukraine.

Russland sieht Provokation

Schon länger verlangt Kiew, um auf die russischen Angriffe vor allem auf die ukrainische Infrastruktur reagieren zu können, moderne und effektive Flugabwehrsysteme aus dem Westen. Die US-Regierung erwägt Medienberichten zufolge eine Lieferung des Patriot-Flugabwehrsystems an die Ukraine. Dies müsse noch von US-Verteidigungsminister Lloyd Austin genehmigt werden, berichteten mehrere US-Medien unter Berufung auf nicht namentlich genannte Regierungsquellen. Russland warnte hingegen vor neuen Gefahren für die globale Sicherheit, sollte die Ukraine die Systeme erhalten, und wertet die Pläne der USA als Provokation.

Damit würden die USA ihr militärisches Engagement in dem Konflikt ausweiten, sagt die Sprecherin des Außenministeriums in Moskau, Maria Sacharowa. Die russische Regierung empfehle den USA dringend, "die richtigen Schlussfolgerungen" aus ihren Warnungen zu ziehen, dass von den USA gelieferte militärische Ausrüstung zum legitimen Ziel für russische Raketenangriffe würde.

Das Luftverteidigungssystem Patriot würde in der von Russland angegriffenen Ukraine einen Teil der militärischen Karten neu mischen. Es kann Flugzeuge, Marschflugkörper, Drohnen und Raketen auch aus größerer Entfernung abwehren. (APA, maa, 15.12.2022)