Abgewählt: Das der Wiener Kunsthalle vorstehende Kollektiv "What, How & for Whom".

Foto: Damir Žižic

Aufsichtsrat Boris Marte hat vor wenigen Tagen als Protest gegen die "Abwahl" des Zagreber Kollektiv "What, How & for Whom" als Leitung der Kunsthalle Wien sein Mandat zurückgelegt. Kritik an der Nicht-Verlängerung des Vertrags von Ivet Curlin, Nataša Ilic und Sabina Sabolovic ab Juni 2024 kommt nun auch von der Akademie der Bildenden Künste und der Secession.

Die Akademie der bildenden Künste bedauere die aktuelle Entwicklung "und die im Raum stehende Möglichkeit", dass den Kolleginnen nun nicht einmal mehr die Chance gegeben werden könnte, ihre insbesondere für den künstlerischen Nachwuchs des Landes wichtige Arbeit weiterzuführen. Der Wunsch nach einer Fortsetzung der Zusammenarbeit und nach einer exponierten feministischen Leitung der Kunsthalle "mit feinstem künstlerischen und kunstpolitischen Gespür" sei an der Akademie weiterhin groß.

"Meilenstein"

Die Akademie hob zum Beispiel die von WHW kuratierte Istanbul Biennale 2009 hervor. Diese sei ein Meilenstein in der Auseinandersetzung mit städtischen Öffentlichkeiten, in der Dokumentation ihrer Diversität und in der Suche nach politischen Projekten gewesen, hieß es. Das Kollektiv hätte außerdem "zahlreiche hervorragende" Ausstellungen realisiert: Es gab etwa Retrospektiven von Pionierinnen und Pionieren der jugoslawischen Avantgarde und große Präsentationen von Künstlerschaffenden aus der Österreichischen Kunstszene wie zuletzt Katrina Daschner, Ana Hoffner und Belinda Kazeem Káminski.

"Mit großem Bedauern" hat die Secession die Entscheidung der Stadt vernommen. Die Abwahl des künstlerischen Leitungsteams "erscheint uns angesichts deren professioneller Arbeit nicht ausreichend begründet und von geringer Wertschätzung für das Team von WHW gekennzeichnet", hieß es in einem Offenen Brief. Hinter der Bestellung von Ilic, Curlin und Sabolovic sei die mutige Entscheidung "für ein Kurator*innenkollektiv, für mehr Diversität in ihren Kultureinrichtungen, für die Arbeit mit neuen Zielgruppen und für ein künstlerisches Programm, das sich mit den multiplen Krisen unserer Gegenwart kritisch und engagiert auseinandersetzt", gestanden. Daher stelle sich nun die Frage, welche neuen Kriterien im Raum stehen und warum diese nicht transparent kommuniziert werden. (APA, 21.12.2022)