Arne Sucksdorff war ein geduldiger Perfektionist, der auch Tage lang auf den idealen "shot" warten konnte.

Foto: Swedish Film Institute

Wien – Städtefilme gehören zu den Urtypen des Kinos. Die Synchronizität von Bewegungen, die das Räderwerk des modernen Lebens bestimmen, fand in frühen Meisterwerken wie Walter Ruttmanns Berlin, Sinfonie einer Großstadt ihren Ausdruck. Människor i Stad (Rhythm of a City, 1947), der Oscar-gekrönte Kurzfilm von Arne Sucksdorff, ist ein poetisierender Nachtrag zu diesem Genre. Der schwedische Dokumentarist erstellt ein Kaleidoskop seiner Heimatstadt Stockholm, das sich der Perspektive eines streunenden Buben bedient und am Ende kein idealisiertes Miteinander, sondern ein Karussell der Unterschiede ergibt.

Arne Sucksdorff schuf starke Bilder.
Foto: Swedish Film Institute

Sucksdorff, dem das Filmmuseum eine Werkschau widmet, gilt als einer der wichtigsten skandinavischen Dokumentarfilmer überhaupt – ein geduldiger Perfektionist, der auch Tage lang auf den idealen "shot" warten konnte. Berühmt wurde er als Experte für Naturfilm – eines einzigartigen, wohlgemerkt: Skuggor över snön (Shadows on the Snow, 1945) und En kluven värld (A Divided World, 1947) sind Exkursionen in tiefverschneite Waldlandschaften. Es gibt dort Braunbären, Füchse, Schneehasen und Nager, die Sucksdorff in stilisierten Schwarzweißbildern filmt. Verniedlicht wird nichts, das Gesetz vom Überleben des Stärkeren bestätigt sich wie in einem Märchen.

Vier Langfilme

Gegen Ende seiner Laufbahn hat Sucksdorff auch vier Langfilme gedreht, En djungelsaga (Dschungelsaga, 1957), sein erster Farbfilm, gilt als der prächtigste davon: In 18 Monaten im zentralindischen Bastar gedreht, folgt der Film dem Leben des Muria-Stammes. (kam, 17.12.2022)