Sorgt für medienethische Debatten: das "Spiegel"-Porträt über Ex-Minister Peter Altmaier.

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Ein "Spiegel'"-Porträt des ehemaligen deutschen Wirtschaftsministers Peter Altmaier (CDU) in seinem ersten Sommer nach der Politik sorgt für heftige Debatten. Der Ex-Politiker werde empathielos bloßgestellt, kritisiert etwa Frederik von Castell in einer Analyse auf "Übermedien".

"Nachtreten unter der Gürtellinie"

Castells Befund: "Anstatt sich mit Altmaier als Figur der Zeitgeschichte kritisch zu befassen, soll der frühere Bundesminister (CDU) in diesem Text allem Anschein nach lächerlich gemacht werden. Es ist eine empathielose Zurschaustellung. Eine, die zeigt, wie der 'Spiegel'-Autor und Journalistenschüler Miguel Helm sich selbst findet, vielleicht auch sich selbst findet, während er beobachtet und aufschreibt, womit man Altmaier verletzen könnte. Was dabei herausgekommen ist: ein Nachtreten unter der Gürtellinie."

"Wie der Politpensionär Peter Altmaier verzweifelt nach einer neuen Rolle sucht", titelte "Spiegel Online" die Webversion des Porträts, das im Magazin auf sechs Seiten unter dem Titel "Der erste Sommer ohne Macht" erschien. "Übermedien" titelt dazu: "Wie das Nachtretenmagazin 'Spiegel' verzweifelt in Peter Altmaiers Privatleben wühlt.

WDR-Journalist Arnd Henze empfiehlt das "Spiegel"-Porträt als warnendes Anschauungsobjekt für Journalismusschüler:

"Dabei sein, wie jemandem Unrecht getan wird"

Die Berliner SPD-Politikern Hanna Sophie Lupper schrieb auf Twitter etwa: "Als Leserin habe ich mich vor allem beschämt gefühlt durch diesen Artikel. Man hat das Gefühl, dabei zu sein, wie jemandem Unrecht getan wird. Schade, dass es Peter Altmaier getroffen hat. Ich glaube, er ist ein feiner Mensch, über den man viel anderes hätte lesen können."

"Man kann Peter Altmaier für so unglaublich vieles kritisieren, das hier empfinde ich als unangenehm", schreibt Julia Lorenz von "Zeit Online".

"Unwürdig, diffamierend, verletzend und herabwürdigend" findet Christian Storch, Pressesprecher der Berliner Grünen, das Porträt:

Tobias Dünow, Staatssekretär im Wissenschaftsministerium in Brandenburg (SPD), wundert sich über Lob von Journalisten über das Porträt:

Ein sehr besonderes Porträt

Felix Dachsel, nach "Vice Deutschland" nun beim "Spiegel", lobt etwa ein "sehr besonderes" Porträt:

Ebenfalls als "sehr besonders" und lesenswert empfiehlt etwa Levin Kubeth (Stern.de) das Porträt:

"Peter Altmaier hat über Jahrzehnte zu den wichtigsten und bekanntesten Politikern des Landes gehört. Im Zuge der Recherchen hat Herr Altmaier sowohl unserem Autor als auch unserem Fotografen, wie dem Text zu entnehmen ist, bewusst Einblicke gewährt. Über die Umstände der Recherche gibt der Text transparent Auskunft", erklärte eine "Spiegel"-Sprecherin "Übermedien". Peter Altmaier* wolle sich nicht zur Debatte äußern, seine Erklärung: "Ich bin ja der Gegenstand der Diskussion, und ich denke, der Respekt vor der Pressefreiheit gebietet es auch, da nicht dazwischenzufunken." (red, 23.12.2022)