Der Protest der Museumsbelegschaften führte zu KV-Verhandlungen. Diese aber stocken seit zwei Jahren.

Foto: Alex Bodmann

Mit 98 Prozent ist die Kollektivvertragsdichte in Österreich ausgesprochen hoch. Die meisten der 2.600 Beschäftigten der Bundesmuseen und der Nationalbibliothek aber müssen auf diese Form der Arbeitnehmerabsicherung seit 25 Jahren vergeblich warten. Bei der Ausgliederung der acht Häuser aus der Staatsverwaltung wurde ein gemeinsamer Kollektivvertrag (KV) nicht mitgedacht, seither behalf man sich mit Provisorien.

Das Kunsthistorische Museum (KHM) hat sich und seinen 800 Mitarbeitenden einen eigenen KV gegeben, in anderen Häusern wurde bei Lohnverhandlungen oft so verfahren: Die Gehälter der Privatangestellten wurden nach Gutdünken freiwillig an die von der Gewerkschaft ausverhandelten Erhöhungen für jene Personen geknüpft, die noch vor der Ausgliederung als Beamte in die Unternehmen eingetreten sind. Aber nicht jedes Haus hält sich daran, wie aktuell zu vernehmen ist.

Bei einer geschätzten Inflationsrate von 8,8 Prozent im kommenden Jahr hat die Beamtengewerkschaft GÖD eine Erhöhung von sieben bis neun Prozent durchgesetzt. Das Belvedere, die Albertina und das Naturhistorische Museum ziehen bei diesen Erhöhungen freiwillig mit, andere liegen – wenngleich die Verhandlungen noch laufen – deutlich darunter: Von fünf und sechs Prozent ist die Rede, und das, obwohl schon in vergangenen Jahren oft nur unter dem GÖD-Abschluss erhöht wurde. Die strukturelle Ungleichbehandlung führt zu Unmut bei den Beschäftigten, immer wieder gibt es Proteste.

Zwei Jahre Verhandlungen

Seit fast zwei Jahren wird nun – auch auf politischen Wunsch hin – versucht, einen gemeinsamen Generalkollektivvertrag für alle zu erreichen. Nach mittlerweile 18 Runden stocken die Verhandlungen. Der Grund: Die Arbeitnehmerseite will sich am bereits vorhandenen Kollektivvertrag des KHM als Mindeststandard orientieren, von Arbeitgeber- und Eigentümerseite, zuständig ist Kulturstaatsekretärin Andrea Mayer (Grüne), heißt es aber, dass dieser nicht zu finanzieren sei. Die Beschäftigten des KHM wiederum wollen nicht hinnehmen, dass sie ihren KV durch einen schwächeren ersetzen sollen, zumal für viele bereits dieser im Vergleich mit anderen Branchen unzureichend sei. Eine Pattsituation, die letztlich nur politisch durch mehr finanzielle Mittel gelöst werden kann.

Ein Betroffener betont im STANDARD-Gespräch, dass man "nicht achselzuckend die aktuelle Krise dafür verantwortlich machen" dürfe, denn es gehe "um jahrzehntelange falsche Finanzpolitik im Museumbereich". Die missratene Ausgliederung sei nicht rückgängig zu machen, aber sie könne "zumindest mit einem anständigen Kollektivvertrag repariert werden. Nur muss er sofort kommen, nicht erst in 20 Jahren. Da sind nämlich die meisten aktuell Angestellten in der Mindestpension." (Stefan Weiss, 17.12.2022)