Vor Corona war es noch kaum Usus, bei Erkrankungssymptomen 1450 zu wählen. In Wien gab es damals ein paar Hundert Anrufe am Tag, in Covid-Spitzenzeiten brachte der stärkste Tag in Wien 60.000 Anrufe.

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Das Kind fiebert hoch. Ab welchem Punkt wird es kritisch? Beim Husten sticht die Brust. Ist das normal? Wenn Sorgen wie diese aufkommen, stellen sich viele weitere Fragen: Soll ich die Rettung rufen oder ins Spital fahren, wo mit langen Wartezeiten zu rechnen ist? Reicht ein Besuch bei der Hausärztin, sobald ihre Ordination wieder offen hat? Oder tut es gar die Versorgung zu Hause?

Antworten sollen Betroffene bei der Gesundheitshotline 1450 erhalten. Auch über Weihnachten und Silvester ist sie täglich rund um die Uhr besetzt. Sie soll ein Tool sein, das Patientinnen und Patienten dorthin lenkt, wo sie hingehören. In Zeiten der Personalknappheit in den Spitälern könnte sie mithelfen, Abläufe im Gesundheitssystem ein wenig runder laufen zu lassen. So die Theorie. Wie aber läuft die Praxis?

Fakt ist, dass die Pandemie den Bekanntheitsgrad von 1450 über Nacht explodieren ließ. Im Frühjahr 2020 wurde ein Anruf bei 1450 zum Beispiel für jene propagiert, die aufgrund von Symptomen oder Kontakt mit Infizierten als Verdachtsfälle eingestuft wurden. Über die Nummer wurden auch Teams für Corona-Heimtests organisiert sowie Termine in Teststraßen vergeben.

Start war schon 2017

Die Gesundheitshotline sollte aber mehr sein als ein Corona-Supportservice. Sie wurde bereits vor der Pandemie ins Leben gerufen, zuerst 2017 in den Bundesländern Wien, Niederösterreich und Vorarlberg. Als Letzte rollten Salzburg und Kärnten sie im November 2019 aus. In Salzburg ist sie heute noch stark als Corona-Ansprechstelle verankert: Von den rund 200 Anrufen am Tag sind nur rund ein Zehntel Gesundheitsberatungen, heißt es beim Roten Kreuz Salzburg, das in dem Bundesland die Hotline betreibt. Der Anteil dieser Gespräche steige langsam. Österreichweit waren es 2020 genau 172.099 Gesundheitsberatungen, dieses Jahr bis inklusive November bereits über 11.000 mehr.

Als Gesundheitsberatungen gelten Telefongespräche abseits der Corona-Thematik, bei denen abgeklärt wird, welche Symptome vorliegen und was als nächster Schritt sinnvoll ist, zum Beispiel Versorgungsmöglichkeit zu Hause oder beim Hausarzt oder im Spital. Die Person, die bei 1450 abhebt, gibt das Gespräch dafür an eine diplomierte Pflegefachkraft weiter, die dann anhand eines ausgeklügelten Online-Fragebogens die Situation abklärt.

In Wien entwickelt sich jeder dritte Anruf zu einer Gesundheitsberatung. Die restlichen zwei Drittel sind Anfragen, die etwas mit Corona zu tun haben, heißt es vom Fonds Soziales Wien (FSW) als Betreiber. Derzeit wählen in Wien rund 1700 Personen täglich die Nummer, in der Pandemie waren es am stärksten Tag 60.000, vor Covid ein paar Hundert täglich.

Empfehlung für Arztbesuch

Einer bundesweiten Evaluierung zufolge, für die Datenauswertungen und Expertinneninterviews durchgeführt wurden, ist bei den Anrufenden in der Regel kein Bedarf einer hoch spezialisierten Versorgungsstruktur gegeben, also kein Krankenhausbesuch vonnöten. Weiters zeige sich laut Evaluierung, dass rund drei Viertel aller Anrufenden, denen im Beratungsgespräch eine Dringlichkeitseinstufung gegeben wird, diese auch einhalten.

Den meisten wird der Besuch bei niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, insbesondere der Allgemeinmedizin, empfohlen. "Die Patientenstromlenkung funktioniert", resümiert Roland Haller, der beim FSW unter anderem für die Gesundheitshotline zuständig ist.

Videokonsultationen geplant

Es gibt aber Luft nach oben. So existieren denn auch Weiterentwicklungspläne, die wegen der Pandemie schon eine Weile verschoben wurden. Laut Sozialministerium und Sozialversicherung soll eine App entwickelt werden, und es sollen ergänzend mehr Inhalte ins Web kommen. Weiters soll Elga integriert werden, und es gibt Pläne, eine digitale Videokonsultation einzubauen. Dabei sollen Ärztinnen und Ärzte videobasiert Handlungsanleitungen geben können.

Kommendes Jahr soll 1450 zudem aus dem Corona-Eck geholt werden: Das Ministerium plant eine Informationskampagne, "da 1450 landläufig eher als Corona-Hotline statt als Gesundheitsberatung bekannt ist". (Gudrun Springer, 23.12.2022)