Neben Gutscheinen und Geld sind auch wärmespendende Geschenke heuer besonders beliebt.

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Nach zwei schwachen Pandemiejahren erhoffte sich der Handel hohe Weihnachtsumsätze. Die starke Teuerung und die steigenden Energiekosten machten ein Strich durch die Rechnung. Im Schnitt geben Österreicherinnen und Österreicher heuer 395 Euro für Geschenke aus, zeigt eine Befragung des Handelsverbands. Das sind 15 Prozent weniger als 2021 und auch weniger als im Vorkrisenjahr 2019. Für den Handel bleibt das Weihnachtsgeschäft damit unter dem Vorkrisenniveau.

Die Teuerung zwingt 70 Prozent der heimischen Bevölkerung zu Einschränkungen ihrer Ausgaben. Ein Fünftel kann sich nach eigenen Angaben nur noch lebensnotwendige Güter leisten. Das wird im Weihnachtsgeschäft zu spüren sein.

Kuverts statt Packerl

Das Christkind hat heuer dennoch viel zu tun – allerdings werden die beliebtesten Geschenke in Kuverts und nicht in Paketen unterm Christbaum liegen. Laut Handelsverband und dem Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) setzen so viele wie noch nie auf Gutscheine, auch Geldgeschenke seien beliebter denn je. So greift laut einer Befragung von Mindtake Research jeder Dritte im Einzelhandel zu Gutscheinen, gefolgt von Spielzeug und Bekleidung. Jeder Vierte verschenke Bücher, Süßigkeiten und Parfums oder andere Kosmetikprodukte.

Auch die Energiekrise scheint ihren Niederschlag bei der Wahl der Geschenke zu finden. Im Trend seien wärmende Geschenke, etwa Flanellhemden, warme Bettwäsche oder auch Wärmedecken. Vieles davon wird allerdings nicht im stationären Handel erworben: Jeder Zwölfte werde alle Weihnachtsgeschenke im Onlinehandel bestellen, wobei drei Viertel der Pakete aus dem Ausland kommen werden. Fast ein Zehntel der Bevölkerung will komplett auf den Kauf von Geschenken verzichten.

Unzufriedener Handel

Laut Handelsverband ist nur ein Drittel der Händler mit ihrem Weihnachtsgeschäft bis jetzt zufrieden, die Lage sei allerdings besser als erwartet, urteilt das Wifo. Wifo-Ökonom Marcus Scheiblecker spricht dennoch von keinem sehr erfolgreichen Jahr. Die Gründe dafür lägen mit Teuerung und Arbeitskräftemangel auf der Hand.

Das klassische Weihnachtsgeschäft umfasst den Mehrumsatz im Dezember, der über den durchschnittlichen Umsätzen der Monate Jänner bis November liegt. Gutscheine werden im Handel allerdings erst dann umsatzwirksam, wenn sie vom Kunden eingelöst werden. Passiert das im Jänner – wie zu erwarten ist –, zählt dieser Umsatz nicht zum Weihnachtsgeschäft. Somit gehört das beliebteste Weihnachtsgeschenk nicht dazu; auch nicht Sondereinkaufstage, etwa Black Friday und Cyber Monday, die schon im November waren.

Minus 0,8 Prozent

Das Wifo erwartet für heuer im Weihnachtsgeschäft einen Mehrumsatz von 1,36 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr entspreche dies zwar einem Plus von 220 Millionen Euro, allerdings sei zu bedenken, dass vergangenes Jahr stark von einem Lockdown vor Weihnachten geprägt war. Das Umsatzvolumen im Dezember 2022 wird demnach nominell auf 7,28 Milliarden Euro geschätzt. Inflationsbereinigt entspricht das einem Minus von 0,8 Prozent. Gutscheine, Umtausch und Geldgeschenke sollen das im Jänner im Handel noch auffetten, hofft Handelsverbands-Geschäftsführer Rainer Will.

Nüchterne Aussichten

Wird der Handel heuer schlechter bilanzieren als im Vorjahr? Ein Vergleich sei aufgrund des Lockdowns schwierig, sagt Will. Vergangenes Jahr habe vor allem der Einzelhandel mit Nahrungsmitteln profitiert. Corona verzerre aber vieles, daher sei es zu früh, Schlüsse zu ziehen, so Will. Für das Gesamtjahr schätzt das Wifo den Umsatz im stationären Einzelhandel auf 72,5 Milliarden, das wäre ein nominelles Plus von rund sechs Prozent gegenüber 2021. Inflationsbereinigt wäre das aber ein Minus von einem Prozent.

Etwa 39 Prozent der Händler erwarten im Gesamtjahr 2022 einen Verlust, 38 Prozent maximal ein ausgeglichenes Ergebnis, ergab eine Blitzumfrage vom Handelsverband. "Bis Jahresende wird der Handel rund 900 Firmenpleiten und 6000 Geschäftsschließungen zu Buche stehen haben", so der Handelsverband-Chef. Erst ab Sommer 2022 rechnet der Handel wieder mit besseren Zeiten. (Pauline Severin, 17.12.2022)