Haben viel zu tun (v. li.): Paul Frey (KHM), Karola Kraus (Mumok), Lilli Hollein (Mak), Hans-Peter Wipplinger (LM), Sabine Haag (KHM), Stella Rollig (Belvedere), Klaus Albrecht Schröder (Albertina).

Foto: STANDARD/Picturedesk, Mumok, Gossow, Reuters, Hendrich, Schöndorfer, Imago

Hier ein Buchprojekt, dort eine Ausstellungseröffnung im Kunsthandel, zwischendurch Sitzungen in diversen Beiräten oder Kommissionen, sporadische Vorträge oder auch eine Lehrverpflichtung an einer Universität: Die Bandbreite an Nebenjobs, die Direktorinnen und Chefs von Museen hierzulande im Rahmen ihrer hauptberuflichen Tätigkeit oder auch zusätzlich absolvieren, ist eine große.

Anlass für STANDARD-Recherchen gab die im Umfeld der Parlamentssanierung bekannt gewordene Nebenbeschäftigung des Direktors des Leopold-Museums (LM), Hans-Peter Wipplinger, der als Kurator für die Ausstattung des Ringgebäudes mit Kunst verantwortlich zeichnete. Wie berichtet, handelt es sich dabei um eine vorwiegend an den Wochenenden und gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin, der Kunsthistorikerin Susanne Längle, erledigte Tätigkeit.

Lukrative Zusatzjobs

Das Honorar belief sich auf 40.000 Euro jährlich, also insgesamt 80.000 Euro, etwaige Spesen wurden gesondert abgerechnet. Ein Zuverdienst für den Museumsdirektor (Jahresgehalt: 149.000 Euro), der sich zuvor den Segen des Stiftungsvorstandes unter dem Vorsitz des früheren SPÖ-Kulturministers Josef Ostermayer holte. Ein Genehmigungsprozedere, das auch bei den Bundesmuseen üblich ist, wo die Kuratorien als Aufsichtsratsorgane verantwortlich zeichnen.

Vorweg: Die Reaktionen auf die STANDARD-Anfrage nach Art und Umfang diverser Nebentätigkeiten fielen unterschiedlich aus, von Transparenz bis zur Auskunftsverweigerung seitens der Albertina. So viel: Sämtliche Nebenbeschäftigungen müssen von der Geschäftsführung genehmigt werden. Im Corporate-Governance-Bericht (CGB) 2021 scheint bei Generaldirektor Klaus Albrecht Schröders (Jahresvergütung 2021: 313.287 Euro) lediglich eine Funktion als Mitglied des Kulturbeirates ORF 3 auf, nicht jedoch seine Beratertätigkeit für die Nationalbank und deren Kunstsammlung. Den Zeitaufwand für Letztere beziffern seine Beiratskollegen Karola Kraus (Mumok) und Hans-Peter Wipplinger mit zwei Sitzungen jährlich, für die eine Aufwandsentschädigung von 5000 Euro anfällt.

Mumok, Belvedere, Mak

Als Direktorin des Museums Moderner Kunst (2021: 287.406 Euro) nennt Kraus zusätzliche Jobs, die sie in ihrer Freizeit ausübt: etwa als Vizepräsidentin der Roswitha-Haftmann-Stiftung (Zürich, unbekanntes Honorar) oder auch als vom BMKÖS beauftragte Kuratorin der Biennale Venedig 2022 (20.000 Euro). Hinzu kommen Jurysitzungen ohne Honorar.

Belvedere-Direktorin Stella Rollig (2021: 228.847 Euro) übt wiederum einige Zusatzfunktionen aus, "die in einem engen beruflichen Zusammenhang stehen und dienstvertraglich gedeckt sind". Dazu gehören diverse Mitgliedschaften in Beiräten, Findungskommissionen oder auch die Mitgliedschaft des Kuratoriums der Hypo-Kulturstiftung (München) oder des Board of Trustees der Neuen Galerie (New York). Laut Belvedere beziehe Rollig daraus keine Einkünfte, denn so die Tätigkeit nicht ehrenamtlich erfolgt, "werden die vorgesehenen Entgelte vom Belvedere verrechnet und vereinnahmt".

Ähnlich verhält es sich mit Lilli Hollein, die seit September 2021 dem Museum für angewandte Kunst vorsteht (September bis Dezember 2021: 61.666 Euro). Sollten Juryteilnahmen in ihrer Funktion als Mak-Generaldirektorin mit Aufwandsentschädigungen verbunden sein, so gehen diese an das Museum. Nebentätigkeiten im ICOM-Vorstand, als Honorarprofessorin an der New Design University (St. Pölten) oder Rechnungsprüferin im Vorstand des Vereins "Wiener Institut für Kultur- und Zeitgeschichte" erfolgen ehrenamtlich.

Häufigste Nebenbeschäftigungen am KHM

Die mit Abstand meisten Funktionen abseits des Kunsthistorischen Museums (KHM) finden sich bei Sabine Haag (2021: 258.648 Euro): darunter im Stiftungsvorstand der Bregenzer Festspiele, im Vorstand der Caritas der Erzdiözese Wien oder im Aufsichtsrat der NÖ-Kulturwirtschaft GmbH. Details zum damit verbundenen Zeitaufwand oder Entlohnung waren nicht in Erfahrung zu bringen, auch nicht zu den Nebentätigkeiten des wirtschaftlichen Geschäftsführers Paul Frey (2021: 225.453 Euro).

Frey ist nicht nur im Beirat vom Kunsthaus Zürich, sondern auch Rektor des kirchenrechtlichen Instituts Neulandschulen, "eine repräsentative" und ausschließlich privat ausgeübte Aufgabe, wie er betont. Ab März 2023 kommt eine weitere Funktion hinzu: Frey wurde dieser Tage als Mitglied des Universitätsrates der Uni Wien nominiert (1000 Euro pro Monat).

Ausnahme: Zweitjobs in Privatwirtschaft

Zweitjobs in der Privatwirtschaft sind unter Museumsdirektoren eine Ausnahme. Auch bei Hans-Peter Wipplinger, der die Post AG in Kunstfragen berät: ehrenamtlich und im Gegenzug für die Rolle des Post-Generals Georg Pölzl als Head des Circle of Patrons des Leopold-Museums. Für die 2017 erschienene Kunst- und Dokumentationsbroschüre "Post am Rochus #1" zeichnete übrigens Susanne Längle verantwortlich. Das Honorar bekam sie nicht von ihrem Lebensgefährten, sondern von der Post AG bezahlt. (Olga Kronsteiner, 20.12.2022)