Marsroboter sind zähe Kämpfer für die Wissenschaft. Das sollten sie auch sein, immerhin sind sie jahrelang auf einer bitterkalten, trockenen Welt unter einer harten Sonne unterwegs. Aber auch der strapazierfähigste Forscher muss sich irgendwann einmal den Naturgewalten des fremden Planeten geschlagen geben. Nun dürfte es Insight erwischen: Der stationäre Nasa-Lander, der vor vier Jahren auf dem Mars angekommen war, um vor allem Erdbeben nachzuspüren, hat seine Abschiedsfotos geschickt.

Eines der letzten Bilder, die Insight zur Erde geschickt hat.
Foto: NASA / JPL-Caltech

Auch wenn es in Äquatornähe schon einmal plus 20 Grad Celsius haben kann, meistens und vor allem in der Nacht ist es auf dem Mars extrem kalt, Tiefsttemperaturen von unter minus 100 Grad Celsius sind keine Seltenheit. Extreme Temperaturwechsel intensive UV- und Teilchenstrahlung und ein kantiger Untergrund setzen den Marsrobotern mit der Zeit ziemlich zu.

Der Wind und der Sand

Ironischerweise ist es jedoch die dünne Kohlendioxidatmosphäre, die letztlich über Sein oder Nichtsein von Marsrovern und Landern entscheidet. Im Vergleich zur Erde besitzt der Mars eine Gashülle, die kaum der Rede wert ist, der durchschnittliche marsianische Luftdruck entspricht gerade einmal 0,6 Prozent des irdischen Luftdrucks – und doch können auf dem Mars durchaus turbulente Verhältnisse herrschen.

Wirbel und Staubteufel sind dort ebenso anzutreffen wie schwere Stürme, die mit mehr als 300 Kilometern pro Stunde über den Mars hinwegfegen. Freilich haben diese Winde wegen der dünnen Atmosphäre nicht denselben "Bumms" wie ihre Schwestern und Brüder auf der Erde. Um gewaltige Mengen an Sand und Staub emporzuwirbeln, reicht es jedoch allemal – und das ist ein Problem für die Solarpaneele der Marsroboter.

Die Solarzellen von Insight verstauben immer mehr. Die Aufnahme stammt vom Mai 2022, die Situation hat sich nicht verbessert.
Foto: NASA/JPL-Caltech

Spirit und Opportunity

Diese Umstände haben bereits einige Missionen auf dem Gewissen. Am bekanntesten sind wohl Spirit und Opportunity. Das Marsrovergespann der Nasa war 2004 im Rahmen der Mars Exploration Rover Mission auf dem Roten Planeten gelandet. Spirits Mission wurde im Mai 2011 für beendet erklärt, Opportunity hielt bis zum Juni 2018 durch, ehe ihm wie seinem Bruder der Saft ausging. Schuld war in seinem Fall ein gigantischer Sandsturm, der den halben Planeten verfinsterte und Staub auf den Sonnenkollektoren des Rovers aufhäufte.

Dem Lander Insight der Nasa drohnt nun ein ähnliches Schicksal. Am Dienstag teilte die US-Raumfahrtbehörde mit, dass der Marslander "voraussichtlich noch in diesem Sommer" den wissenschaftlichen Betrieb einstellen werde. In einer Twitter-Meldung befürchtet Insight, dass das mitgeschickte Bild – eine Weitwinkelaufnahme seiner Umgebung – womöglich sein letztes Foto sein könnte. "Aber keine Sorge", twitterte der Lander, "meine Zeit hier war produktiv und schön."

Trick zur Lebensverlängerung

Die Hauptaufgabe des 2018 angekommenen Landers – die Messung seismischer Aktivitäten – gelang ihm in tausendfacher Weise. Seine primären wissenschaftlichen Ziele erreichte er bereits nach gut zwei Jahren, so dass er sich seitdem auf einer "ausgedehnten Mission" befindet, die den Forschenden zusätzliche Einblicke in die Kruste des Roten Planeten gewährte. Zuletzt etwa fanden Planetologen in den Insight-Daten Beweise für einen der größten je beobachteten Meteoriteneinschläge auf dem Mars.

Mit der Forschungsmission ist es nun aber leider vorbei: Zuletzt sei die Stromversorgung noch einmal deutlich zurückgegangen, weil die beiden 2,2 Meter breiten Solarmodule immer dichter mit Staub überzogen seien, hieß es nun von der Nasa. Dass dies nicht früher passierte (eigentlich hatte man das Ende schon für letztes Jahr prophezeit), liegt auch an einem Trick der Nasa-Ingenieure, um die Solarpanele ein wenig vom Staub zu befreien: Mit einem Roboter-Arm des Landers streuten sie Sand in die Nähe einer Solarzelle.

Putztaktik

Was zunächst paradox klingt, hat durchaus seinen Sinn: Wenn der Wind den darüber gestreuten Sand über die Solarzelle wehte, nahm er dabei auch einen Teil des dort abgelagerten Staubs mit – und die Solarzelle konnte den Lander wieder etwas besser mit Energie versorgen. Doch diese Taktik dürfte nun auch versagen. Irgendwann im kommenden Jahr wird Insight wohl sein letztes Lebenszeichen zur Erde schicken. Seiner Aufgabe ist der Lander mehr als gerecht geworden. Womit er seinem Namen – "Insight" steht kurz für "Interior Exploration using Seismic Investigations, Geodesy and Heat Transport" – auch alle Ehre machte. (tberg, red, 20.12.2022)