Das Einfamilienhaus ist umstritten wie nie – denn die Wohnform versiegelt viel Fläche und fördert die Zersiedelung. Das wird auch gleich im Vorwort des Schmökers "Häuser des Jahres" vom deutschen Callwey-Verlag betont: "Natürlich löst ein Gebäude, das in der Regel unverhältnismäßig viel Fläche, Energie und Kapital verbraucht, keine aktuellen und zukünftigen Wohnprobleme, und natürlich kann man auch in anderen Wohnformen glücklich leben", wird da betont.

Am Wohntraum vieler Menschen ändert das aber wenig: Es ist nach wie vor das Einfamilienhaus. Seit 2011 wird der Wettbewerb "Häuser des Jahres" vom Deutschen Architekturmuseum und dem Callwey-Verlag ausgelobt. Die besten 50 Einreichungen werden Jahr für Jahr im Herbst in Buchform veröffentlicht.

Auf dem ersten Platz ist heuer ein kompaktes Glashaus mit einer Wohnfläche von 142 Quadratmetern in Brandenburg gelandet, das vom Architekt und Filmemacher Peter Grundmann erdacht wurde. Auf dem Grundstück befanden sich 70 Bäume – und keiner davon durfte gefällt werden. Um die Bodenversiegelung zu reduzieren und die Wurzeln zu schonen, wurde das Haus mit Stahlstützen aufgeständert. Vieles wurde in Eigenbau erledigt. Das Experiment ist gelungen: "Einfacher geht es nicht. Schöner auch kaum", so das Urteil.

Foto: Peter Grundmann

Außerdem erhielten fünf Häuser Anerkennungen, darunter ein auffallend unauffälliges Haus von Florian Nagler Architekten GmbH in Bayern. Das Erdgeschoß besteht aus Beton, das Obergeschoß aus Holz – im Fall eines Abbruchs könnte man die Baumaterialien "praktisch sortenrein" wieder trennen: "Wer genauer hinschaut, erkennt die enorme Qualität, mit der hier jedes Detail gestaltet worden ist", so das Urteil.

Foto: SE BASTI AN SCHELS, PK ODESSA

Eine weitere Anerkennung ging an Pedevilla Architects für das Wohnhaus "Steinernes Mandl" in Südtirol, "in dem die Materialien zum Spiegel der Geschichte des Ortes werden und bei dem Tradition und moderne Architektur keinen Widerspruch bilden", heißt es dazu im Buch.

Foto: Gustav Willeit

Keine schlechte Kulisse gibt es auch bei dieser Anerkennung. Amunt Architekten haben ein Wohn- und Ferienhaus in Menzenschwand in Baden-Württemberg erschaffen. Hier wurde – untypisch für ein Hanghaus – auf einen Keller verzichtet, die Baukörper sind so positioniert, dass sie möglichst viel Sonne einfangen, das Schrägdach wurde neu interpretiert.

Foto: RASMUS NOR LAN DER

Ebenfalls hervorgehoben wurde das Schweizer Architekturbüro Sollberger Bögli Architekten AG für den Umbau einer Villa im Landhausstil in Bern aus den 1960er-Jahren, bei der Keller und Fundament erhalten blieben und dem Haus ein Holzkonstrukt aufgesetzt wurde. "Umbauen und Weiterbauen sind die Disziplinen, die Architektinnen und Architekten im Klimanotstand zu beherrschen haben", heißt es im Buch.

Foto: Thomas Jantscher

Und noch eine Anerkennung für ein kompaktes Heim, das man ruhig Tiny House nennen könnte: Das Frankfurter Büro Motorplan Architekten und Ingenieure errichtete einen Holzrahmenbau am Trais-Horloffer-See mit rund 50 Quadratmetern Wohnfläche, der sich perfekt in die Landschaft einfügt. Und wenn's drinnen mal zu eng wird, hat man ja rundherum noch viel Platz. (zof, 25.12.2022)

"Häuser des Jahres 2022", 61,70 Euro / 320 Seiten. Callwey-Verlag, München 2022

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