Dutzende Frauen haben am Donnerstag gegen das Univerbot in der afghanischen Hauptstadt Kabul demonstriert.

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Kabul – Afghanistans amtierender Taliban-Minister für Höhere Bildung hat das Universitätsverbot für Frauen verteidigt. Den drastischen Schritt begründete Scheich Neda Mohammed Nadim am Donnerstag mit Widersprüchen zur Rechtsauffassung des Islam der Taliban, wie der Nachrichtensender Tolonews berichtete. Dazu zählten etwa, dass Studentinnen die islamischen Kleidervorschriften nicht beachteten oder aus den Provinzen ohne männliche Begleitung an die Universitäten kämen.

Außerdem seien weiter Frauen und Männer gemeinsam unterrichtet worden und einige Studienfächer stünden der afghanischen Ehre und den islamischen Prinzipien entgegen, sagte der Minister demnach. Das Interview wurde im Staatssender RTA ausgestrahlt.

Kritik aus islamischen Ländern

Am Donnerstag demonstrierten Dutzende Frauen in der Hauptstadt Kabul gegen das Univerbot. Auch mehrere islamische Länder, darunter Saudi-Arabien, Katar oder Afghanistans Nachbarländer Iran und Pakistan kritisierten die Taliban bereits scharf für die Entscheidung. Nach Wissen zu streben ist gemäß der Lehren im Islam Pflicht für Männer und Frauen.

US-Außenminister Antony Blinken sagte am Donnerstag, dass die Taliban versuchen würden, die Frauen Afghanistans "zu einer dunklen Zukunft ohne Chancen" zu verurteilen, indem sie ihnen den Besuch von Universitäten verbieten. In einer Pressekonferenz zum Jahresende sagte Blinken, die von den Taliban geführte Regierung werde in ihren Bemühungen, die Beziehungen zum Rest der Welt zu verbessern, scheitern, wenn sie das Verbot nicht aufheben. "Wenn dies nicht rückgängig gemacht wird, wird es teuer werden", sagte er über das Verbot.

Am Dienstag hatten die Taliban in Afghanistan mit sofortiger Wirkung Frauen von allen Universitäten verbannt. Seit ihrer Machtübernahme im August 2021 haben die Islamisten Frauenrechte massiv eingeschränkt. Mädchen und Frauen sind vom öffentlichen Leben weitgehend ausgeschlossen. (APA, red, 22.12.2022)