Ärzte sind nicht für ihre Kalligrafie-Fertigkeiten bekannt.

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Google-CEO Sundar Pichai bei "Google for India".

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Wer kennt es nicht: Auf das Rezept hat der Arzt eilig eigenartige Hieroglyphen gekritzelt, und gemeinsam mit der Apothekerin rätselt man, was das eigentlich heißen soll. Kurz: Ärzte stehen im Generalverdacht, eine unglaublich schlecht lesbare Handschrift zu haben. Das ist nicht nur in Österreich so, sondern ein globales Phänomen. Google will das Problem nun lösen.

Im Rahmen der jährlichen Entwicklerkonferenz in Indien kündigte das Unternehmen am Montag an, gemeinsam mit Apothekerinnen und Apothekern ein System zu entwickeln, das die unleserliche Handschrift in gemeinverständliche Zeichen umwandeln soll.

Der Forschungsprototyp läuft zu Testzwecken auf Google Lens. Das Feature erlaubt es Benutzenden, entweder ein Foto des Rezepts zu machen oder eines aus der Fotobibliothek hochzuladen. Sobald das Bild verarbeitet ist, erkennt die App mithilfe einer künstlichen Intelligenz die in der Notiz erwähnten Medikamente und hebt sie hervor, wie ein Google-Manager demonstrierte.

Keine medizinische Entscheidung nur aufgrund von Lens

"Dies wird als unterstützende Technologie für die Digitalisierung handschriftlicher medizinischer Dokumente dienen", teilte das Unternehmen in einer Erläuterung mit. Aber: Keine medizinische Entscheidung werde allein aufgrund des Vorschlags der Schrifterkennung getroffen, versicherte man bei Google. Bei einer Demonstration klappte die Übersetzung fehlerfrei. Einen Termin für die Veröffentlichung des Lens-Features gibt es nicht.

Google-CEO Sundar Pichai bei "Google for India".
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"Google for India" ist das jährliche Event des Unternehmens auf dem südasiatischen Markt, auf der dutzende neue Entwicklungen vorgestellt werden. So enthüllte Google, dass man an einem einheitlichen Übersetzungsmodell für über 100 indische Sprachen arbeite.

Indien ist ein Schlüsselmarkt für Google, über eine halbe Milliarde Menschen im Land nutzen die Services von Google. Aber es war auch eines der härtesten Jahre für Google auf dem südasiatischen Markt. Zweimal wurde Google wegen kartellrechtlicher Verstöße zu empfindlichen Strafen verurteilt. (red, 20.12.2022)