MR-Film-Produzent Oliver Auspitz rechnet 2023 mit einer Konsolidierung des Produktionsmarktes.

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Für Oliver Auspitz beginnt das Jahr 2023 gut und schlecht. Gut, weil am 7. Jänner eine weitere Staffel von "Schnell ermittelt" startet, die von MR Film produziert wurde, dessen geschäftsführender Gesellschafter er ist. Schlecht, weil mit Ende des Jahres 2022 die Regierungshilfe für Corona-Ausfälle ausgelaufen ist. Ein Umstand, den Auspitz beklagt. Eine Änderung ist allerdings nicht in Sicht. Für 2023 rechnet Auspitz mit einer Marktkonsolidierung: Der Produktionsmarkt werde zusammenrücken. Die Phase der Krise sei nur mit einer kritischen Grundgröße zu überstehen.

DER STANDARD bittet zum Jahreswechsel Medienmenschen um ihre Prognose, was die Branche im Jahr 2023 erwartet.

Kommt 2023 der große österreichische Film- und Serienboom?

Hier ist der Wille von allen Seiten zwar vorhanden, aber es müssen dazu auch die nötigen Richtlinien erarbeitet werden. Hier ist man gerade dabei, und wir hoffen auf eine Stärkung der heimischen Produzentinnen. Gerade im sich abschwächenden europäischen Umfeld der Film- und Serienproduktionen wird das spielentscheidend für Österreich sein. Wenn nicht jetzt, dann für sehr lange nicht mehr.

Welche Auswirkungen hat die Krise auf Produktionen von MR?

In unserer Gruppe haben wir schon seit geraumer Zeit auf dezentrale Produktionsmöglichkeiten umstellen müssen. Ob eine Produktion hoffentlich nach Österreich zurückkehren kann, hängt stark von den Rahmenbedingungen vor Ort ab. Die Sender und auch Streamer werden in ihren Budgets zurückhaltender, teurer Fiction-Content wird mit günstigerem Non-Fiction-Content evaluiert. Die goldene Zeit von High-Quality-Serien kann nur mit Anreizmodellen aufrechterhalten bleiben. Gleichzeitig wird aber das Publikum immer anspruchsvoller, weil das Niveau die letzten Jahre hoch war.

Eine spannende Situation, die dazu führen wird, dass der Produzentinnenmarkt zusammenrücken wird und man nur mit einer kritischen Grundgröße solche Phasen übersteht.

Welche Trends sehen Sie bei österreichischen TV- und Streamingproduktionen bzw. beim Konsum für 2023?

Ich denke, es werden sowohl Klassiker neu aufgelegt wie auch ganz neue schräge Dinge das Rennen machen. Das "more of the same" in der Mitte wird sich schwertun. Wir kennen nun wirklich vieles, es gibt wenig, was es noch nicht gab. Eines wird aber bleiben, richtig gute Stoffe und Geschichten werden immer ihr Publikum finden. Allerdings kann man sich in der Zielgruppe zwölf bis 49 Jahre endgültig davon verabschieden, dass sie sich nur linear bedienen lassen. Die digitale unlimitierte Verfügbarkeit auf unterschiedlichen Devices ist längst ein Muss und bildet unsere Lebenskultur ab. Das heißt, wenn der ORF jetzt keine Digitalnovelle bekommt, braucht man ihn auch nicht neu zu finanzieren. Dann ist österreichische Identität im Bewegtbild für die Zukunft tot, und man kann getrost der österreichischen Kultur in diesem Bereich nachweinen. (Doris Priesching, XX.1.2023)