Der Generalsekretär der Bundes-ÖVP, Christian Stocker, hat einen jungen Journalisten des Nachrichtenmagazins Profil der in den Augen der ÖVP vermutlich denkmöglich größten Majestätsbeleidigung gegenüber Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner bezichtigt.

Der Profil-Journalist habe Mikl-Leitner "unreflektiert kritisiert". In einer Atmosphäre, in der die Landeshauptfrau vom ORF-Landesstudio Niederösterreich so sehr mit Weihrauchschwaden eingehüllt wurde, ist das ein fluchwürdiges Verbrechen. Zumindest in den Augen des ÖVP-Generalsekretärs, der – gemeinsam mit dem rechten Desinformations-Blog Exxpress – den Journalisten persönlich angriff.

Christian Stocker, der Generalsekretär der Bundes-ÖVP, konnte sich nicht für den kritischen Profil-Faktencheck begeistern.
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Was ist aber passiert? Profil hatte in einem "Faktiv"-Faktencheck, eine der Innovationen vor dem jetzigen Führungswechsel, die sogenannte "Landarzt-Garantie" der Frau Landeshauptmann als das bezeichnet, was sie ist: wirkungslos. Es wurde eben der Mangel an Ärzten auf dem Land entgegen einem Versprechen von 2018 nicht effektiv bekämpft.

Solch investigativer Journalismus ist die Aufgabe von kritischen Medien, wie Profil hoffentlich eines bleiben wird. Parteisekretäre mögen es als ihre Aufgabe betrachten, kritischen Journalismus zu verbellen. Es ist aber auch ein Ausdruck einer gewissen Geisteshaltung in einer ÖVP, die anscheinend glaubt, dass ihre Herrschaft absolut sei und nicht hinterfragt werden dürfe. (Hans Rauscher, 21.12.2022)