Das Wiener Nachhilfe-Start-up Go Student baut offenbar zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate hunderte Stellen ab. Wie die US-Medienseite "Business Insider" unter Berufung auf interne Quellen berichtete, könnten dieses Mal 400 bis 600 Mitarbeiter betroffen sein. Bereits im September kündigte das rasch gewachsene Unternehmen an, bis Ende 2022 den Personalstand von 1.800 auf 1.600 zu reduzieren. Eine APA-Anfrage an die Presseabteilung des Unternehmens blieb unbeantwortet.

Laut "Business Insider" wird auch in der Belegschaft darüber spekuliert, wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gekündigt werden. Der Nachrichtenseite vorliegenden Screenshots zeigen, dass die Zahl der Mitglieder im Kommunikationskanal "Slack" binnen zwei Tagen um 370 sank. Eine weitere Informationsveranstaltung soll für morgen, Dienstag, geplant sein.

Sparmaßnahmen reichten nicht

In einer internen Videokonferenz hatte Mitgründer und CEO Felix Ohswald laut "Business Insider" vergangenen Donnerstag von einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld und einem schwächelnden Konsumklima gesprochen. Der Sparkurs, der vor drei Monaten eingeleitet wurde, reicht demnach nicht aus.

"Wir hatten unsere ersten Änderungen im September dieses Jahres, als wir unsere Ziele für 2023 überarbeiteten", zitierte das Nachrichtenportal Ohswald. "Wir waren zu diesem Zeitpunkt wirklich der Meinung, dass wir angesichts der Informationen, die wir zu diesem Zeitpunkt hatten, genug getan hatten."

Ohswald sagte, das wirtschaftliche Umfeld habe sich seitdem "deutlich verschlechtert" und das Unternehmen müsse "die Wachstumsziele für 2022 und 2023 überprüfen." Unter anderem plant Go Student, seine Niederlassungen in Lateinamerika und Kanada zu schließen.

Go Student war mit Online-Nachhilfe in der Corona-Pandemie kometenhaft aufgestiegen und im Juni 2021 beim Einstieg der Investoren Softbank und Tencent mit 1,4 Milliarden Euro bewertet worden. Im Jänner 2022 stieg der Wert durch eine weitere Finanzierungsrunde auf 3 Milliarden Euro.

Ab einer Bewertung von einer Milliarde Dollar spricht in der Start-up-Branche von einem Einhorn. Auch Österreichs erstes "Unicorn", die Krypto-Börse Bitpanda, kämpft derzeit mit Problemen und musste hunderte Beschäftigte abbauen.

Seit dem Einstieg der Investoren kaufte Go Student andere Nachhilfefirmen auf, zuletzt im deutschsprachigen Raum Studienkreis. Auch SchoolFox gehört seit 2021 zu Go Student. Erst vor rund drei Wochen kündigte man außerdem den Kauf des Mitbewerbers Studienkreis an.

Ziel des Unternehmens war es, sein Geschäftsmodell, videobasierten Einzelunterricht zwischen Tutoren und Schülern zu vermitteln, weltweit auszurollen und Weltmarktführer bei digitalen Bildungsangeboten zu werden.