Viele Menschen drehen heuer nur sehr zögerlich am Thermostat und versuchen, es sich in ihrer kühlen Wohnung so gemütlich wie möglich zu machen. Denn die Angst vor hohen Nachzahlungen ist groß. Aber während sich Menschen Wollsocken und Kuschelpulli überziehen können, sind manche Haustiere und Zimmerpflanzen weniger gut für das Frösteln gerüstet. Wie merkt man, wann es zu kalt wird?

In manchen Wohnungen bleibt der Heizkörper heuer nur lauwarm – der Symbolkatze dürfte das nicht gefallen.
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Hunde, Katzen und Co

Im Tierschutzgesetz sind zwar keine Mindesttemperaturen festgeschrieben, doch muss die Umgebungstemperatur den physiologischen Bedürfnissen der Tiere angemessen sein, das heißt ihre Thermoregulation ermöglichen. Orientierung können aber Empfehlungen für Versuchstiere bieten, heißt es bei der Vetmed-Uni Wien: Für Hunde, Katzen und Kaninchen sind das 15 bis 21, für Kleinnagetiere wie Mäuse und Ratten 20 bis 24 Grad.

Etwas detaillierter ist eine Tabelle der Tierschutzorganisation Vier Pfoten, die auf Angaben der Österreichischen Tierärztekammer basiert. Demnach liegt die Wohlfühltemperatur für Langhaarkatzen bei 18 bis 23 Grad, bei Kurzhaarkatzen bei 20 bis 25 Grad, bei Hamstern und Wellensittichen sind es 20 bis 22 Grad. Bei Hunden gibt es nur eine Obergrenze von 24 Grad. Bei Kaninchen und Meerschweinchen liegt die Wohlfühltemperatur deutlich darunter bei 15 Grad.

Kälteempfindlicher sind laut Regina Binder, Expertin für Tierschutz- und Veterinärrecht an der Vetmed-Uni Wien, zum Beispiel Nackthunde oder Nacktkatzen, auch kranke oder verletzte Tiere und junge oder alte Tiere brauchen höhere Temperaturen.

Kuscheln hält warm

Die Idealtemperatur hänge auch von den Haltungsbedingungen ab: Wenn verträgliche Tiere gemeinsam gehalten werden, können sie sich gegenseitig durch Kuscheln wärmen. Gerade bei kälteren Temperaturen sind Rückzugsmöglichkeiten wie Hunde- und Katzenkörbe oder Schachteln wichtig, die mit Decken ausgestattet sind "und so ein wärmeres Mikroklima bieten", betont Binder.

Ein eigener Fall sind laut Binder exotische Tiere, die in Terrarien oder Aquarien gehalten werden und für die es sehr wohl gesetzlich geregelte Temperaturbereiche gibt. "Hier muss natürlich durch Strom für Temperaturen gesorgt werden, die den Herkunftsgebieten entsprechen", betont Binder. Das sei nicht nur in Anbetracht der hohen Energiekosten, sondern auch eines möglichen Blackouts derzeit ein Thema.

Als Warnhinweise, dass dem Haustier zu kalt ist, nennt man bei Vier Pfoten folgende Signale: Bei Hunden und Katzen sind es Zittern, ein eingezogener Schwanz, steifer Gang und Unruhe sowie in der Folge typische Erkältungssymptome. Meerschweinchen zeigen ein reduziertes Bewegungsverhalten und verkriechen sich. Kaninchen wiederum zittern unkontrolliert, wenn ihnen kalt ist. Und Goldhamster fallen bei zu geringen Temperaturen in eine lebensbedrohliche Winterruhe.

Nicht alle Pflanzen fühlen sich in kühlen Wohnungen wohl.
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Monstera, Orchideen und Co

Auch für besonders wärmebedürftige Zimmerpflanzen kann die kalte Wohnung ein Problem sein, etwa für viele Philodendren oder Anthurien. "Die klassische Monstera deliciosa ist dafür relativ unkompliziert", sagt David Prehsler vom Botanischen Garten der Universität Wien.

Der Botaniker nennt noch einige weitere Pflanzen, die sich in kühlen Wohnungen wohlfühlen, etwa die Schusterpalme, "die auch extreme Dunkelheit aushält", oder die Zimmerlinde. Vielen Orchideen seien durchgeheizte Wohnungen ohnehin viel zu warm – nur sollte man vorher überprüfen, ob das auch auf die eigene Orchidee auf dem Fensterbrett zutrifft.

Überhaupt zahlt es sich laut Prehsler aus, zu recherchieren, welche Pflanzen welche Temperaturen mögen: "Fünf Grad sind Kübelpflanzentemperatur", sagt er zum Beispiel, und meint: Hier fühlen sich Oleander, viele Zitrusgewächse und die klassische weiße Zimmer-Calla wohl. "Und bei 15 Grad ist auch der Gummibaum entspannter als in der durchgeheizten Wohnung", sagt Prehsler. Auch Farne gedeihen in vielen Wohnungen plötzlich besser, wenn es kühler und trockener ist.

Dass es Pflanzen zu kalt ist, ist relativ eindeutig sichtbar, wenn sie ihre Blätter verlieren – dann ist es häufig aber schon zu spät. Oft ist es auch ein schleichender Prozess: Wer seine Pflanzen gut kenne, bemerke vielleicht, dass sie ihre Blattstellungen ändern und nicht mehr so grün sind wie zuvor, erklärt Prehsler.

Vorsicht mit Heizmatten

Wer besonders wärmeempfindliche Pflanzen zu Hause herumstehen hat, kann sich die Anschaffung einer Heizmatte überlegen. Hier rät Prehsler aber zu guter Qualität, um keinen Zimmerbrand zu riskieren.

Eine gute Nachricht gibt es für faule Hobbygärtner und Hobbygärtnerinnen: In einer kühlen Wohnung müssen Pflanzen weniger oft gegossen werden. Aus gutem Grund: "Kühl oder kalt bei nassem Fuß ist der Tod der meisten Pflanzen", sagt Prehsler. (zof, 28.12.2022)