Foto: Proschofsky / STANDARD

Die Frage nach der besten Smartphone-Kamera ist immer auch eine subjektive, hängt sie doch nicht nur stark von eigenen Vorlieben ab, sondern auch davon, was und wie man fotografiert. Insofern ist es selbst für routinierte Tester nicht immer so einfach, einen klaren Gewinner zu definieren.

Blindtest

Der Youtuber Marques Brownlee (MKBHD) versucht es deswegen seit einigen Jahren mit einem anderen Ansatz: Er lässt zum Abschluss eines Jahres immer die wichtigsten Smartphones in einem Blindtest gegeneinander antreten, um so die Nutzer selbst einen Sieger bestimmen zu lassen.

Das hat in den vergangenen Jahren manchmal ganz gut funktioniert, ein anderes Mal eher befremdliche Ergebnisse produziert. Insofern hat sich MKBHD heuer zu einem neuen Ansatz entschlossen – oder, wie er es es selbst nennt, zur "wissenschaftlichen Ausgabe" seines Blindtests. Für diesen wurden Bilder mit 16 im Jahr 2022 veröffentlichten Smartphones in drei Kategorien aufgenommen – Tag, Nacht und Porträt.

Elo Rating

Auf einer eigenen Abstimmungsseite wurden dann zufällige Paare zusammengewürfelt, zwischen denen die Teilnehmer jeweils wählen konnten. Im Hintergrund sind dann all diese Daten in ein Elo-Rating eingeflossen, wie man es von diversen Sportarten wie Tennis oder auch Schach kennt. Das Ergebnis ist eine aussagekräftige Reihung, wohingegen es in früheren Jahren durch das klassische Turniersystem schon mal passieren konnte, dass ein sehr gutes Gerät durch eine ungünstige Paarung bereits in der ersten Runde ausschied.

Insgesamt nahmen mehr als 600.000 Personen an dieser Umfrage teil, mehr als 21 Millionen Stimmen gaben sie ab. Nun gibt es das Ergebnis dieses Prozesses – und es ist mehr als eindeutig. Wie schon im Vorjahr gewinnt auch heuer wieder ein Google-Smartphone, nur dass dieses Mal auch noch an zweiter Stelle ein Google-Gerät steht.

Pixel vor Pixel

Überraschend ist lediglich, wie sich diese Reihung darstellt. Auf der Spitzenposition landet nämlich das Pixel 6a, also Googles aktuelles Mittelklasse-Smartphone. Knapp dahinter dann das Pixel 7 Pro, das derzeitige Spitzenmodell des Unternehmens. Das ist auch deswegen interessant, weil das Pixel 7 Pro eigentlich einen deutlich besseren Sensor hat. Dafür hat Google den beim Pixel 6a verwendeten Sensor über viele Jahre immer weiter optimiert – oder, genauer gesagt, die eigene Software perfekt darauf zugeschnitten.

Marques Brownlee

Mit einem deutlichen Abstand landet das Asus Zenfone 9 auf Platz drei, gefolgt vom Oppo Find X5 Pro und dem Samsung Galaxy S22 Ultra. Das iPhone 14 Pro findet sich hingegen erst auf Platz sieben.

Die schlechtesten Kameras

Nicht minder interessant ist der Blick auf das andere Ende des Rankings: An der letzten Stelle liegt das Sony Xpera 1 IV und damit ausgerechnet ein Gerät jenes Herstellers, der die meisten Sensoren für aktuelle Smartphones liefert. Nur knapp davor aber das Motorola Edge Ultra 30, das groß mit einem 200-Megapixel-Sensor wirbt – und daraus offenbar das Minimum herausholt. Gerade die Nachtaufnahme des Motorola-Geräts wirkt, als wäre sie einem Horrorfilm entsprungen, so übertrieben wurde sie durch die Software geschärft.

Wird die Wertung noch zusätzlich anhand des Verkaufspreises gewichtet, bleibt das Pixel 6a wenig überraschend an der Spitze. Allerdings gibt es dann eine neue Nummer zwei, das Realme 10 Pro Plus.

Details

Das Pixel 6a gewinnt den Test übrigens, obwohl es in keiner einzigen Teilkategorie an der Spitze lag. Die beste Tageslichtaufnahme hat demnach das Oppo Find X5 Pro geliefert, während das Pixel 7 Pro bei Porträtfotos klar dominierte. Ganz überraschend darf der Erfolg des Pixel 6a übrigens nicht kommen, hatte doch im Vorjahr mit dem Pixel 5a der direkte Vorgänger gewonnen.

Angemerkt sei, dass auch dieses Ergebnis natürlich mit Vorsicht zu genießen ist. Immerhin profitiert das Pixel 6a etwa davon, dass lediglich die Hauptkamera getestet wurde, bei einem Vergleich der Zoom-Fähigkeiten könnte es hingegen nicht mit den Kameras eines Pixel 7 Pro oder auch eines Galaxy S22 Ultra mithalten. (apo, 22.12.2022)