Ein Blick auf Linz an der Donau.

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Linz – In Linz werden vier Straßen mit historisch belasteten Namen umbenannt: Der Porscheweg, die Gföllnerstraße, die Pfitznerstraße sowie der Reslweg sollen neue Bezeichnungen bekommen. Das hat der Stadtsenat am Donnerstag aufgrund einer Empfehlung einer Expertenkommission mit den Stimmen von SPÖ, ÖVP und Grünen, nicht aber mit jenen der FPÖ beschlossen. Die Kosten, die Bürgern und Unternehmen daraus erwachsen, übernimmt die Stadt.

Die Stadt hat ihre 1.158 Straßen und öffentlichen Plätze hinsichtlich ihrer Namensgeber von einer Historikerkommission durchleuchten lassen. Sie sollte jene mit fragwürdiger, sprich antidemokratischer, rassistischer oder antisemitischer Gesinnung ermitteln. 64 Namensgeber wurden von den Experten als problematisch eingestuft und in mehrere Kategorien eingeteilt. Ausschlaggebend bei der Einteilung war vor allem, wie aktiv und exponiert die Namensgeber Extrempositionen eingenommen haben.

Vorschläge werden erarbeitet

Der höchsten Kategorie ordneten die Experten vier Namen zu: Komponist Hans Pfitzner als "überzeugter und radikaler Antisemit", Ferdinand Porsche, der "eine zentrale Funktion in der NS-Kriegswirtschaft" einnahm und "aktiv die Zwangsarbeit förderte", Unterhaltungskünstler Franz Resl, der als "NS-Protagonist einen radikalen Antisemitismus vertrat", und Bischof Johannes Maria Gföllner, der "1933 in einem Hirtenbrief den Antisemitismus propagierte", wie Stadtarchivar Walter Schuster, der die Kommission leitete, bei der Präsentation des Berichts erklärte. Die nach diesen Personen benannten Straßen werden nun umbenannt. Vorschläge für neue Namensgeberinnen und Namensgeber werden in den kommenden Monaten vom Stadtarchiv erarbeitet.

In der nächsten Kategorie mit 21 belasteten Personen finden sich unter anderen Namen wie jener des Ex-Landeshauptmanns Heinrich Gleißner, des Ex-Kanzlers Julius Raab, Franz Dinghofer oder Franz Stelzhammer. In Kategorie drei werden 39 Personen aufgelistet, die eher "punktuell verbal NS-Propaganda" betrieben haben. Was diese Namensgeber betrifft, so will man sie im Rahmen von neu zu überarbeitenden Publikationen und Onlinemedien der Stadt Linz "umfassend kommentieren".

Bürgermeister spricht von Meilenstein

"Dieser mehrheitlich gefasste Beschluss im letzten Stadtsenat dieses Jahres macht einmal mehr deutlich, dass sich die Stadt Linz ihrer historischen Verantwortung aktiv stellt", sieht Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) einen "wesentlicher Meilenstein unserer historischen Aufarbeitung". Die grüne Stadträtin Eva Schobesberger lobte die "konsequente Entscheidung". Linz zeige, dass man sich der historischen Verantwortung bewusst sei, "als 'Patenstadt des Führers' ist es besonders wichtig, hier klare Signale zu setzen".

Die FPÖ enthielt sich im Stadtsenat der Stimme. Stadtrat Michael Raml begründete das damit, dass "die Einbindung der Menschen vor Ort leider nicht im erforderlichen Ausmaß erfolgt" sei und "Straßennamen für viele Menschen einen nicht zu unterschätzenden Teil der Identifikation mit der unmittelbaren Heimat und Umwelt darstellen". Er plädierte für eine Kontextualisierung, etwa durch Zusatztafeln. (APA, 22.12.2022)