Um die Spannung nicht ins Unerträgliche zu steigern: Der beste Wohnbau des Jahres 2022 steht in Brandenburg, zumindest wenn es nach der Fachjury des Wettbewerbs "Wohnbauten des Jahres 2022" des Callwey-Verlags geht. In Brandenburg haben Praeger Richter Architekten zwei Mehrfamilienhäuser errichtet – eines für eine Baugruppe, eines für einen Investor. Insgesamt sind so 23 Miet- und Eigentumswohnungen am Rande der Altstadt von Neuruppin entstanden.

Beim Bau wurde auf Mitsprache der künftigen Bewohnerinnen und Bewohner gesetzt. Auch ökologisch spielen die Bauten alle Stückerln. So wurde zum Beispiel auf Verbundwerkstoffe Großteils verzichtet und stattdessen auf ökologische Alternativen gesetzt – und somit bei der Planung der neuen Gebäude auch schon wieder an die möglichst unkomplizierte Weiterverwertung der Baustoffe in ferner Zukunft gedacht. So funktioniert Kreislaufwirtschaft.

Foto: Andreas Friedel / Callwey

In vielen Fällen noch einmal nachhaltiger: Gleich keinen Neubau planen, sondern mit Bestand arbeiten. Einige solche Projekte erhielten Anerkennungen. So auch der Beznerturm in Ravensburg, der von der Bauherrengemeinschaft Beznerturm gemeinsam mit Bächlemeid Architekten Stadtplaner von einem Fabriks- in ein Wohngebäude mit zehn Einheiten sowie einer Gewerbefläche im Erdgeschoß umgebaut wurde. "Dieses Beispiel zeigt eindrücklich, dass Baugemeinschaften oft besonders gute Lösungen hervorbringen, weil sie keine Renditeprojekte sind, sondern neue Heimat für Menschen schaffen", hieß es in der Laudatio.

Foto: Roland Halbe

Ein 270 Jahre alter, denkmalgeschützter Bauernhof kommt wohl den wenigsten in den Sinn, wenn es um Wohnbauten des Jahres geht: Aber auch der älteste Bauernhof Münchens, der in den letzten Jahren von Euroboden und den den Raumstation Architekten saniert und umgebaut wurde und Platz für Gemeinschaft sowie vier Mietwohnungen im Heustadl beherbergt, erhielt eine Anerkennung.

Foto: Thomas Weinberger

Eine Anerkennungen gab es auch für ein Haus in Dornbirn: Hier haben Baumschlager Hutter Partners für den Bauherren Raumvier Projektentwicklung das Mehrfamilienhaus M44 erschaffen. Entstanden sind 13 Wohnungen auf einem nicht ganz unkomplizierten Grundstück. Beim Dach handelt es sich um eine moderne Interpretation des Satteldaches, die Fassade wird von der bunten Anordnung von Fenstern und Loggien bestimmt.

Foto: Albrecht Schnabel

Retro-Vibes versprüht das Wohnprojekt "Wohnen an der Werderstraße" in Nürnberg. Bauträger war die Schultheiss Wohnbau AG, geplant wurde der Riegel vom Architekturbüro Hild und K. Das alte Haus, das hier ursprünglich stand, konnte nicht erhalten werden, alte Fassadenteile kamen aber in den Loggien des Neubaus wieder zum Einsatz. Das zahlte sich aus: Die Jury lobte die gelungene Eingliederung in die gründerzeitliche Umgebung.

Foto: Michael Heinrich

Eine Auszeichnung in der Kategorie "Wohnbauhochhaus" ging nach Graz, nämlich für das Projekt "Mirror" des ÖSW, geplant von Pentaplan, im neuen Stadtteil Reininghaus.

Foto: Callwey

Einen Preis in der Kategorie "Premiumwohnen" gab es auch noch für die deutsche Tochter des österreichischen Bauträgers 6B47, der im Süden Münchens mit den Architekten Blocher Partners 28 Wohneinheiten auf einem großzügigen Grundstück geschaffen hat. (zof, 29.12.2022)

Simon Dietzfelbinger, Cornelia Hellstern, "Ausgezeichneter Wohnungsbau 2022", € 100,80 / 360 Seiten. Callwey-Verlag

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Foto: Callwey