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Geht sich das aus? In Deutschland vielleicht eher als in Österreich.

Foto: Getty Images/alvarez

Auf dem Weg zum Eigenheim gibt es seit dem Sommer eine weitere Hürde: Die Regeln für die Vergabe von Wohnkrediten wurden deutlich verschärft. Die Laufzeit liegt jetzt bei maximal 35 Jahren, nötig sind mindestens 20 Prozent an Eigenmitteln, die Rückzahlungsquote darf nur maximal 40 Prozent des Haushaltseinkommens betragen. Ausnahmekontingente gibt es zwar, sie sind aber knapp.

Darum schauen sich Wohnungssuchende besonders im grenznahen Raum in Sachen Finanzierung immer öfter in Deutschland um. Kredite sind dort zwar nicht günstiger, die eine oder andere Rahmenbedingung ist aber vorteilhafter: So liegt die Schuldendienstquote in Deutschland deutlich höher, bei 60 Prozent des Haushaltseinkommens.

Keine Sprachbarriere

Außerdem gibt es in Deutschland keine Beschränkungen bei Zwischenfinanzierungen. In Österreich werden diese kurzfristigen Finanzierungen, wie berichtet, in die Kreditsumme miteinberechnet, woran viele scheitern. Und auch die Haushaltsrechnung funktioniere in Deutschland anders, sagt Alexander Meixner vom Kreditmakler Creditnet, diese sei "wohlwollender für die Kunden", weil mitunter mit Fixbeträgen gerechnet werde.

Immobilienrechtlich mache es keinen Unterschied, ob eine Liegenschaft mit einem Kredit einer österreichischen oder einer deutschen Bank besichert ist, sagt der stellvertretende Fachverbandsobmann der Immobilientreuhänder in der WKÖ, Michael Pisecky. Zulässig seien alle Währungen von EU- und EWR(Europäischer Wirtschaftsraum)-Staaten. Weil es keine Sprachbarriere gibt, weichen derzeit immer mehr Kreditnehmer auf deutsche Banken aus. "Auch Finanzberater springen da gerade auf", meint Pisecky. "Das sickert langsam."

Auch bei Wohnungssuchenden: "Für Kreditnehmer hat das im Vergleich zu einer österreichischen Bank keinen großen Nachteil", sagt Andreas Ederer von der Kreditvergleichsplattform Durchblicker – "außer man ist auf laufende Betreuung angewiesen." Dies sei in der Regel aber nicht der Fall.

Überschaubare Volumina

Einiges gibt es dennoch zu beachten. So dauere die Abwicklung in Deutschland "viel länger", manche Anbieter seien dort auch fachlich "nicht up to date und kennen sich mit dem österreichischen Markt nicht aus", sagt Alexander Meixner. Und auch bei den Ausleihungskriterien seien deutsche Banken viel strenger: "Entweder es passt ins Schema oder nicht. In Österreich gibt es eine Vorgabe – und dann reden wir darüber."

Insgesamt würden sich Anfragen dazu derzeit aber in Grenzen halten, sagt Andreas Ederer. Deutsche Banken seien hierzulande auch "nicht sehr aggressiv unterwegs", die Volumina seien entsprechend überschaubar.

Die Einschätzung teilt man auch bei der Finanzierungsplattform Miracl. Seit dem Inkrafttreten der strengeren Kreditregeln kämen insgesamt mehr Anfragen, weil Menschen teilweise "verzweifelt" nach einer Lösung für einen Immobilienkauf suchen würden. Kredite deutscher Banken seien "in seltenen Fällen eine Superlösung", sagt Firmengründer David Savasci: "Aber in 95 Prozent der Fälle schaffen wir eine sehr gute heimische Lösung."

Evaluierung angekündigt

In der Immobilienbranche wird seit dem Sommer kritisiert, dass die Regelungen in Österreich überschießend sind. Für Pisecky macht die Verordnung, die eine Überhitzung des Marktes verhindern soll, keinen Sinn mehr: "Die steigenden Zinsen sorgen jetzt ohnehin für einen Rückgang bei den Transaktionen." Wenn, dann hätte man die Verordnung ein paar Jahre früher bringen müssen, meint Pisecky.

Für die Finanzierungsbranche hat die Verordnung jedenfalls massive Folgen. Die Vermarktungszeiträume würden länger, und viele Wohnungen würden nicht mehr verkauft, weil sie nicht mehr leistbar seien, sagt Ederer. Zwar wurde für 2023 eine Evaluierung der Verordnung angekündigt. Eine Lockerung der Kriterien dürfte aber noch dauern – sofern sie überhaupt kommt. (Martin Putschögl, Franziska Zoidl, 27.12.2022)