Es wird immer schwieriger, ausreichend geschultes Personal für die Betreuung von Kindern in Kindergärten zu gewinnen.

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Karin Broukal ist neue Chefin der Wiener Kindergärten (MA 10). Sie wurde am Donnerstag bei einer Pressekonferenz mit dem zuständigen Bildungsstadtrat und Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr von den Neos präsentiert.

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Probleme bei der Besetzung von Dienstposten. Ein schleppender Ausbau bei der Deutschförderung. Maßnahmen für mehr Kinderschutz. Der Umgang mit und die Verhinderung von möglichen Fällen von Kindesmissbrauch: Die Aufgaben sind mannigfaltig, denen sich die neue Leiterin der Wiener Kindergärten (MA 10) stellen muss. Bei ihrer Präsentation am Donnerstag im Wiener Rathaus redete Karin Broukal auch nicht um den heißen Brei herum. Man brauche die schwierigen Herausforderungen "nicht schönzureden", sagte sie. Diese würden in den kommenden Jahren trotz Gegenmaßnahmen größer werden.

Personalmangel evident

Die Situation mit fehlendem Personal ist jetzt schon evident. Der pinke Bildungsstadtrat und Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr verwies darauf, dass aktuell 350 Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen in Wien fehlen würden. Die Besetzung der Stellen sei eine große Herausforderung. Im Bereich der Assistenzkräfte "finden wir noch genug", sagte der Neos-Chef. Laut Wiederkehr hat man es zuletzt auch geschafft, die Anzahl der Assistenzstunden zu verdoppeln.

Grundsätzlich sei das Bildungsministerium für die Ausbildung von pädagogischem Personal zuständig. Wien sehe beim Fachkräftemangel aber nicht zu. So gebe es das Ziel, bis 2025 insgesamt 2.500 neue Pädagoginnen und Pädagogen in Wien anzustellen.

Der Personalmangel ist aber nicht nur in Wien, sondern österreichweit evident: Laut einer Studie der Uni Klagenfurt und des Instituts für Berufsbildungsforschung (ÖIBF) wird die Schere zwischen Personalstand und Bedarf immer größer. Aktuell würden bereits 1.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fehlen. Werden Bevölkerungsentwicklung, Betreuungsquoten sowie Abgänge und Nachschub von Personal berücksichtigt, könnten 2030 bereits 13.700 Fachkräfte fehlen.

Quereinsteiger forcieren

Gelingen soll das vor allem mit Quereinsteigern: In einem eigenen Kolleg werden diese in fünf Semestern zu Fachkräften ausgebildet. Die Ausbildung ist damit deutlich kürzer als die fünfjährige Schule mit Matura: Hier würden viele nachher nicht in den Kindergartenberuf gehen, sagte Wiederkehr. Auch geflüchtete Menschen aus der Ukraine mit pädagogischer Berufserfahrung werden gezielt angesprochen. Die Auswirkungen der geplanten Aufstockung der Ausbildungsplätze werden sich freilich erst in einigen Jahren zeigen. Wiederkehr will zudem mehr männliche Pädagogen für den Kindergartenbereich gewinnen.

100 neue Sprachförderkräfte im nächsten Jahr

Beim Ausbau der Sprachförderkräfte hapert es. Das Ziel der SPÖ-Neos-Stadtregierung ist im Koalitionspakt vom Herbst 2020 formuliert: Bis 2025 soll die Zahl der Sprachförderkräfte im Kindergarten von 300 auf 500 ausgebaut werden. Mithilfe dieses Personals sollen die Kinder fit für die Unterrichtssprache Deutsch in der Volksschule gemacht werden.

Zwar wurde bereits zahlreiches neues Personal eingestellt, sagte Wiederkehr – 50 im Vorjahr und 77 heuer. "Es gab aber mehr Abgänge als gedacht." Aktuell sind demnach 330 Sprachförderkräfte in Kindergärten tätig. Der Ausbau werde intensiviert, kündigte der Stadtrat an: Für 2023 sei das Ziel, 100 neue Fachkräfte einzustellen.

Missbrauchsverdachtsfälle werden offensiv kommuniziert

Die Neubesetzung der Chefstelle bei der MA 10 wurde laut Wiederkehr auch notwendig, weil der Umgang mit einem Missbrauchsverdachtsfall in Penzing nicht zufriedenstellend verlief. So wurden Eltern am Standort erst mehr als ein Jahr später informiert. Die Informationspolitik hat sich zuletzt schon geändert: Zwei weitere Verdachtsfälle im November wurden offensiv kommuniziert. MA-10-Chefin Broukal verwies darauf, dass sich ein Verdachtsfall "auf ein ganzes System" auswirke: Man müsse die Sorgen der Eltern ernst nehmen und die Vorkommnisse am Standort intensiv aufarbeiten.

Broukal hatte sich bei einem Auswahlverfahren durchgesetzt. Zuvor war sie jahrelang im elementarpädagogischen Bereich in der Kinder- und Jugendhilfe (MA 11) tätig. In dieser Funktion arbeitete sie auch an einer Novelle zum Kinderschutz mit: Künftig müssen alle Kindergärten in Wien etwa ein Kinderschutzkonzept erstellen und eine Beauftragte einsetzen.

200 Euro Energieunterstützung für private Träger pro Kind

Zur Abfederung der hohen Energiekosten stellte Wiederkehr am Donnerstag auch eine Maßnahme für private Träger von Kindergarteneinrichtungen vor. Diesen werden einmalig 200 Euro pro Kindergartenplatz überwiesen. Die Maßnahme kostet rund 14 Millionen Euro.

Das Förderkontingent für Kinder mit besonderen Bedürfnissen in heilpädagogischen Gruppen wird von 54 auf 82 Plätze erhöht. (David Krutzler, 22.12.2022)